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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Rückkehr in den Irak extrem gefährlich sein würde. Wenn die Anführer der Aufständischen
herausfanden, dass er Arshad Kassem entführt hatte, würden sie alles in Bewegung setzen, um seiner habhaft zu werden. Und wenn je herauskam, dass die CIA für den Tod eines führenden sunnitischen Geistlichen verantwortlich war, würde Kassem auf beiden Seiten des Atlantiks zu einem Märtyrer werden.
    Kealey wechselte das Thema. »Ich habe gar nicht gefragt, wie es dir ergangen ist. Wie gefällt’s dir in England?«
    Durch den Wein gesprächig geworden, erzählte sie eine Weile, von Liz Peterson und anderen, die ihr in London ans Herz gewachsen waren, von alten Freunden, zu denen sie den Kontakt wieder aufgenommen hatte. Trotzdem hatte Kealey nach einigen Minuten das Gefühl, dass sie es trotz ihrer Liebe zu London vorgezogen hätte, wieder in den Vereinigten Staaten zu leben. Er hörte zu, nickte gelegentlich und nippte ab und zu an seinem Bier.
    Nach einer Weile schweiften seine Gedanken ab, sein Blick wanderte durch die Bar. Kharmai nutzte die Gelegenheit, um einen weiteren Blick auf den Ringfinger seiner linken Hand zu werfen. Einmal mehr kämpfte sie das Bedürfnis nieder, die Frage zu stellen, doch sie ließ sich nicht dauerhaft unterdrücken. Ihr war bewusst, dass es völlig unangebracht war, sie jetzt zu stellen, aber sie musste es wissen, und es gab nur einen Weg, ihre Neugier zu befriedigen …
    »Wie geht’s Katie?«
    Sie hatte einen beiläufigen Ton angeschlagen und wandte den Blick ab, ganz so, als wäre die Antwort für sie nur mäßig interessant. Seine Reaktion kam völlig überraschend. Sein Kopf wirbelte herum, und seine grauen Augen fixierten sie. Eigentlich war es der erste wirkliche Blick, den er ihr an diesem Abend schenkte. Völlig überrascht, bekam sie nur halb mit,
was dann passierte. Er beugte sich vor, als hätte ihm jemand einen Tritt in den Magen versetzt, und seine Gesichtszüge verzerrten sich so sehr, dass er nicht wiederzuerkennen war. Zu spät begriff sie, dass sie etwas Wichtiges nicht wusste.
    »Was ist denn, Ryan?«, fragte sie mit schriller Stimme, wie von Panik ergriffen. »Was hast du?«
    Er antwortete nicht, sondern sprang auf, wobei er mit dem Knie an die Tischkante stieß. Die Gläser fielen zu Boden, Wein und Bier spritzen durch die Gegend. Auch sie war aufgesprungen, stand aber wie angewurzelt da. Sie rief ihm etwas nach, doch er antwortete nicht und verschwand.
    Sie schaute sich hilflos um, unschlüssig, was sie tun sollte. Der Barkeeper blickte verärgert auf die Scherben. Sie bemerkte es kaum, und es war ihr auch egal. Völlig geschockt griff sie in ihre Handtasche, zog das Handy heraus und wählte Harpers Nummer. Ihr war bewusst, dass er sich weigern würde, ihre Fragen am Telefon zu beantworten, aber sie würde ihm keine andere Wahl lassen.
     
    Kealey schaffte es gerade noch bis zur Toilette, wo außer ihm niemand war. Er beugte sich über das Waschbecken, sich mit beiden Händen daran festklammernd, die Augen fest zugekniffen. Er versuchte verzweifelt, den nächsten Anfall von Übelkeit niederzukämpfen, doch es gelang ihm nicht.
    Lange hatte er es geschafft, es zu verdrängen. Vielleicht zu lange. Selbst nachdem er erfahren hatte, dass Vanderveen lebte, war es ihm irgendwie gelungen, nicht an jene entsetzliche Nacht zu denken, hauptsächlich deshalb, weil er sich ganz auf seine gegenwärtige Aufgabe konzentriert hatte. Doch jetzt hatte es nur einer unschuldigen Frage bedurft, um das mühsam Verdrängte wieder an die Oberfläche kommen zu lassen.

    Er richtete sich etwas auf und schüttelte unbewusst den Kopf, fassungslos über sich selbst. Er hatte sich belogen, hatte Ausflüchte gesucht. Es war nicht Naomis Schuld, dass jetzt alles zurückkam. Die Wahrheit war, dass er selbst nicht mehr die Kraft hatte, dagegen anzukämpfen. Er wollte nicht mehr versuchen, alles zu verdrängen, und jetzt, zum ersten Mal seit Wochen, wehrte er sich nicht mehr dagegen, an Katie Donovan zu denken.
    Auf einmal sah er wieder ihr Bild vor sich, ihr Gesicht, das dunkelbraune Haar mit dem goldenen Schimmer, ihr spöttisches Lächeln. So wollte er sich an sie erinnern, sie hatte es verdient, dass er so an sie dachte, doch es konnte nicht dauern. Das Bild löste sich plötzlich auf, und an seine Stelle trat ein anderes, das ihres Gesichts in den letzten Augenblicken ihres Lebens. Sie hatte nicht mehr reden können, aber der Ausdruck von Panik in ihren blauen Augen sagte alles. Sie hatte ihn um

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