Der Attentäter - The Assassin
halten.«
Kealey nickte. Craig Harrington, der für den Einsatz an der Duke Street verantwortliche Mann des Washingtoner FBI-Büros, war bereits in den zeitweiligen Ruhestand versetzt worden. Man suchte einen Sündenbock für das Desaster bei der Erstürmung von Masons Lagerhaus, und Harrington war der beste Kandidat.
»Das FBI wird den Computer trotzdem haben wollen«, sagte Kealey.
Harper nickte. Sein Teller war leer, und er legte die Gabel nieder. »Andrews hat mir gesagt, wir seien verpflichtet, den Laptop innerhalb von vierundzwanzig Stunden herauszurücken. Wahrscheinlich hat er mit Judd etwas ausgekungelt. Trotzdem, ich kann die Geschichte nicht auf ewig hinauszögern. Hoffentlich arbeitet Kharmai schnell.«
In genau diesem Moment eilte Kharmai mit einer halb leeren Dose Sprite in der Hand zu dem zeitweilig von ihr okkupierten Schreibtisch in McLean zurück. Während der letzten beiden Stunden hatte sie alles getan, um anhand von Masons Dateien Spuren zu finden. Jeden Namen, den sie finden konnte, hatte sie von der Datenbank des NCIC überprüfen lassen, doch bisher war nichts dabei herausgekommen. Auch über Interpol hatte sie es versucht. In einem letzten verzweifelten Anlauf hatte sie eine Reihe von CIA-Büros in jenen Ländern angerufen, wo sich die auf Masons Liste verzeichneten Hafenstädte befanden. Sie hoffte, dass etwas dabei herauskam, hielt aber nicht gerade vor Spannung den Atem an. Das Telefon klingelte, als sie gerade auf dem Weg zur Tür war, und sie machte sofort kehrt und eilte zu ihrem Schreibtisch zurück.
Sie lief die letzten paar Meter und griff hastig nach dem Hörer. »Kharmai.«
»Hier ist Bill Stabler.«
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Stabler war ein altgedienter CIA-Veteran in Kairo, mit dem sie vor zwei Stunden telefoniert hatte. Während des kurzen Gesprächs hatte er gesagt, unter seinen Agenten seien ein paar an der ägyptischen Küste tätige Dockarbeiter, und das genügte, um ihn zum Hoffnungsträger auf ihrer Liste zu machen. »Hallo, Sir. Danke, dass Sie zurückrufen.«
»Kein Problem.« Die Stimme klang müde. Kharmai dachte an den Zeitunterschied und blickte auf die Uhr. In Kairo war es fast sieben Uhr abends. Wahrscheinlich hatte Stabler einen anstrengenden Tag hinter sich.
»Nach dem, was Sie erzählt haben«, sagte Stabler, »hatte dieser Mason einen Container für den Transport auf der Kustatan aufgegeben, einem panamaischen Schiff, das am 18. August im Osthafen von Port Said angelegt hat. Leider haben Sie keine Containernummer. Habe ich das richtig verstanden?«
»Ja. Meine Informationen sind bestenfalls bruchstückhaft.«
»Also, ich kann Folgendes für Sie tun. Sie können von mir eine Liste aller Container bekommen, die an jenem Tag entladen wurden, außerdem die Namen der Arbeiter, die sie auf dem Kai in Empfang genommen haben. Das ist alles dokumentiert. Einer meiner Agenten hat sich bei mir gemeldet, aber freuen Sie sich nicht zu früh. Falls Masons Container auf ein anderes Schiff weiterverladen wurde, haben Sie Pech gehabt. Dann kann ich noch sagen, was sich angeblich in diesen Containern befand. Das steht in dem Ladungsverzeichnis, aber wie Sie wissen, kann man darauf nicht viel geben. Sie können die Namen, die ich Ihnen gebe, natürlich auf dem Computersystem in Langley überprüfen, aber es würde mich wundern,
wenn etwas dabei herauskommt.« Er schwieg kurz. Vielleicht ahnte er, dass sie enttäuscht war. »Tut mir leid, Kharmai, aber mehr ist nicht drin.«
Sie seufzte frustriert. Hoffentlich war es am anderen Ende nicht zu hören. »Ich verstehe, Mr Stabler. Besten Dank, dass Sie alles versucht haben. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sie zu senden, würde ich trotzdem gern einen Blick auf die Liste werfen.«
»Haben Sie eine sichere Faxnummer?«
Kharmai nannte sie ihm, legte auf und ging zu einer Reihe von Faxgeräten an der östlichen Fensterfront des Raums. Kurz darauf begann eines von ihnen zu surren. Es waren drei Seiten, und sie ging damit zu ihrem Schreibtisch zurück, wo sie sich auf den Stuhl fallen ließ und zu lesen begann.
Zehn Minuten später fuhr sie mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe. Sie legte die losen Seiten auf ihre Oberschenkel, ließ eine von Masons Dateien auf dem Bildschirm erscheinen und scrollte so lange, bis sie die richtigen Datumsangaben gefunden hatte. Dann griff sie nach dem Telefon und rief Stabler noch einmal an. Seine Stimme klang etwas verärgert, weil seine Zeit schon wieder in Anspruch
Weitere Kostenlose Bücher