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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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konnte. Einige der Frauen misstrauten diesem Angebot anscheinend. »Die wollen uns nur hier weghaben. Nicht mit uns. Wir bleiben hier.«
    Andere machten sich sofort auf den Weg nach Hause, um das Nötigste für den Liebsten zusammenzupacken. Ein paar bedrängten bereits den SS-Mann am Eingang, der sichtlich überfordert schien.
    Ein Lastkraftwagen bog in die Straße ein und hielt vor dem Sammellager. Die Polizisten bildeten einen Kordon und drängten die Frauen, die mit dem Wachmann diskutierten, zurück. Daut ignorierte Gischs Rufe, er möge sich einreihen. Die Plane des Lkw wurde hochgeschlagen und die Pritsche heruntergelassen. Etwa zwanzig Männer und einige Frauen kletterten aus dem Wagen und liefen geduckt ins Haus.
    Carla sprang in die Höhe.
    »War das Kurt? Der mit dem grauen Jackett? Er könnte es gewesen sein. Sag doch etwas, Axel!«
    »Ich weiß es nicht, Carla. Vielleicht war er dabei, vielleicht auch nicht.«
    Carla flehte mit beinahe weinerlicher Stimme:
    »Ich muss es wissen, und dann hole ich ihn da raus. Hilfst du mir dabei, Axel? Bitte versprich mir, dass du mir dabei hilfst.«
    Daut nickte, obwohl er von der Sinnlosigkeit überzeugt war.
    Carla wurde immer aufgeregter.
    »Wir können auch Zarah bitten. Sie hat ja auch Balz geholfen, da wird sie uns auch beistehen.«
    Daut ahnte, wen sie mit »Zarah« meinte, einen Balz kannte er allerdings nicht, obwohl ihm der Name bekannt vorkam.
    Carla war jetzt völlig aufgedreht.
    »Zarah kommt heute nach Berlin. Morgen gibt sie eine Abendeinladung. Ganz kleiner, intimer Kreis. Ich bin eingeladen, und du musst mich begleiten, Axel. Bitte, ich kann das nicht alleine. Du hast doch einen guten Anzug, oder? Egal, du kannst alles anziehen, nur nicht diese scheußliche Uniform. Morgen Abend, Axel. Versprochen?«
    »Versprochen«, antwortete Daut und fragte sich, auf was er sich da eingelassen hatte.

Achtzehn
     
     
    Als Rösen auf dem Revier in der Gothaer Straße eintraf, wollte Daut gerade nach Hause gehen. Man hatte ihn vorerst von der Rosenstraße abgezogen. Von Grätz hatte Wind davon bekommen, dass sein Wachtmeister ohne Aufforderung das Sammellager betreten und dem Leiter der Aktion auch noch gute Ratschläge erteilt hatte. Der Revierhauptmann hasste nichts mehr als Eigenmächtigkeiten und Insubordination. Er hatte Daut in einer fünfminütigen Strafpredigt abgekanzelt, dessen Laune dementsprechend war.
    Auch Rösen war nicht gerade bester Stimmung.
    »So langsam bin ich es leid, ständig hinter dir herzufahren. Wenn du das nächste Mal in meinem Büro bist, läufst du nicht einfach so davon, ohne dass ich weiß, wie und wo ich dich erreichen kann.«
    »Was heißt hier weglaufen! Der Befehl von Rudat war doch klar, oder?«
    »Rudat hat dir doch nichts mehr zu befehlen, oder? Früher hast du dich doch auch nicht an seine Anordnungen gehalten. Es hätte doch völlig gereicht, wenn du das Büro verlassen und draußen gewartet hättest.«
    Die beiden Männer schwiegen einen Moment und ließen ihren Ärger verrauchen. Daut hatte sich als Erster beruhigt.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »In die Wohnung von Martha Grahn im Wedding.«
    Während Rösen den Wagen durch Berlin Mitte Richtung Norden steuerte, informierte er Daut über die Identifizierung der Leiche durch den Ehemann. Inzwischen hatte er auch einige weitere Informationen über die Tote zusammengetragen. Martha Grahn war die Tochter von recht wohlhabenden Kaufleuten. Sie besaßen im ostpreußischen Allenstein ein Konfektionsgeschäft, das 1938 arisiert wurde.
    Rösen machte in seinem Bericht eine Pause, als wolle er dem nächsten Satz eine besondere Bedeutung geben.
    »Vor ein paar Monaten wurden sie in den Osten gebracht. Du weißt, was das heißt.«
    »Selbst ich höre manchmal Radio London.«
    Erst vor ein paar Monaten hatte Daut eine Ansprache Thomas Manns aus London gehört, in der er von Massentötungen durch Giftgas gesprochen hatte. Vielleicht war das nur Propaganda. Aber würde sich Mann dafür hergeben?
    Rösen ging nicht weiter auf das Thema ein, sondern setzte seinen sachlichen Bericht fort.
    »Martha heiratete 1932 eben jenen Werner Grahn, der sie heute identifiziert hat. Sie bezogen eine gemeinsame Wohnung im Wedding. Grahn arbeitete als Maurer, ist aber sei Beginn des Krieges Soldat.«
    Nach ein paar Sekunden setzte er entschlossen hinzu:
    »Und weißt du was, irgendwie ist der Mann nicht koscher.«
    Rösen bog in die Kolberger Straße ab und parkte direkt vor einem heruntergekommen

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