Der Attentäter - The Assassin
murmelte Brenneman.
»Auch diese Möglichkeit müssen wir bedenken«, antwortete Harper. »Wir werden uns darum kümmern, Sir, doch das könnte schwierig werden, weil die Untersuchung des Anschlags in die Zuständigkeit der irakischen Polizei fällt.«
»Stimmt.« Ford warf ihrem Untergebenen einen missbilligenden Blick zu. »Wir müssen sorgfältig darauf achten, wem wir bei der irakischen Polizei vertrauen können, aber ich würde
nicht empfehlen, sie außen vor zu halten. Das würde die Beziehungen in einer ohnehin schwierigen Situation belasten. Besonders, wenn al-Maliki nicht überlebt.«
Sie belehrt den Präsidenten in Angelegenheiten, die sie nichts angehen, dachte Harper. Ford war bei der CIA eine Quereinsteigerin; zuvor war sie über vier Legislaturperioden Kongressabgeordnete aus Michigan gewesen, anschließend Dekanin an der zur Harvard University gehörenden Kennedy School of Government. Zu Beginn dieses Jahres hatte der Präsident sie für ihren jetzigen Posten nominiert. Nach Harpers Meinung hatte sie hier noch einiges zu lernen, und vorerst mussten ihr die Grenzen ihrer Kompetenz bewusst sein.
Es schien, als gingen Brenneman ähnliche Gedanken durch den Kopf. Er bedachte Ford mit einem eindeutigen Blick, den diese anscheinend nicht bemerkte. In diesem Moment piepte ihr Handy. Sie griff danach und klappte es nervös auf. »Was gibt’s denn?« Nachdem sie einen Augenblick gelauscht hatte, wandte sie sich dem Präsidenten zu. »Es ist dringend, Sir. Darf ich vielleicht …?«
Brenneman nickte knapp. Ford verschwand im angrenzenden Cabinet Room und schloss die Tür geräuschvoller als nötig. Harper wahrte eine unbewegte Miene, nahm aber an, dass der Präsident genau wusste, was er dachte.
Einen Augenblick später wurde seine Vermutung bestätigt. »Denken Sie an etwas Bestimmtes, John?«
Harper schüttelte den Kopf und beugte sich vor, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken. Er fragte sich, warum er eine so große, auch für andere erkennbare Abneigung gegen Rachel Ford hegte. An ihrer intellektuellen Kompetenz konnte kein Zweifel bestehen; sie hatte ihre akademische Ausbildung mit einem Doktor an der juristischen Fakultät in Harvard gekrönt.
Auch hatte er kein Problem damit, eine Frau als Vorgesetzte zu haben, was im Laufe der Jahre schon häufiger vorgekommen war. Kurzum, er wusste nicht, worauf diese Abneigung zurückging, die zweifellos auf Gegenseitigkeit beruhte.
Der Präsident blätterte in einem Schnellhefter. »Siebzehn amerikanische Todesopfer, ist das richtig?«
Harper räusperte sich. »Ihr Bericht ist mehrere Stunden alt, Sir. Die jüngsten Informationen aus unserer Botschaft in Bagdad sprechen von neunzehn Toten. Fünf weitere Amerikaner schweben in Lebensgefahr.«
Brennemans Blick verdüsterte sich, aber er antwortete nicht. Stattdessen warf er den Schnellhefter auf den Tisch und blickte Harper lange in die Augen. »Mrs Ford hat da eben einen wichtigen Punkt angesprochen«, sagte er schließlich.
Harper war kurzzeitig irritiert.
»Al-Maliki«, sagte Brenneman. »Was hatte er da zu suchen, außerhalb der Internationalen Zone?«
Harper dachte einen Augenblick nach. Er fragte sich, ob sich der Präsident mehr für die amerikanischen Opfer oder für den Mordanschlag auf den irakischen Premierminister interessierte. »Wann waren Sie zum letzten Mal in Bagdad, Sir?«
»Vor einem halben Jahr. Ich habe eine Rede vor unseren Soldaten gehalten und mir die neue Botschaft angesehen.«
»In was für einem Zustand waren die Straßen?«
»In einem grauenhaften, und das ist wahrscheinlich noch untertrieben. Aber natürlich ist es vom Flughafen bis zur Zone nur ein Katzensprung, so dass die Fahrt wenigstens nicht lange gedauert hat.«
»Für Sie, Sir. Für alle anderen ist es schwierig, sich in Bagdad zu bewegen, selbst für hohe irakische Offizielle.«
Der Präsident runzelte die Stirn. »Warum?«
»Zuerst muss man ein Formular ausfüllen und angeben, wann man aus welchem Grund wohin will. Dann müssen Fahrzeuge und Leibwächter beantragt werden. All das muss einen Tag im Voraus erledigt werden und ist sehr lästig, besonders wenn man auch danach noch ständig an Straßensperren angehalten wird. Die meisten hohen Tiere suchen nach Möglichkeiten, diese Prozedur zu umgehen.«
»Indem sie es überhaupt vermeiden, sich in der Zone aufzuhalten.«
»Genau. Das Problem ist nur, dass man außerhalb der Zone ständig in Lebensgefahr schwebt.«
Brenneman nickte bedächtig, vielleicht ein
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