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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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»Gebt auf sie acht. Und sagt Hugh Beringar, er möge kommen. Wir haben hier Arbeit für ihn.«
    Auf dem Rückweg entlang der Klostermauer hielt Corbiere einen Arm stützend und schützend um Emma gelegt und paßte seinen langen Schritt dem ihrigen an. Beschwichtigend und liebevoll redete er auf sie ein, während sie, bis sie den Westeingang der Kirche beinahe erreicht hatten, überhaupt nichts sagte und einfach folgsam neben ihm ging, nur vage der besänftigenden Stimme und der tröstlichen Berührung bewußt. Dann, vor dem Portal angelangt, stieß sie plötzlich hervor: »Er ist tot. Ich sah ihn liegen, ich weiß es.«
    »Ihr konntet nur einen flüchtigen Blick auf ihn werfen«, wandte er ein. »Vielleicht irrt Ihr Euch.«
    »Nein«, widersprach sie. »Ich weiß, daß der Mann tot ist. Wie konnte es geschehen? Warum?«
    »Solche Untaten ereignen sich immer wieder - Räubereien, Gewalttätigkeiten und Schlechtigkeit. Es ist traurig, aber nicht neu.«
    Seine Finger drückten zärtlich ihre Hand. »Es ist nicht Eure Schuld, und leider könnt Ihr so wenig daran ändern wie ich. Ich wünschte, ich könnte Euch diesen Anblick vergessen machen. Mit der Zeit werdet Ihr nicht mehr daran denken.«
    »Ich werde dies nie vergessen.«
    Sie hatte durch die Kirche zurückkehren wollen, doch nun war es nicht mehr wichtig. Soweit es Ivo oder andere betraf, war sie einfach frühzeitig ausgegangen, um Handschuhe zu kaufen oder um wenigstens zu sehen, was der Handschuhmacher zu bieten hatte. So betrat sie mit Corbiere das Kloster durch das Torhaus. Als sie, fürsorglich von ihm geleitet und an seinem Arm, vor dem Gästehaus anlangte, hatte sie ihre Haltung wiedergewonnen. Ein wenig Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt, und ihre Stimme klang lebhaft, selbst wenn ihr Tonfall erkennen ließ, wie schmerzlich ihr das Leben erschien. »Ich habe mich jetzt erholt. Ihr braucht Euch nicht weiter um mich zu sorgen. Ich werde Hugh Beringar mitteilen, daß er benötigt wird.«
    »Bruder Cadfael hat Euch mir anvertraut«, entgegnete er mit sanfter, zuversichtlicher Überlegenheit, »und Ihr habt meine Begleitung nicht zurückgewiesen. Also werde ich meinen Auftrag genau ausführen. Wie ich hoffe«, fügte er lächelnd hinzu, »werde ich auch künftig Missionen ausführen dürfen, die Ihr mir übertragen mögt.«
    Hugh Beringar kam mit vier Wachsoldaten zum Tatort, löste die Menschenmenge auf, die erwartungsvoll den Marktstand Euan von Shotwicks umdrängte, und hörte die Berichte der Standnachbarn, des Metzgers von der anderen Straßenseite und Rhodri ap Huws, dessen Aussage Cadfael Satz für Satz dolmetschte. Der Waliser hatte es nicht eilig, zu seinen Geschäften zurückzukehren, denn wie er sagte, wäre sein treuester Knecht mit dem Boot von Bridgenorth zurückgekommen und tüchtig genug, die noch vorrätigen Waren zu verkaufen. Doch zeigte er glücklicherweise kein unziemliches Verlangen, am Ort des Verbrechens auszuharren, nachdem sein Zeugnis gehört worden war. Unerschüttert durch die Geschehnisse und wachsamen Auges, entfernte er sich gemächlich, sobald er erkannte, daß er nicht mehr benötigt wurde. Andere, die beharrlicher waren als er, umstanden die Hütte in einem schweigenden, neugierigen Kreis, wurden von den Stadtsoldaten jedoch auf Distanz gehalten. Beringar zog die Tür zu. Der geöffnete Laden ließ Licht genug ein.
    »Kann ich dem Bericht des Mannes Glauben schenken?« fragte Hugh mit einem Blick auf den walisischen Händler, der ohne Eile davonschlenderte. Dieser schaute nicht zurück. Seine Selbstsicherheit war nicht zu überbieten.
    »Wortwörtlich, und das gilt für alles, was hier geschah, seit ich an Ort und Stelle bin«, antwortete Cadfael. »Er ist ein ausgezeichneter Beobachter, und wenig entgeht ihm, ob es ihn betrifft oder nicht. Er macht auch Geschäfte, sein Handel hier ist kein Vorwand. Aber es mag sein, daß wir nur die Hälfte seiner Geschäfte beobachten können.«
    Sie waren mit dem Toten allein in der Hütte. Bislang hatten sie sich gehütet, seinen Körper oder das Durcheinander der umhergeworfenen Lederwaren zu berühren.
    »Er sagte, daß er noch nach Mitternacht einen Lichtschein durch die Ritzen dieses Marktstandes habe dringen sehen«, bemerkte Beringar. »Das Licht ist gelöscht worden, nicht heruntergebrannt. Und wenn Euan von Shotwick seine Tür absperrte, nachdem er den Stand für die Nacht geschlossen hatte...«
    »Das wird er sicherlich getan haben«, meinte Cadfael. »Rhodris Bericht über

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