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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Stange in dem Gehäuse verankert war. Auch da war nichts zu machen.
    Langsam und tief atmend, um ihre Nerven zu beruhigen, bewegte sie sich zum anderen Ende der Querverstrebung, wo sich ihre Stimmung schlagartig besserte. Hier war die Stange nicht in das Gehäuse eingepasst, sondern mit einfachen Schrauben befestigt. Sofort fiel ihr Blick auf den Werkzeugkasten, der in Reichweite ihres Fußes stand. Zurück in der Mitte der Stange, streckte sie das linke Bein so weit wie möglich aus. Die Handschellen schnitten in ihre Gelenke, und sie glaubte, die Arme würden ihr aus dem Leib gerissen. Ihre verletzte linke Schulter schrie danach, dass sie aufgab, aber sie ignorierte den Schmerz und schaffte es schließlich, ihren Fuß unter den Griff des Werkzeugkastens zu schieben. Sie zog ihn Stück für Stück zurück, bis er direkt vor ihr stand.
    Da. Ein Schraubenzieher, gleich obenauf. Nach einem erneuten Blick auf die Schrauben fluchte sie leise. Sie wusste, dass es verschiedene Arten von Schraubenziehern gab, doch soweit sie sah, befand sich in dem Werkzeugkasten nur dieser eine, dessen Spitze sie nicht sehen konnte.
    Als sie den rechten Schuh an ihrem linken Schienbein abstreifte, dankte sie Gott, dass sie sich für flache Absätze entschieden hatte. Dann umklammerte sie mit zwei Zehen den vorderen Teil des Schraubenziehers und hob behutsam den Fuß. Von draußen ertönte plötzlich Lärm, und sie zuckte zusammen und hätte beinahe den Schraubenzieher fallen lassen. Offenbar waren die Hintertüren des Lastwagens zugeschlagen worden, und erneut stieg Angst in ihr auf. Die Stimmen
von draußen waren deutlich zu hören und kamen näher. Sie versuchte, ruhig zu atmen, und schließlich, nach einer konzentrierten Anstrengung, hielt sie den Schraubenzieher in der Hand. Von da an war alles erschreckend einfach; sie hatte die drei Schrauben blitzschnell gelöst, und das Ende der Stange ließ sich nach vorne ziehen.
    Als sie die Handschellen darübergezogen hatte, schaute sie auf ihre Hände, völlig erstaunt, was sie gerade zustande gebracht hatte. Es war unmöglich, sich von den Handschellen selbst zu befreien, aber sie konnte sich bewegen. Sofort ging sie in Richtung des Büros, um nach einem Telefon zu suchen. Dass sie keine Waffe hatte, war das ihre einzige Chance. Doch dann, als sie gerade die Hand auf die Türklinke legte, fiel ihr auf, dass der Motor nicht mehr zu hören war. Der Isuzu musste losgefahren sein, und das bedeutete, dass Vanderveen zurückkommen würde, um sie zu töten. Als sie Richtung Ausgang blickte, bemerkte sie zuerst nichts, doch dann sah sie einen näher kommenden Schatten auf dem Betonboden.
    Sie blickte sich hektisch um, doch es gab kein Entkommen. Mit klopfendem Herzen stieß sie die Tür des Büros auf und trat ein.

53
    New York City
    Nachdem er den Isuzu vor das noch geschlossene Tor manövriert hatte, stieg Vanderveen aus, ohne den Motor abzustellen. Er ging zur Rückseite des Fahrzeugs, wo Foster und Nazeri warteten, und warf einen letzten Blick auf die Bombe, nach deren Explosion nichts mehr sein würde wie zuvor. In dieser neuen Welt würde sich die Angst immer mehr ausbreiten.
    Eigentlich sah er nur den Parker-Dampfkessel, doch an der linken Seite war das Gehäuse aufgeschraubt und die Platte abgenommen worden, sodass nun die Vorderseite der BLU- 82 zu sehen war. Die Bombe war unten auf einer Stahlpalette festgezurrt und an den Seiten und oben in ein Holzgerüst eingepasst. An einer Stelle war zwischen das Holz und die Metallhaut der Bombe ein zweieinhalb Pfund schwerer Block Semtex gezwängt, in dem sich eine Sprengkapsel verbarg, von dem eine gut dreieinhalb Meter lange Zündschnur zu dem M-60-Zünder verlief, der in der Kabine am Fahrersitz befestigt war. Nazeri musste nur den Ring hineindrücken, drehen und herausreißen - eine einfache, aber extrem effektive Konstruktion. Nazeri glaubte, ihm würden fünf Minuten bleiben, um sich vor der Explosion der Bombe in Sicherheit zu bringen, doch mit dieser Annahme lag er falsch.
    Vanderveen hatte eine Stunde damit verbracht, die Bombe einsatzbereit zu machen und dabei die langsam brennende Zündschnur, die Nazeri von der Demonstration des Vorgangs
kannte, gegen eine andere eingetauscht. Es war nicht schwer, das hinzubekommen, ohne dass Nazeri etwas merkte. Bei der ersten Zündschnur waren das Garn und das Schwarzpulver mit Bitumen und Kunststoff ummantelt, und das Pulver war so verteilt, dass sie langsam glimmen würde. Bei dem anderen Typ war

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