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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Spuren von zwei Personen, die in Richtung Wald führten.
    Zwischen den Bäumen konnte er nichts erkennen. Eigentlich hatte er keine Lust, sich dort umzusehen. Wenn es Leute aus der Gegend waren, gab es wahrscheinlich kein Problem. Er hatte im Dorf gesagt, er habe nichts dagegen, wenn die Einwohner auf seinem Land wanderten oder jagten, im zweiten Fall bestand er allerdings auf einer mündlichen Einwilligung. Aber Wilderei war in der Gegend durchaus nicht selten, er hatte sich mehrfach damit herumschlagen müssen. Wie die meisten ernsthaften Jäger verachtete er Wilderer. Es machte ihn ganz krank, wie sie einen noblen Sport pervertierten, und auf seinem Land wollte er sie bestimmt nicht sehen.
    Er ging zu dem Traktor zurück und holte eine Schrotflinte
hinter dem Sitz hervor, eine doppelläufige Winchester, außerdem ein paar Patronen. Nachdem er die Waffe geladen hatte, steckte er die restliche Munition in die Tasche, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und ging zum Zaun. Er kletterte darüber und folgte den Spuren Richtung Wald.
     
    Vanderveen ging mit dem Gewehr im Arm zu dem Baum und begutachtete befriedigt die Zielscheibe. Er hatte die Entfernung schrittweise auf hundert Meter erhöht. Die von ihm gewählte Munition hatte eine exzellente Durchschlagskraft, was sich auszahlen würde, wenn der entscheidende Moment gekommen war, aber das Geräusch des Schusses wurde von dem Schalldämpfer nicht in dem wünschenswerten Ausmaß geschluckt. Doch das war ein Kompromiss, den er machen musste. Wenn alles auf dem Spiel stand, war das besser, als unzuverlässige Munition zu verwenden.
    Er hatte sich gemerkt, in welcher Höhe er die Waffe gehalten hatte und wie die Regler eingestellt waren, durch die der Einfluss des Windes auf die Flugbahn der Kugel reguliert werden konnte. Zu guter Letzt hatte er achtmal aus zweihundert Metern Entfernung geschossen, und auf der Zielscheibe war zu seiner Genugtuung nur ein einziges Loch mit gezackten Rändern zu sehen. Alle Kugeln hatten ins Schwarze getroffen.
    Er riss die Zielscheibe ab und ging zurück. Nach etwa hundert Metern sah er etwas, das ihn wie angewurzelt stehen bleiben ließ.
    Am Waldrand stand ein Mann, dessen Gesicht Verwunderung oder Zorn spiegelte, was aus dieser Entfernung nicht mit Sicherheit zu beurteilen war. Aber seine Schrotflinte zielte eindeutig auf Yasmin Raseen. Vanderveen war versucht, das Gewehr zu heben, um durch das Zielfernrohr genauer zu sehen,
was los war, doch das konnte auf der anderen Seite eine Kurzschlussreaktion auslösen. Stattdessen schraubte er schnell den Schalldämpfer ab und ließ ihn in der Tasche verschwinden. Dann ging er los, zügig, aber lässig, ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen.
     
    »Was tun Sie hier?«, fragte Besson. Das war angesichts der Patronenhülsen neben der Matte eine überflüssige Frage, und er hatte auch schon den näher kommenden Mann gesehen.
    »Es tut mir ja so leid«, säuselte die Frau in flüssigem Französisch. Sie wirkte verängstigt, ihr Blick klebte auf der Schrotflinte. »Wir wussten nicht, dass dies ein Privatgrundstück ist. Mein Freund wollte nur sein neues Jagdgewehr ausprobieren …«
    Der Freund kam schnell näher, doch das war kein Jagdgewehr. Beim Besuch einer Tante in Paris im Oktober 2005, als die Krawalle ausbrachen, hatte Besson die schwarz gekleideten gardes mobiles auf den Straßen patrouillieren gesehen, gemeinsam mit der Bereitschaftspolizei. Dabei waren ihm die Waffen aufgefallen, und das Gewehr des Mannes sah ähnlich aus. Halbwegs erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass der Fremde es über der Schulter hängen hatte, aber er hatte nicht vor, unvorsichtig zu werden. Er umklammerte den Kolben der Winchester und trat ein paar Schritte zurück. Plötzlich fiel ihm auf, dass er auf dem Weg durch den Wald keine Schüsse gehört hatte.
    »Hallo«, sagte der Fremde. »Ich bin Amerikaner. Äh, parlez … parlez vous anglais ?«
    Das Französisch des Mannes war grauenhaft, aber verständlich. In Lille hatte Besson ein paar Austauschstudenten aus Amerika kennengelernt, die auch solche Ignoranten gewesen waren. »Ja, ich spreche Englisch«, antwortete er reserviert. »Was haben Sie hier zu suchen?«

    »Nur ein paar Schießübungen. Ist das Ihr Land?«
    Besson blickte sich um, als müsste er sich vergewissern. »Allerdings. Und ich kann mich nicht erinnern, Ihnen meine …« Ihm fiel das englische Wort für Erlaubnis nicht ein. »Ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, dass Sie hier

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