Der Attentäter - The Assassin
ließ sich nicht leugnen, dass die von ihr angeheuerten Männer Vollamateure waren. Viel wurde nicht von ihnen verlangt, doch wenn sie versagten, würde die Zielperson sofort von einer Horde von Sicherheitskräften umstellt sein. Trotzdem musste er zugeben, dass Yasmin Raseen alles außergewöhnlich gut vorbereitet hatte. Was er benötigte, hatte sie besorgt - die notwendigen Informationen, die Schützen und den schlichten schwarzen Kasten im hinteren Teil des Geländewagens.
Nachdem sie die viel Wasser führende Dordogne überquert hatten, erschien zu ihrer Linken ein ihm vertrautes Bauernhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert, das mehrere hundert Meter von der mit Schlaglöchern übersäten Straße entfernt stand. Er bremste ab und bog auf eine asphaltierte, auf beiden Seiten von Ahornbäumen und Pappeln gesäumte Straße ab. Offenbar war diese gerade gesäubert worden, an den Rändern türmten sich
welke braune Blätter. Nach etwa zweihundert Metern brachte er den Wagen vor einem morschen Holzzaun zum Stehen.
Als sie ausstiegen, blickte sich Raseen zweifelnd um. »Sicher, dass es abgeschieden genug ist?«
Vanderveen öffnete die Hintertür und nahm den schwarzen Kasten heraus. »Ich denke schon. Ich bin nicht zum ersten Mal hier, und bisher hat es nie Probleme gegeben.«
Er warf sich noch einen kleinen Rucksack über die Schulter, stieg über den Zaun und verschwand zwischen den Bäumen. Raseen folgte ihm in den drückenden Wanderstiefeln, die sie gerade erst gekauft hatte. In der letzten Nacht hatte es stark geregnet, und der Boden war matschig. Nachdem sie zum dritten Mal mit einem Stiefel im Matsch versunken war, bemerkte sie sein amüsiertes Lächeln.
»Ich bin nicht an Landpartien gewöhnt«, sagte sie entschuldigend, als kreidete sie sich das Unvermeidliche als persönliches Versagen an.
»Noch ein paar Minuten, dann sind wir da«, beruhigte er sie.
Sie gingen weiter, und bald hatten sie den Wald hinter sich und waren auf einer ebenen Weide, wo ein paar Bäume Schutz vor dem Regen boten. Vanderveen blickte sich um. Raseen hatte die Arme vor der Brust verschränkt und zitterte vor Kälte.
Er nahm den Rucksack ab und warf ihn ihr zu. Sie schaffte es gerade noch, ihn aufzufangen.
»Da sind Handschuhe, ein dicker Pullover und eine Thermoskanne mit Kaffee drin«, sagte er. »Passen Sie auf, dass Ihnen nicht kalt wird. Es wird eine Weile dauern.«
Sie nickte und zog den Wollpullover und schwarze Fäustlinge aus dem Rucksack. Vanderveen seinerseits öffnete den schwarzen Kasten und nahm die Einzelteile des FAMAS-G2-Schnellfeuergewehres heraus.
Ursprünglich 1967 von GIAT Industries entwickelt, einem unrentablen französischen Staatsunternehmen, sollte das Modell DAMAS FI die in die Jahre gekommene Maschinenpistole MAT49 ersetzen, die fast sechzig Jahre lang vom Militär und von der Polizei eingesetzt worden war. Ähnlich wie bei dem Vorgängermodell war auch bei dem G2 das Magazin hinter dem Abzug angebracht, und es konnte von Rechts- und Linkshändern benutzt werden. Im Laufe der Jahre hatte sich das G 2 als leicht zu wartende und verlässliche Waffe erwiesen, für Distanzen von bis zu fünfhundert Metern geeignet. Aus diesem Grund wurde sie von den meisten französischen Strafverfolgungsbehörden weiterhin benutzt, auch von der CRS, einer Sondereinheit der Polizei, die nicht zufällig für den Schutz von Dr. Nasir Tabrizi zuständig war, wenn dieser nach Paris kam.
Jene Waffe, die Vanderveen jetzt zusammensetzte, unterschied sich allerdings leicht von dem von der CRS benutzten Modell, denn sie war eigens für den Gebrauch durch Scharfschützen modifiziert. Der Lauf war mit seinen knapp achtzig Zentimetern fünfzehn Zentimeter länger als beim Standardmodell des G2, und statt des Tragegriffs gab es ein aufmontiertes Zielfernrohr. Durch die Verlängerung des Laufs vergrößerte sich die Reichweite des Gewehres auf sechshundertfünfzig Meter, doch sie kam auch der Zielgenauigkeit auf kurze Distanzen zugute.
Bei der Ortsbesichtigung in Paris hatte er mittels eines Entfernungsmessers festgestellt, dass er auf eine Distanz von zweihundertdreißig Metern treffen musste. Das war keine übermäßige Herausforderung, fast ein Kinderspiel für jemanden, der bei der U.S. Army eine spezielle Scharfschützenausbildung absolviert hatte. Trotzdem galt es, eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen. Er würde von der Rückbank eines Autos aus
feuern müssen, und die fehlende Bewegungsfreiheit könnte zu
Weitere Kostenlose Bücher