Der Attentäter - The Assassin
sieht’s aus, Schettini?«
Eine junge Frau ließ ihr Handy sinken. »Die Techniker sind auf Kanal neun, Sir. Ihr Boss ist Wilson. Er wartet darauf, dass Sie sich melden.«
Quine gab die Frequenz ein und wiederholte seine Frage.
Sofort meldete sich eine dünne, hohe Stimme. »Wir sind so weit, Sir. Der Strom ist abgestellt.«
Quine bestätigte, dass er verstanden hatte, und wechselte erneut den Kanal, um sich an die Leiter der Einsatztrupps zu wenden. »Hier Einsatzzentrale. Ihr könnt vorrücken.«
Plötzlich sah Kealey vor seinem geistigen Auge die Löcher in dem Maschendrahtzaun, durch die sich die Einsatzkräfte zwängten, und dann rückten auf dem ersten Monitor, der Bilder von der Westseite des Lagerhauses zeigte, schwarz gekleidete Männer vor.
»Da sind sie«, murmelte jemand. Kurz darauf erschien das andere Team auf dem dritten Monitor. Fünf Männer rannten hintereinander auf das Lagerhaus zu.
Im Verhältnis zur Größe des Gebäudes war das Büro ungewöhnlich geräumig. Die Wände waren aus Beton, mit Glasscheiben zwischen dem oberen Ende und der Decke. Vor der nackten Betonwand an der Westseite standen zwei billige hölzerne Klapptische, die unter dem Gewicht von Monitoren und einem Computer nachzugeben drohten. Mason fluchte leise, als er den Blick über Schreibtische gleiten ließ, die mit Papierstößen und
Fast-Food-Verpackungen übersät waren. Ihm war klar, dass die Suche nach den Schlüsseln lange dauern konnte. Da ihm das Büro zugleich als Wohnung diente, lagen überall persönliche Sachen herum. Gekauft hatte er das Gebäude vor drei Monaten über eine in Illinois ansässige Holdinggesellschaft, die von einem halben Dutzend Strohmänner geführt wurde.
Mason verbrachte den größten Teil seiner Zeit in dem Lagerhaus, denn es war einer der wenigen Orte, wo er sich wohlfühlte. Hier hatte er keinen Grund, sich um seine persönliche Sicherheit zu sorgen. Nur wenige seiner Kunden hatten die Zeit oder den Wunsch, seine Operationsbasis zu suchen, und es gab praktisch keine Gründe, ihnen zu misstrauen. Schließlich waren sie zufrieden, und er tat mehr als genug für sie.
Er stieß einen Papierstapel von einem Schreibtisch und begann zu suchen, doch dann ging plötzlich das Licht aus. Sofort blickte er zu den Monitoren hinüber, und was er sah, verschlug ihm den Atem.
Die Techniker vom FBI hatten die Stromleitungen gekappt, wie es ihnen befohlen worden war, doch weder sie noch sonst jemand wusste, dass Masons Sicherheitssystem über eine Power-over-Ethernet-Verbindung versorgt wurde. Die zwölf IP-Kameras, die die Umgebung des Lagerhauses überwachten, waren über Glasfaserkabel mit einem Midspan verbunden, dessen Funktion der eines Servers glich. Es gab ein Relais zwischen dem Midspan und dem Computer, der im Falle eines Stromausfalls automatisch auf Akkubetrieb umschaltete. Der separate Akku würde nur für ein paar Minuten Strom liefern, da zu viele Endgeräte angeschlossen waren, doch diese Minuten konnten entscheidend sein. Als Mason mit wachsender Panik auf die Monitore blickte, sah er ein zweites Team aus Richtung Osten auf die Stahltür zukommen.
Fluchend rannte er zu seinem Klappbett, wo er unter der rauen Wolldecke einen Dell-Laptop und ein G-56-Schnellfeuergewehr von Heckler & Koch hervorholte, das bereits geladen war. Nachdem er sich noch zwei Magazine mit jeweils dreißig Patronen geschnappt hatte, rannte er aus dem Büro und die Treppe hinunter.
Benjamin Tate, der Leiter des Einsatztrupps, der das Gebäude aus westlicher Richtung stürmen wollte, hatte die Hälfte seines Berufslebens bei verschiedenen SWAT-Teams verbracht, unter anderem in Houston, Atlanta und New York. Während dieser Zeit hatte er an Dutzenden hoch riskanter Festnahmen teilgenommen, bei denen die taktische Vorgehensweise häufig ähnlich wie in diesem Fall gewesen war. Doch meistens hatte er anderes zu tun. Tate, der einen MBA von der Cornell University vorzuweisen hatte, war außerdem Ermittler für Betrugsfälle, und über zu wenig Arbeit konnte er sich nie beklagen. Er war einer der Ersten gewesen, der in diesem Fall den Einsatz des HRT-Teams empfohlen hatte. Als sein Vorschlag abgelehnt wurde, hatte er nicht weiter insistiert. Im Laufe langjähriger Erfahrung mit dem FBI hatte er gelernt, dass man einen Vorschlag einmal machen konnte, im Falle einer Ablehnung aber das tat, was einem gesagt wurde. Lamentieren brachte nichts.
Er kauerte sich hin und gab seinem Sprengstoffspezialisten das
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