Der Attentäter - The Assassin
betrachtete sie ruhig. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, aber ein Blick in seine Augen verriet seine wahren Absichten und ließ sie den letzten Rest an Selbstkontrolle verlieren. Es war klar, dass er darüber nachdachte, wie er sie quälen würde, bevor er sie tötete.
»Naomi … Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie so nenne?« Sie antwortete nicht, weil es sowieso keine Rolle spielte, ob sie etwas sagte. »Wie Sie sehen, befinden Sie sich in einer üblen Lage. Tut mir leid, so viel Glück wie in Berlin werden Sie nicht noch mal haben.«
Sie schloss die Augen. »Dann waren Sie also dort.«
»Natürlich.« Er betrachtete sie aufmerksam, streckte den Arm aus und berührte ihre Wange. Sie zuckte instinktiv zurück, aber er lächelte nur.
»Sagen Sie, wie lange arbeiten Sie schon für die CIA?«
»Ich arbeite überhaupt nicht mehr für sie«, erwiderte sie möglichst trotzig. »Man hat mich gefeuert.«
»Tatsächlich?« Er wirkte belustigt. »Ich bin beeindruckt. Und seit wann kennen Sie Kealey?«
Als sie den Blick abwandte, betrachtete er sie eine Weile, als wollte er ihre Entschlossenheit abschätzen. Dann nickte er und ging auf das Büro zu. Bald war er nicht mehr zu sehen, aber Kharmai hörte eine Tür zuschlagen, dann das Rasseln von Jalousien, die gegen eine Glasscheibe schlugen. Schließlich kam Vanderveen mit einem grünen Werkzeugkasten zurück. Er stellte ihn auf den Betonboden, öffnete ihn und durchwühlte den Inhalt. Dabei sprach er, ohne den Kopf zu heben.
»Sie werden gleich zum letzten Mal reden, Naomi. Machen Sie keinen Fehler. Ihr Leben ist sehr bald zu Ende, aber vorher möchte ich mich noch mit Ihnen unterhalten, wie es unter zivilisierten Menschen üblich ist.« Er richtete sich auf und hielt eine Beißzange mit sehr spitzen Zinken in der Hand. »Natürlich kann es auch weniger zivilisiert ablaufen. Es liegt an Ihnen.«
Foster trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Uns läuft die Zeit davon. Kealey wird jede …«
»Wir haben reichlich Zeit«, sagte Vanderveen leise. Foster verzichtete auf einen Protest. »Gehen Sie raus und behalten Sie das Tor im Auge.«
Foster murmelte etwas vor sich hin, nahm seine Waffe von der Palette und ging zur Glastür. Im gleichen Moment stürmte Nazeri herbei und packte Vanderveens Arm. Er schwitzte stark, seine braunen, durch die Brillengläser vergrößerten Augen wirkten ängstlich. »Was hat diese Frau hier zu suchen, Erich?«, fragte er auf Farsi. »Wir müssen sie loswerden.«
»Keine Panik, Amir. Der Times Square wird auch später noch am selben Ort sein.«
Kharmai beherrschte vier Sprachen, darunter auch Farsi. Sie bemühte sich, eine ausdruckslose Miene beizubehalten, damit nicht auffiel, dass sie den Wortwechsel verstanden hatte. Es war ein Schock. Times Square? War das ein alternatives Anschlagsziel?
Vermutlich. Wahrscheinlich glaubten sie, die Sicherheitsmaßnahmen am Hauptquartier der Vereinten Nationen seien unüberwindbar.
»Nicht mehr lange, dann sind wir sie los«, fügte Vanderveen ruhig hinzu, während er sich von Azeris Griff freimachte. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Konzentriere dich auf deine Aufgabe. Um den Rest kümmere ich mich, okay? Warte draußen auf mich. Ich bin hier gleich fertig.«
Der Iraner wirkte beunruhigt, gehorchte aber. Vanderveen wandte sich wieder Kharmai zu, noch immer die Zange in der Hand haltend, und offenbar fiel ihm ihre hoffnungsvolle Miene auf.
»Stimmt ja, was hat Foster gerade gesagt?« Er tat so, als könnte er sich nicht sofort erinnern. »Kealey wird jede … Wann wird er hier sein? Jede Sekunde? Jede Minute?« Sein breites Grinsen verriet, dass er die Situation genoss. »Wie auch immer, er wird auf jeden Fall zu spät kommen, um Sie zu retten. Ich wünschte nur, ich könnte hierbleiben und sein Gesicht sehen, wenn er findet, was von Ihnen noch übrig ist.« Er schwieg, nachdenklich die Zange studierend. »Sagen Sie, ist Ihre Beziehung zu Kealey rein professioneller Natur? Oder geht sie weiter? Sollten Sie Einblick in sein Seelenleben haben, würde mich das sehr interessieren. War es schwer für ihn, die Nacht in Maine zu verarbeiten? Haben Sie die Leerstelle in seinem Leben ausgefüllt?« Er musterte sie mit einem leidenschaftslosen Blick. »Sie sind ziemlich attraktiv … Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diesen Reizen lange widerstehen konnte. Ich könnte es nicht.«
Er beugte sich vor und berührte mit der Zange ihre Wange. Als sie das kalte Metall auf ihrer
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