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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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beginnen.«
    Sie hatten die Klosterfront erreicht und lenkten ihre Schritte zur Stadt. Noch immer wanderte Rhodri gesellig an Cadfaels Seite. Er hatte angefangen, in die dunklen Räume zwischen den Marktständen zu spähen wie die Männer des Grafschaftsbeamten. Fackeln und Kohlenbecken waren hier seltener und die Marktstände bescheidener, und das Schweigen der Nacht lag schläfrig darüber. Zu ihrer Linken, unter den Klostermauern, waren ein paar kleine, aber sichere Marktstände aufgereiht. Aus dem ersten, obschon vollständig geschlossen und für die Nacht verrammelt, drang durch die Bretterritzen der Lichtschein einer Kerze, die im Inneren brannte.
    Rhodri stieß Cadfael einen gewichtigen Ellbogen in die Rippen.
    »Euan von Shotwick! Niemand wird ihn je von rückwärts überraschen, er keilt sich gern in einen Winkel zwischen zwei Mauern, wenn er kann. Reist allein mit einem Tragtier, und trägt eine Waffe, kann sie auch gebrauchen. Eine einsame Seele, weil er niemandem traut. Er ist sein eigener Träger - glücklicherweise sind seine Waren leicht für ihren Wert - und sein eigener Wachmann.«
    Ivo Corbiere suchte am Straßenrand zwischen den Marktständen.
    Entlang dieser Strecke waren noch nicht alle belegt und warteten auf die einheimischen Händler, die mit dem Morgengrauen kommen würden. Die Finsternis verlangsamte die Nachforschungen, und der junge Mann, der durchaus nicht abgeneigt schien, die Nacht ohne Schlaf zu verbringen, sicher auch ermutigt durch die Erinnerung an Emmas leuchtende Augen, ging unermüdlich und gründlich vor.
    Selbst Cadfael und Rhodri ap Huw waren einige Schritte vor ihm, als sie ihn aufgeregt rufen hörten: »Großer Gott, was ist das hier?
    Beringar, kommt zurück!«
    Alle liefen zu ihm. Corbiere hatte die Straße verlassen und zwischen gestapelten Schrägen und Segeltuchbahnen in der Dunkelheit herumgestöbert, aber ihre Augen hatten sich bereits so weit an die Finsternis gewöhnt, daß sie im schwachen Sternenlicht sehen konnten, was er gefunden hatte. Unter einem leichten hölzernen Rahmen und gespanntem Segeltuch ragten zwei gestiefelte Füße hervor, bewegungslos, die Zehen himmelwärts gerichtet. Einen Augenblick lang starrten sie alle in verblüfftem Schweigen darauf, denn um die Wahrheit zu sagen, hatte nicht einer von ihnen geglaubt, daß der Handelsmann auf irgendeine Weise hätte zu Schaden kommen sollen, wie sie alle hinterher übereinstimmten. Dann ergriff Beringar den Rahmen und hob ihn von den Schrägen, gegen die er gelehnt war, und groß und undeutlich sahen sie in der Dunkelheit den langen Umriß eines Mannes, von den Knien aufwärts in einem Umhang gehüllt, der das Gesicht verbarg.
    Der Wachtmeister brachte die eine Fackel herbei, die sie bei sich hatten, und Beringar ergriff die Falten des Umhangs und begann ihn von dem verhüllten Kopf und den Schultern zurückzuziehen. Die Bewegung des Stoffes setzte eine starke Geruchswolke frei, die ihn innehalten und mißtrauisch schnüffeln ließ. Sie störte auch die liegende Gestalt, die nun ein enormes Schnarchen und eine weitere Wolke alkoholischen Atems ausstieß.
    »Sinnlos betrunken und hilflos«, sagte Beringar erleichtert. »Und nicht der Mann, den wir suchen. Nach seinem Zustand zu urteilen, muß dieser Bursche bereits seit Stunden hier liegen, und wenn er rechtzeitig zu sich kommt, um vor Tagesanbruch davonzukriechen, wird es ein Wunder sein. Sehen wir ihn uns genauer an.« Er war jetzt weniger vorsichtig, als er den Umhang entfernte. Der Betrunkene ließ sich an den Füßen hervorziehen, ohne mehr als ein paar unwillige Grunztöne auszustoßen, worauf er gleich wieder in seinen betäubten Schlaf sank. Das harzig gelbe Licht der Fackel fiel auf einen Schopf ungekämmten rotbraunen Haares, breite Schultern in einem ledernen Wams und ein Gesicht, das in wachem und nüchternem Zustand scharfgeschnittene, lebhafte und sogar angenehme Züge haben mochte, nun aber gedunsen und idiotisch aussah, mit offenem, sabberndem Mund und geröteten Augen.
    Corbiere beugte sich über ihn, dann holte er schnaufend Luft und fluchte. »Fowler! Der Teufel soll ihn zerreißen! Ist dies die Art und Weise, wie er mir gehorcht? Beim Himmel, dafür wird er mir schwitzen!« Und er griff in das dichte braune Haar und schüttelte den Mann wütend, ohne ihm jedoch mehr als ein lautes Grunzen, das teilweise Öffnen eines glasigen Auges und ein wortloses Gemurmel zu entlocken, das im selben Augenblick wieder verstummte, als der Haarschopf

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