Der Attentäter - The Assassin
Foster, ich sage jetzt etwas, von dem ich hoffe, dass Sie es weitergeben. Sehen Sie das da?« Er blickte auf eine der Skizzen und zeigte auf den Parkplatz direkt südlich des Lagerhauses. »Wegen der Mauer an der Straßenseite werden die Fahrzeuge Ihrer Leute bei der Annäherung vielleicht nicht entdeckt, doch sobald sie aussteigen, sind sie für mindestens fünfzehn Meter völlig schutzlos. Ich bin sicher, dass Sie zur Unterstützung Scharfschützen postiert haben, aber …«
Kealey führte den Satz nicht zu Ende, weil Foster den Kopf schüttelte. »Sie nehmen nicht den Weg.« Er zeigte auf Stellen direkt westlich und östlich des Lagerhauses. »Es lässt sich der Skizze nicht entnehmen, aber da stehen Maschendrahtzäune, in die die Jungs vom SWAT-Team letzte Nacht Löcher geschnitten haben … Da müssen sie jetzt nur noch durchkriechen und sich gegen die Wand des Gebäudes pressen. Auf diese Weise haben die Scharfschützen den Einsatztrupp und das Lagerhaus im Blick. Mason hat natürlich Kameras, aber wir werden den Strom abstellen, bevor unsere Jungs zuschlagen.«
Kealey nickte. Das klang nicht gerade überzeugend, war aber besser als die Alternative. Trotzdem, es blieben etliche Risiken. Er sorgte sich in erster Linie darum, dass Mason die Erstürmung des Gebäudes nicht überleben könnte. Er war die einzige Verbindung zwischen Arshad Kassem und den Aufständischen im Irak, und Kealey wollte wissen, wo die Waffen herkamen. Die Akte, die er vor ein paar Minuten gelesen hatte, enthielt ein paar kritische Bemerkungen über Anthony Masons
Fähigkeit, eine erfolgreiche kriminelle Aktion einzufädeln und durchzuführen, und er war sich nicht mehr sicher, ob hinter dem amerikanischen Waffenschieber nicht doch noch jemand anders stand.
Sein Blick fiel auf Samantha Crane, die vor der Bank von Monitoren stand und nervös auf einem Fingernagel herumkaute. Den linken Arm hatte sie auf eine seltsame Weise um die Taille geschlungen.
»Wird sie es durchstehen?«
»Ja, sie kommt gut mit dem Druck klar«, antwortete Foster.
Kealey nickte, fand aber, dass Fosters Stimme nicht mehr so zuversichtlich klang wie während der ersten Hälfte ihres Gesprächs.
15
Paris / Alexandria, Virginia
Es war kurz nach sechs Uhr abends, als die letzten der zweiundachtzig Passagiere des Lufthansa-Fluges 1822 in das gläserne Terminal 2F traten, ächzend unter der Last von Mänteln, schweren Reisetaschen oder schlafenden Kindern. Die meisten sahen so müde aus, wie sie sich fühlten, was nicht erstaunlich war, da der Großteil in Frankfurt nur umgestiegen war. Für viele hatte die Reise acht Stunden zuvor auf dem Flughafen Atatürk International in Istanbul begonnen, und jetzt standen sie hier, am nordöstlichen Stadtrand der französischen Hauptstadt. Als einer der beiden großen Flughäfen von Paris wurde Charles de Gaulle International von den Einheimischen nur als »Flughafen Roissy« bezeichnet, wobei manchmal das erste Wort noch wegfiel.
Der allerletzte Passagier, der die Gangway herunterkam, wirkte überraschend ausgeruht, was bemerkenswert war, denn er hatte eine sehr viel längere Reise hinter sich als die anderen. Will Vanderveen war mit dem Peugeot nach Latakia zurückgefahren, wo er das Fahrzeug abgestellt und in den Bus nach Aleppo gestiegen war. Dort hatte er eine Busfahrkarte nach Istanbul gekauft, die bemerkenswert billig war, umgerechnet etwa zwanzig Dollar. Doch nicht aus diesem Grund hatte er sich für diesen Weg entschieden. Weitaus wichtiger war, dass die Route des Busses in die Türkei über den Grenzübergang Bab al-Hawa führte, der, verglichen mit den drei anderen,
am stärksten frequentiert wurde. Deshalb wurde dort weniger kontrolliert. Aber Vanderveen hatte einen französischen Pass, der zwei Monate zuvor von einem verbitterten ehemaligen Mitarbeiter des französischen Auslandsgeheimdienstes meisterhaft gefälscht worden war. Der burgunderrote Pass mit der Goldprägung, in den in Damaskus die erforderliche Einreiseerlaubnis gestempelt worden war, hatte die überarbeiteten türkischen Grenzbeamten vollauf befriedigt. In Istanbul hatte er für tausendvierhundert türkische Lira ein Ticket für den Alitalia-Flug 386 erstanden, und von dort war man in einer Stunde in Paris.
Er hatte nur eine schwarze Coach-Reisetasche mit einem Satz Kleidung zum Wechseln und den nötigsten Toilettenartikeln dabei. Seine diversen gefälschten Pässe trug er am Leib. Er betrat eine Toilette, erleichterte sich und blickte beim
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