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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Wanderer den Polarstern.
    Sie war der Bewunderung allerdings auch wert, ein junges Ding von ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahren, mit bloßen Armen und barhäuptig, mit zwei dicken Zöpfen blauschwarzen Haares, die ihr bis zur Taille hingen und ein rundes, kindliches Gesicht einrahmten, ganz Rosen und Schnee. Die dunkelblauen Augen unter den langen Wimpern waren vor Bestürzung und Sorge riesengroß. Kein Wunder, daß der bloße Klang ihrer Stimme den furchteinflößenden Onkel zähmte, ebenso wie ihr Anblick den beiden jungen Männern Einhalt gebot, die herbeigestürzt waren, um ihren Anführer zu bergen und zu rächen, und nun verlegen und mit offenen Mündern dastanden.
    In dieser Situation ergab es sich, daß das Handgemenge auf dem Landungssteg, das sich zu einem hoffnungslos verwirrten Getümmel entwickelt hatte, in ihre Richtung wogte, daß die aufeinandergestapelten kleinen Fässer umgestoßen wurden und polternd in alle Richtungen rollten.
    Cadfael faßte den jungen Corviser unter den Armen und schob den Wankenden vor sich her aus der Gefahrenzone, um ihn dann seinen Freunden in die Arme zu stoßen, damit sie ihn behüteten, da er noch benommen war. Ein rollendes Faß stieß Thomas von Bristol die Beine unter dem Leib fort, und das Mädchen, durch seinen Sturz seitwärts gestoßen, schwankte gefährlich am Rand des Landungssteges.
    Mit einem Aufleuchten goldblonden Haares stürmte eine gewandte Gestalt an Cadfael vorbei, übersprang leichtfüßig wie ein Hirsch ein weiteres rollendes Faß und zog das Mädchen mit einem langen Arm auf sicheren Boden. Die beinahe freche Anmut war Cadfael so vertraut wie das blonde Haar. Er gab sich damit zufrieden, dem schwerfälligen Kaufmann auf die Beine zu helfen, und dann sah er ohne sonderliche Überraschung, daß der lange Arm noch immer galant um die Taille des Mädchens gelegt war. Noch schien sie es eilig zu haben, sich daraus zu befreien. Mit großen Augen, wie Philip Corviser sie zuvor angesehen hatte, blickte sie in das lächelnde, männlich-hübsche, aufmunternde Gesicht.
    »Seht Ihr, schönes Fräulein, Ihr seid ganz sicher! Aber ich will Euch wieder an Bord helfen, und Ihr würdet gut daran tun, eine Weile dort zu bleiben - auch Euer Onkel. Ich rate Euch gut, Herr«, sagte er ernst, zu Thomas von Bristol gewandt. »Niemand wird Euch hier behelligen.
    Wenn Ihr diese Dame an Eurer Seite habt, könnte keiner so ungalant sein«, fügte er mit unverhohlener Bewunderung hinzu. Die weiße Haut des Mädchens wurde rosarot überhaucht.
    Mit zitternden Händen, denn er war ein großer Mann und schwer gefallen, klopfte Thomas von Bristol sich die Kleider ab. »Ich danke Euch, Herr, für Eure Hilfe. Auch Euch, Bruder. Aber meine Weine - meine Waren...«
    »Überlaßt das uns, lieber Herr. Was gerettet werden kann, soll gerettet werden. Bleibt derweil sicher an Bord und wartet. Diese Ungesetzlichkeiten können nicht länger andauern, die Stadtwache muß jeden Augenblick herauskommen und diesen ungestümen jungen Männern nachsetzen. Die Hälfte von diesen ist auf der Straße vor dem Kloster, wirft Marktstände um und bedrängt die Klosterverwalter. Nun, bald werden sie mit blutigen Köpfen im Stadtkerker sitzen und wünschen, sie hätten mehr Vernunft gehabt als mit dem Abt eines Benediktinerklosters Streit anzufangen.«
    Sein Blick ruhte dabei auf Cadfael, der sich damit beschäftigte, flüchtige Fässer zurückzurollen und aufzustellen, aber in Hörweite blieb. Er fühlte sich kameradschaftlich in die Planung dieses meisterhaften jungen Mannes hineingezogen, vielleicht als ein Garant der Reputierlichkeit. Die Augen des Mannes funkelten schelmisch, vielleicht sogar schadenfroh, aber das Gesicht wahrte seinen ernsten Anstand. Der nächstbeste Benediktiner wurde als Vertreter seines Ordens freundlich geneckt.
    »Mein Name«, sagte der Retter wohlgemut, »ist Ivo Corbière, von dem Landsitz Stanton Cobbold in dieser Grafschaft, obgleich der Hauptteil meiner Ehre in Cheshire liegt. Wenn Ihr erlaubt, so würde ich mich glücklich schätzen, Euch meine Hilfe anzubieten...«
    Inzwischen hatte er den Arm von der Taille des Mädchens genommen - geziemend, wenn auch zögernd, aber sein Blick fuhr fort, sie zu umarmen und ihr zu schmeicheln. Sie merkte es wohl, und es mißfiel ihr nicht. »Da!« sagte Corbiere triumphierend, als ein junger Bursche, der an der Mauerbrüstung der Brücke stand, einen schrillen Pfiff ausstieß. »Nun werden wir sehen, wie die Übeltäter die Beine in

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