Der Attentäter - The Assassin
Vanderveens aufwies. Major General Francis Vanderveen war ebenfalls ein hoch dekorierter Offizier gewesen, allerdings in der südafrikanischen Armee. Er war während der Invasion Angolas im Jahr 1975 ums Leben gekommen, und kurz darauf hatte seine Frau Julienne Selbstmord begangen, wodurch Will Vanderveen im Alter von neun Jahren Vollwaise geworden war. Laut ihrer Personalakte war Crane nicht viel älter gewesen, als sie das gleiche Schicksal erleiden musste.
Der zweite Schnellhefter enthielt Informationen über Matt Foster, den FBI-Beamten, der Anthony Mason erschossen hatte. Foster war neunundzwanzig und hatte das Amherst College und die Phillips Exeter Academy absolviert. Interessanterweise war er bis zu der Geschichte in Alexandria noch nie in eine Schießerei verwickelt gewesen. Abgesehen davon fand sich praktisch nichts, womit sich etwas anfangen ließ. Er schob den Schnellhefter enttäuscht beiseite und widmete sich den Eiernudeln. Besonders hungrig war er nicht, aber vielleicht tat es seinem unruhigen Magen gut, wenn er etwas aß.
Nach einer Weile nahm er den Faden wieder auf. »Was war das eben mit Crane? Wer ist ihr Schutzengel?«
Harper beugte sich vor, wodurch das Tischtuch verrutschte. »Sie werden es nicht glauben, aber es hat sich herausgestellt, dass Rachel Ford ihre Tante ist.«
Kealey ließ die Gabel sinken und starrte Harper ungläubig an. »Unsere Rachel Ford? Die stellvertretende Direktorin?«
»Genau die.«
Kealey war fassungslos. »Unglaublich.«
»Ich wollte es auch nicht glauben.«
»Trotzdem, irgendwie passt es.«
»Was meinen Sie?«
Kealey erzählte ihm von der morgendlichen Auseinandersetzung im Hotel. »Sie sagte etwas Merkwürdiges. Es ging um die Geschichte in Alexandria, wo ich sie mit einem Bodycheck zu Boden gestoßen habe, damit Mason sie nicht umlegt. Vermutlich bin ich etwas unsanft zur Sache gegangen, aber ihr Kommentar war seltsam: ›Wir sind hier nicht beim College-Football. Ihre wüste Rempelei hat Mason nicht davon abgehalten, mich trotzdem anzuschießen.‹«
»Und?«
»Ich war Cornerback im Footballteam der University of Chicago. Nur zwei Spielzeiten, und ich habe auch nicht reüssiert, aber wie zum Teufel hätte sie das wissen sollen? Es sei denn, sie hat sich kundig gemacht.«
Harper nickte bedächtig. »Klingt logisch. Und kundig machen konnte sie sich nur durch jemanden, der in der Hierarchie der CIA ganz oben rangiert. Wie Ford.«
»Wahrscheinlich hat sie so auch herausgefunden, dass ich den Laptop hatte«, sagte Kealey mit wutverzerrtem Gesicht. »Das Theater mit dieser Ford geht mir allmählich schwer auf die Nerven. Warum hat sie es auf mich abgesehen, und warum auf diese Weise?«
»Die Anschuldigung hat mehr Gewicht, wenn sie von einer anderen Regierungsbehörde kommt. Und ich habe bereits gesagt, warum sie es auf Sie abgesehen hat - weil Sie es ihr
leicht machen und für meine Abteilung arbeiten. Trotzdem, es ist egal. Was die Geschichte mit dem Laptop angeht, sind Sie persönlich vorerst aus dem Schneider.«
»Tatsächlich? Warum?«
»Harry Judd hat heute Morgen beim Justizminister angerufen und sich beschwert, weil wir uns in eine laufende Ermittlung des FBI eingemischt und Beweismaterial entwendet hätten. Er wollte sich wegen der Möglichkeit erkundigen, Anklage zu erheben.«
Kealey schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Crane hatte keine Zeit verloren und nach dem Verlassen des Hotels sofort alles in Bewegung gesetzt.
»Und der Justizminister hat den Präsidenten über die Situation informiert«, fuhr Harper fort.
»Wahrscheinlich keine gute Idee.«
»Allerdings. Brenneman hat genug andere Probleme. Die Wahl steht vor der Tür. Eigentlich müsste er Wahlkampf machen, doch stattdessen muss er sich mit dem leidigen Thema Irak herumschlagen. In der letzten Woche sind mehr amerikanische Soldaten ums Leben gekommen als in den beiden letzten Monaten zusammen. Eine erbitterte Konfrontation zwischen dem FBI und der CIA hat ihm da gerade noch gefehlt.«
»Und folglich hat er die beiden Direktoren wissen lassen, sie sollten die Geschichte unter sich ausmachen«, vermutete Kealey. »Oder mit Konsequenzen rechnen.«
»Dass er Andrews angerufen hat, weiß ich, wie’s beim FBI aussieht, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Sie vermuten Crane hinter dieser Geschichte. Ich denke eher, dass ihr jemand auf Anweisung des Direktors gesagt hat, sie habe Schwein gehabt, nicht von Harringtons Schicksal ereilt worden zu sein, und solle die Klappe
Weitere Kostenlose Bücher