Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
andere Händler unterbrachen ihre Arbeit, um zu lauschen. »Ihr Herren, ich bitte, hört mich an, da auch Ihr alle Bürger verschiedener Städte seid, wie ich einer von Shrewsbury bin, und da auch Euch die Heimatstadt so lieb und teuer ist wie mir die meinige! Ihr seid hier und zahlt Marktgelder und Zölle an die Abtei, während diese der Stadt jede Hilfe verweigert.
Und dringender als jemals die Abtei benötigen wir einen Teil dessen, was Ihr bringt.«
Die Puste ging ihm aus, und er schnappte angestrengt nach Luft.
Er war ein langaufgeschossener, magerer junger Bursche, der die Herrschaft über seine langen Gliedmaßen noch nicht völlig erlangt hatte, da er kaum zwanzig und gerade erst am Ende seines Wachstums war. Ordentlich in seiner Kleidung, aber mit abgenütztem, geflicktem Schuhwerk, wie Cadfael bemerkte - eine Bestätigung des alten Sprichworts, nach dem des Schuhmachers Sohn immer derjenige ist, der barfuß gehen muß. Sein dunkelrotes Haar bildete ein dickes Strohdach, und er hatte ein nettes, aber unansehnliches Gesicht, das jetzt unter der Sommerbräune bleich von Leidenschaft war. Angeblich konnte er gute Arbeit leisten, solange seine leicht in Wallung zu bringenden Gefühle nicht ins Spiel kamen. Sicherlich hatte er jetzt einen Anlaß, sich zu erregen, Gott mit ihm, und so überschüttete er diese nüchternen Kaufleute und Handelsmänner mit all den Argumenten, die sein Vater im Kapitelsaal vorgetragen hatte, in leidenschaftlichem Ernst und - der Himmel gebe ihm gesunden Menschenverstand! - sogar mit der Hoffnung, sie zu überzeugen.
»Solltet Ihr auf die Seite der Abtei treten, wenn diese den Nöten der Stadt mit Gleichgültigkeit begegnet? Wir sind hier, um Euch mit unserer Seite der Geschichte vertraut zu machen und um an Euch als Männer zu appellieren, die auch die Bürden ihrer Heimatgemeinden zu tragen und vielleicht auch zu Hause gesehen haben, was Krieg und Belagerung aus den Stadtmauern und den gepflasterten Wegen machen können. Ist es unbillig, daß wir Euch um einen Anteil von den Gewinnen des Jahrmarkts bitten? Die Abtei erlitt voriges Jahr, als die Stadt arg verwüstet wurde, keinen Schaden. Wenn sie nicht zum Allgemeinwohl beitragen will, wenden wir uns an Euch, die Ihr keinen solchen Schutz gegen die Härten und Mühseligkeiten der Welt habt.
Sicher werdet Ihr Mitgefühl für jene aufbringen, die gleiche Bürden zu tragen haben.«
Die Händler begannen das Interesse an ihm zu verlieren, zuckten mit den Schultern und wandten sich ihren Entladearbeiten zu. Er bemerkte es und hob die Stimme in einem letzten Appell.
»Wir ersuchen Euch um nicht mehr, als daß Ihr ein Zehntel von den Abgaben, die Ihr der Abtei entrichtet, zurückbehaltet und sie der Stadt zur Instandsetzung der Mauern und des Pflasters bezahlt. Was vermögen die Klosterverwalter gegen Euch, wenn Ihr einen einhelligen Entschluß faßt? Es entstehen Euch keine Kosten über die hinaus, die Ihr in jedem Falle zahlen müßt, und wir würden der Gerechtigkeit ein Stück näherkommen. Was sagt Ihr, werte Herren?
Werdet Ihr uns helfen?«
Sie dachten nicht daran! Das gleichgültige und höhnische Gemurmel bedurfte kaum der Erklärung. Weshalb sollten sie gegen etwas verstoßen, was in einer Verleihungsurkunde niedergelegt war, wenn sie dabei nichts zu gewinnen hatten? Warum sollten sie das Risiko tragen? Sie ließen ihn stehen und widmeten sich wieder ihrer Arbeit. Die jungen Männer rings um ihn murrten, noch unbeherrscht, aber in wachsendem Zorn. Und Thomas von Bristol, massig und geringschätzig, wedelte ihrem Sprecher mit der Hand vor dem Gesicht, als wäre er eine lästige Fliege, und sagte ungeduldig: »Geh aus dem Weg, Junge, du behinderst Höhergestellte. Der Stadt ein Zehntel zahlen, in der Tat! Sind die Rechte der Abtei nicht nach dem Gesetz niedergelegt und vom König bestätigt worden? Und kannst du, darfst du wagen, mir zu sagen, ich soll die rechtmäßig verlangten Abgaben nicht bezahlen? Wenn du eine Beschwerde hast, daß das Kloster ungesetzlich handelt, dann geh damit zum Grafschaftsbeamten, wohin solche Beschwerden gehören, aber komm mit deinem Unsinn nicht hierher. Und nun pack dich und laß ehrliche Männer in Ruhe arbeiten.«
Der junge Mann entgegnete hitzig: »Die Bewohner Shrewsburys sind so ehrlich wie Ihr, Herr, doch brüsten sie sich nicht so sehr damit.
Wir halten Ehrlichkeit hier für selbstverständlich! Und es ist kein Unsinn, daß unsere Stadt niedergebrochene Mauern und zerlöcherte
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