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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Handelskammer das Podium erklomm. Seine Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten war ambivalent. Während seiner Londoner Jahre hatte er ein äußerst unbehagliches Gefühl angesichts der Tatsache, dass der Irakische Nationalkongress eine so undurchsichtige Verbindung zur amerikanischen Regierung und zur CIA unterhielt. Zugleich verdankte er gerade diesen Kontakten größtenteils seine jetzige Position. Sein Land war innerlich noch zerrissener als er. Kürzlich hatten sich bei einer Meinungsumfrage über achtzig Prozent der Iraker dafür ausgesprochen, dass die amerikanischen Soldaten das Land verlassen sollten. Tabrizi verstand ihre Gefühle, wusste aber auch, dass ein schneller Truppenabzug zu einem völligen Zusammenbruch der neuen Regierung führen würde. Im Augenblick wurde diese einzig durch internationalen Druck zusammengehalten, und der ging, wie nicht anders zu erwarten, größtenteils von den Vereinigten Staaten aus. Ihre Soldaten waren ein unübersehbarer Beweis für das amerikanische Engagement in der Region, über das man geteilter Meinung sein konnte, das aber mit Sicherheit langfristig angelegt war.
    Natürlich, die gegenwärtige Situation ließ einiges zu wünschen übrig. Der gescheiterte Mordanschlag auf Nuri al-Maliki hatte während der letzten zwei Wochen zu einer Explosion der Gewalt geführt, besonders zwischen sunnitischen Aufständischen
und Anhängern des schiitischen Geistlichen al-Sadr. Außerdem waren seit dem Anschlag auf das Babylon Hotel allein in Bagdad fünfzig amerikanische Soldaten getötet worden. Tabrizi wusste, dass die Werte des amerikanischen Präsidenten bei aktuellen Meinungsumfragen einen historischen Tiefpunkt erreicht hatten; sie schwankten um eine Marke von vierzig Prozent. Richard Fiske, der demokratische Herausforderer, baute seine Wahlkampagne auf dem Versprechen eines schnellen Truppenabzugs auf, und die Amerikaner schienen positiv darauf zu reagieren. Tabrizi sorgte sich, was der Ausgang dieser Wahl für sein Land bedeuten konnte, doch unglücklicherweise hatte er darauf keinen Einfluss und musste abwarten.
    Er hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich um. Ein französischer Sicherheitsbeamter tippte auf seine Uhr und flüsterte leise, um den Redner und die Zuhörer nicht zu stören: »In zehn Minuten, Dr. Tabrizi.«
    »Danke.« Er nickte freundlich, und der Mann verschwand. Als er vor zwei Tagen mit der irakischen Delegation in Paris eingetroffen war, hatte er überrascht festgestellt, dass ihm aus Sicherheitsgründen drei Personenschützer zugeteilt worden waren. Wie alle hohen Offiziellen wurde er im Irak immer von einer bewaffneten Eskorte begleitet, sobald er die Grüne Zone verließ, doch in anderen Ländern waren solche Vorsichtsmaßnahmen selten, selbst bei offiziellen Besuchen. Da die Amerikaner in ihm einen Verbündeten innerhalb der irakischen Regierung sahen, hatten sie die Franzosen wahrscheinlich diskret darum gebeten, für seine Sicherheit zu sorgen. Zumindest nahm er an, dass es so gelaufen war. Trotz des Bombenanschlags in Bagdad glaubte er aber eigentlich nicht, dass hier Personenschutz erforderlich war, in einer so zivilisierten Stadt wie Paris. Dennoch war es beruhigend.

    Der Generalsekretär hatte seine Rede beendet, das Auditorium applaudierte. Tabrizi stand auf, schüttelte noch ein paar Hände und wandte sich dann dem Sicherheitsbeamten zu. »Das nächste Treffen dauert nicht lange. Ich nehme an, der Wagen steht bereit?«
    Der Mann nickte. »Ja, Monsieur, aber wir brauchen ihn nicht. Es ist gleich auf der anderen Straßenseite. Wir gehen zu Fuß, und anschließend bringt Sie der Fahrer in Ihr Hotel.«
    »Wunderbar.« Der irakische Arzt lächelte und wies auf die Tür. »Gehen Sie vor.«

23
    Washington, D.C. / Virginia / Paris
    Das Restaurant lag an der 6th Street, direkt gegenüber dem kürzlich renovierten Verizon Center. Es war von der Straße aus schwer zu sehen, und Kealey ging mehrfach daran vorbei. Schließlich fragte er in der Videothek an der Ecke, wo der mürrische Angestellte wortlos mit auf die Straße kam und auf eine kaum zu erkennende Außentreppe wies. Nachdem er die Stufen zum ersten Stock hochgestiegen war, wurde er am Eingang von einer hübschen Chinesin in einem roten Kimono empfangen. Er folgte ihr durch das gut besuchte Lokal zu einem der kleineren Räume im hinteren Teil.
    Jonathan Harper hatte eine Portion Chicken Curry und eine dampfende Tasse Ingwertee vor sich stehen. Die Frau reichte Kealey eine

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