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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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sieben Millionen Fremden umgeben. Seine Zähne klapperten, und seine Augen tränten im Wind.
    Vor dem Hotel zog er das Konferenzprogramm aus der Tasche und las auf der ersten Seite: 17:30 Uhr. Begrüßung mit Tee und Kaffee für Konferenzteilnehmer und UN-Mitarbeiter. Raum 3201, Sekretariatsgebäude. Er war zu nervös, um jetzt allein in seinem Zimmer zu sein. Er faltete die Blätter sorgfältig zusammen, schob sie sich in die Tasche, hob die Schultern gegen die Kälte und ging nach Osten zum UN-Turm.

Kapitel
7
    Die saudischen Delegierten in ihren langen weißen Jalabijas wären mit Whisky glücklicher gewesen, aber die Rücksichtnahme der UN auf die islamischen Gebote ihres Landes verdammte sie zu Kaffee. Sie strömten an Omar Jussuf vorbei, ihre strahlend weißen Gewänder umhüllten Schmerbäuche, ihre Wangen wirkten dunkel und unrasiert, obwohl ihnen eine Wolke teuren Parfüms durch die überhitzte Luft nachschwebte. Wie gefallene Engel , dachte Omar Jussuf. Er ließ den Blick über die bunten afrikanischen Trachten und die gedeckten grauen Anzüge gleiten, die sich in dem schäbigen Empfangsraum mischten. Vielleicht war das ein Fehler. Ich weiß nicht, ob ich ein verbindliches Gesicht aufsetzen und mit diesen Leuten plaudern kann.
    Ein Mann mit blondem Bart näherte sich lächelnd über den dünnen Amtsteppich. Mit beiden Händen rieb er Omar Jussufs Finger. »Abu Ramis, Sie frieren ja«, sagte er. »Als Ihr Chef bin ich in New York für Ihre Gesundheit verantwortlich. Haben Sie denn keinen vernünftigen Wintermantel?«
    »Ich habe ihn im Hotel gelassen, Magnus.« Omar Jussuf spielte am Reißverschluss seiner Windjacke herum. Nach dem verstörenden Tag war er sich unsicher, ob er selbst dem gutgläubigen Schweden gegenüber mit einer Lüge durchkäme.
    »Dann wollen wir Ihnen mal etwas besorgen, das Sie aufwärmt.« Magnus Wallander führte ihn an einen Tresen, wo eine lächelnde Westafrikanerin in einem bunten Gewand ihm eine Tasse Zitronentee einschenkte. »Auf Ihre doppelte Gesundheit«, sagte Wallander.
    Omar Jussuf spürte, dass sein Lächeln gequält war. »Ihr Arabisch ist in New York viel besser als damals im Büro in Jerusalem, Magnus.«
    »Hier verdächtigt mich zumindest niemand, ein Spion zu sein, nur weil ich Arabisch spreche.« Unter seinem gepflegten hellen Bart schimmerte Wallanders Haut rosig. Er trank Mineralwasser. »Ihr Präsident wird die Konferenz einen Tag vor Ihrer Ansprache begrüßen, Abu Ramis. Aber ehrlich gesagt, freue ich mich auf Ihre Rede mehr. Es sind Delegierte aus der ganzen arabischen Welt hier, und ich glaube nicht, dass sie jemals die wirkliche Geschichte Palästinas gehört haben.«
    »Glauben Sie, dass sie für die Wirklichkeit empfänglich sind?«, sagte Omar Jussuf.
    Wallander griff in die Tasche und überreichte Omar Jussuf einen laminierten UN-Ausweis. »Das ist Ihre Ausweiskarte für diese Woche. Sie haben mir kein Foto geschickt, sodass ich das aus Ihrer Personalakte verwenden musste. Mit der Karte haben Sie Zutritt zu allen Delegiertenbereichen des UN-Gebäudes.«
    Omar Jussuf sah sich das Foto mit Bedauern an. Er war darauf mehr als zehn Jahre jünger, sein Haar war nur ein wenig gelichtet, und sein Schnauzbart hatte noch die ursprüngliche Schwärze. In den müden Augen entdeckte er Traurigkeit und Scham – das matte Schuldgefühl des Gewohnheitstrinkers.
    »Das Foto ist schon etwas älter, aber Sie sehen immer noch so aus«, sagte Wallander.
    Omar Jussuf schob sich den Ausweis in die Tasche. »Ich habe in dieser Woche wohl noch einige andere Verpflichtungen, Magnus.«
    »Sie meinen Ihren Sohn?«
    Omar Jussuf hustete.
    »Wie geht es Ala?«, fragte Magnus.
    Omar Jussuf trank einen Schluck Tee, um seine Kehle zu beruhigen. »Fleißig. Er ist sehr fleißig.« Er sah sich im Raum nach einem Mann im schwarzen Mantel um. Könnte er mir bis hierher folgen?
    Magnus streckte die Hand aus und hielt einen Mann Mitte dreißig am Ellbogen fest. »Laith, komm mal her«, sagt er. Die schwarzen Haare des Mannes wölbten sich unter Apfelpomade. Im dicklichen Gesicht trug er einen dreiteiligen Bart – der buschige Schnauzbart fiel über ein Dreieck, das sich wie eine Zunge unter seiner Unterlippe ausbreitete, und von seinem Kinn sträubte es sich wie wucherndes Unterholz. Magnus stellte ihn als Chef der libanesischen Konferenzdelegation vor.
    »Abu Ramis kommt aus Bethlehem«, sagte der Schwede.
    »Bethlehem?« Der Libanese lächelte. »Einer aus meiner Delegation ist da

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