Der Attentaeter von Brooklyn
seinem Magen abzulenken.
Hamsa rieb sich mit dem Handrücken über die Nase. »Weg. Zur Autopsie.«
»Sind Sie sicher, dass es Marwan ist?«
»Die Tochter hat sich geweigert, die Leiche zu identifizieren. Sagt, sie sei zu traumatisiert. Er ist es aber. Ich kannte ihn vom Sehen.«
»Wann ist das passiert?«
Hamsa schob den Ärmel hoch und sah auf seine Armbanduhr. Sie war silbern mit einem blau schimmernden Zifferblatt, das sogar unter den Küchenlampen leuchtete. Im Dunkeln musste es sehr hell schimmern. »Gestern um Mitternacht. Vor etwa acht Stunden.«
»Sie hätten mich anrufen sollen.«
Der Polizist stieß ungeduldig und resigniert den Atem aus.
Omar Jussuf dachte an Ranias Aussage. »Hat das Mädchen Alas Alibi bestätigt?«
»Hat sie.«
»Dann können Sie meinen Sohn also freilassen?«
»Schon geschehen.«
Omar Jussuf spürte, wie seine Brust sich mit Erleichterung füllte, als ob die Spannung tagelang seinen Atem behindert hätte.
»Aber Ihr Sohn war nicht besonders glücklich, dass Rania sich entschlossen hat zu reden«, sagte Hamsa. »Ich glaube, er hätte gerne noch länger den verwundeten, romantischen Helden gespielt.«
Für die Verbohrtheit seines Sohns gab Omar Jussuf sich selbst die Schuld. Es war eine unglückliche Eigenschaft, die der Junge von ihm geerbt hatte. »Was haben Sie hier vorgefunden?«
»Was glauben Sie wohl? Einen toten Mann auf dem Küchenfußboden.«
Omar Jussuf wandte die Augen von den blutigen Fliesen ab. »Wie ist er gestorben?«
»Es wurde mehrfach auf ihn eingestochen. Böswillig, würde ich sagen. Man wollte ihn töten, aber das hat man nicht effizient mit einem einzigen Schnitt durch die Kehle getan.«
»Haben Sie das Messer?«
Hamsa sah Omar Jussuf neugierig an. »Die Mordwaffe? Ja. Keine Fingerabdrücke darauf. Ich habe aber gar nicht gesagt, dass es ein Messer ist.«
»Ist es denn ein Messer?«
»Klar, aber woher wussten Sie das?«
Omar Jussuf stieß einen abschätzigen Seufzer aus. »Ach, kommen Sie schon, Sie haben gesagt, dass auf ihn eingestochen wurde. Es ist der gleiche Mörder, nicht wahr? Der auch Nisar umgebracht hat.«
»Wir haben keine beweiskräftige Verbindung zwischen den beiden Morden.«
»Zwei Morde, nur wenige Schritte voneinander entfernt, innerhalb weniger Tagen. Keine Verbindung?«
»Keine eindeutige. Nisars Mörder geriet nicht in Raserei wie die Person, die wieder und wieder auf Marwan eingestochen hat. Und Marwan ist auch nicht enthauptet worden wie Nisar.«
»Ein bisschen zu viel des Zufalls. Wofür halten Sie das denn hier – einen normalen Raubüberfall, der schieflief?«
»Ein Raubüberfall? Nein.« Hamsa legte einen bösen Sarkasmus in seine Stimme. »Wenn es Einbrecher getan hätten, dann hätten sie wahrscheinlich die Kiste voll Haschisch und die gebrauchten Zwanzigdollarscheine mitgenommen, die wir im Schrank hinter den Hummuskübeln gefunden haben.«
Hantasch wusste, wovon er redete, dachte Omar Jussuf. Marwan hatte jedenfalls mit Drogenhandel zu tun . »Nisar hat auch mit Drogen gehandelt. Das hat mir Nahid Hantasch erzählt.«
Hamsa sog an seiner Unterlippe. »Deshalb schließe ich es auch nicht aus, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen gibt. Falls sie zusammengearbeitet haben, versucht vielleicht jemand aus ihrem Drogenring, lose Enden miteinander zu verknüpfen.«
»Jemand aus dem Drogenring würde aber doch bestimmt das Haschisch und das Geld mitgenommen haben, nachdem er ihn umgebracht hat.«
»Richtig.« Die hagere Sergeantin erschien in der Küchentür. »Und Drogenhändler töten normalerweise nicht mit dem Brotmesser. Sie bevorzugen große, schwere Handfeuerwaffen.«
»Ein schiefgelaufener Einbruch?«, sagte Hamsa.
»Die Spurensicherung glaubt nicht, dass es Indizien für einen Einbruch gibt«, sagte sie. »Es muss jemand gewesen sein, der das Opfer kannte, jemand, den er mit in die Küche genommen hat.«
»Das könnte ein Mitglied des Drogenrings sein, auch wenn es nicht dazu passt, dass sie die Drogen und das Geld nicht mitgenommen haben.« Hamsa rieb sich über die schwarzen Stoppel seiner kurz geschnittenen Haare.
»Sie könnten das Zeug dagelassen haben, um uns auf eine falsche Fährte zu setzen.« Die Sergeantin setzte ihre Brille ab, behauchte die Gläser und putzte sie mit dem Saum ihres Sweatshirts. »Was haben Sie aus dem Mädchen rausgekriegt?«
»Zur Zeit des Mordes schlief die Tochter des Opfers oben in der Familienwohnung. Sie hat nichts gehört.«
»Ich halte es
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