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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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    Omar Jussuf fiel wieder ein, warum er sie angesprochen hatte, und hob die Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Zur 42. Straße –?«
    »Bleiben Sie in diesem Zug, Ustas . Friede sei mit Ihnen.«
    »Und Friede sei mit Ihnen. Möge Allah Ihnen ein langes Leben schenken.«
    Er sah sie in der Menge am Bahnsteig verschwinden und verlor sie aus den Augen, als der Zug schneller wurde. Während sie geredet hatte, war die Atmosphäre im Waggon angenehm gewesen, aber sie hatte diese Wärme mit sich genommen, und er fühlte sich nun wieder so fremd und verlassen wie zuvor.
    Während der Zug ihn durch den Tunnel trug, hatte er das Gefühl, wie ein Afrikaner gefangen und unter Deck eines jemenitischen Sklavenschiffs eingepfercht zu sein. Immer wenn er sich vom Gedanken an die Verhaftung seines Sohns ablenken wollte, kam er sich wie der Sklave vor, der seine Ketten über die leblosen Körper der neben ihm Zusammengepferchten schleifte und hoffte, seine Mühen würden ihn wieder nach Hause bringen. Aber bevor er sich zur Freiheit durchkämpfen konnte, wurde er schon wieder eingefangen. Er hatte das Gefühl, unterhalb einer fremden, gefährlichen und kerkerartigen Welt transportiert zu werden. Du bist noch nicht einmal einen Tag hier und schon so trübsinnig, dachte er. Denk daran, wie sehr du dich gefreut hast, deinen Sohn zu sehen, als du angekommen bist.
    Er stieg am Times Square aus und blinzelte auf der Suche nach dem EXIT-Schild den belebten Bahnsteig entlang. Er ging durch eine Reihe breiter Tunnel mit niedrigen Decken. Passanten hasteten an ihm vorbei, quetschten sich zwischen denen hindurch, die in die Gegenrichtung eilten, bis Omar Jussuf von ihren Bewegungen schwindelig wurde. Er erreichte einen Tunnelabschnitt, in dem es leise genug war, dass er durchs Rattern der Züge seine eigenen Schritte hören konnte, ging um eine Ecke zu einer Treppe und geriet an einen Ausgang, der von einem verschlossenen Tor versperrt war. Kein Wunder, dass hier niemand war , dachte er.
    Als er umkehrte, hörte er, dass sich jemand leise durch den Tunnel bewegte. Sein Atem ging schneller. Er hielt sich dicht neben den cremefarbenen Wandfliesen und spähte um die Ecke. Die Schritte waren verklungen. Er sah niemanden. Mit einem stotternden Summen flackerte ein fluoreszierendes Licht über den schmutzigen Betonboden.
    Er wäre gern zu den Menschenmassen zurückgekehrt, aber seine Angst ließ in dem leeren Gang das Bild des Mannes im schwarzen Mantel aufscheinen, den er aus Alas Wohnung hatte fliehen sehen. Er ging weiter durch den Tunnel, erhöhte sein Tempo.
    Kaum war er knapp zwanzig Meter gelaufen, als er zu keuchen begann, und in seiner Brust machte sich die Anspannung breit. Er blieb stehen, um Luft zu holen, und hörte hinter sich die Schritte einer Person.
    »Raschid?«, sagte er. Der Name seines ehemaligen Schülers, des Jungen, von dem sein Sohn glaubte, dass er zum Mörder geworden war, hallte im Tunnel wider. Omar Jussuf hörte das Zittern in seiner eigenen Stimme. »Raschid, mein Lieber?«
    Wasser tropfte aus einer defekten Lampenfassung. Wieder erklang das Geräusch, als bewegte sich jemand mit schnellen, kurzen Schritten. Aber Omar Jussuf sah nichts. Er dachte an die Warnung seiner Sekretärin vor New Yorker Räubern und fragte sich, ob er jetzt überfallen würde. Immer noch besser als ermordet, dachte er.
    Am Ende des Tunnels schien ein weiterer Ausgang versperrt zu sein, und er wimmerte vor Selbstmitleid. Er ging verzweifelt bis zum Tor und stellte fest, dass nur der Eingang gesperrt war, ein Drehkreuz ihm jedoch den Durchgang zur Treppe erlaubte. Als er die Treppe hinaufstieg, hörte er, wie hinter ihm jemand durch den Tunnel lief, aber niemand folgte ihm durch das Drehkreuz. Auf der Straße kühlte die Kälte ihm die Glatze, und er merkte, dass die Anspannung ihn ins Schwitzen gebracht hatte.
    Er eilte durch die 42. Straße zu seinem Hotel und beobachtete über die Schulter die Menschenmassen, während Dunkelheit das trübe Licht des Wintertags verschluckte. Er versuchte, einen Mann im schwarzen Mantel auszumachen, aber die eintönige Kleidung der sich Richtung Grand Central wälzenden Pendler verschmolz zu einer undefinierbaren Masse. In Bethlehem, wo er seit seiner Kindheit gelebt hatte, kannte er jedes einzelne Gesicht auf den Straßen, selbst wenn der Souk von Marktständen und fliegenden Händlern wimmelte. Aber in New York konnte er mit einer Million Menschen persönlich bekannt sein und wäre trotzdem noch von

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