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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nicht verlassen?«
    »Ich gehe direkt zur Kirche«, versprach Emma.
    Constance nickte wieder, und ihre Lider schlossen sich. Sie war eingeschlafen, noch ehe Emma leise die Tür zugezogen hatte und zum großen Hof hinuntereilte.
    Bruder Cadfael erhob sich wie die anderen zur Prime, verließ den Schlafsaal jedoch vor seinen Gefährten, um mit der einzigen Autorität zu sprechen, der er seine letzte Entdeckung anvertrauen konnte.
    Solch ein Vergehen war Sache des Abtes, und er hatte das Recht, zuerst davon zu hören.
    Sobald der Abt den Mönch eingelassen und die Tür seiner kargen Zelle hinter ihm geschlossen hatte, gaben sie sich bemerkenswert zwanglos - zwei Männer, die ihre Meinungen kannten und offen miteinander redeten. Das Blütenblatt der Rose, ein wenig runzlig und welk, aber noch seidig mit seinem Gelb und Rosa, lag wie eine goldene Träne in der Handfläche des Abtes.
    »Du bist sicher, daß dieses Blütenblatt nicht zu Boden gefallen sein kann, als unsere Tochter die Rose in die Kirche brachte?« fragte Radulfus.
    »Kein Stäubchen hätte davon zu Boden fallen können«, erwiderte Cadfael. »Sie trug es wie ein Weingefäß aus dünnem Glas, in beiden Händen. Ich sah jede Bewegung. Zwar habe ich den Sarg noch nicht bei Tageslicht in Augenschein genommen, aber ich zweifle nicht, daß fachmännisch damit umgegangen wurde und daß er so aussieht wie zuvor, als der Tischlermeister den Deckel befestigte.
    Nichtsdestoweniger ist er geöffnet und wieder geschlossen worden.«
    »Ich gebe mich mit deinem Wort zufrieden«, sagte der Abt. »Das ist schändlich.«
    Cadfael nickte und wartete.
    »Und du kannst den Mann, der so etwas getan haben würde, nicht benennen?«
    »Noch nicht.«
    »Und auch nicht feststellen, ob er etwas dadurch gewonnen hat?
    Was Gott verhüten möge!«
    »Nein, Ehrwürdiger Vater. Aber Gott wird es verhüten.«
    »Er gebe dir seine Stärke.« Radulfus saß eine Weile in Gedanken versunken da. Dann hob er den Kopf. »Wir haben eine Pflicht gegenüber der weltlichen Macht. Tue, was dir am besten erscheint, denn ich höre, du hast das Ohr des stellvertretenden Grafschaftsbeamten. Was die Herausforderung der Kirche, unseres Hauses, unseres toten Sohnes und seiner Erbin betrifft, so trage ich keine Bedenken. Heute früh wird für den Verstorbenen die Totenmesse gelesen. Das heilige Meßopfer wird alles Unreine von dem Toten und seiner Ruhestätte tilgen. Und was seine Nichte betrifft, so laß ihr den Frieden, denn ihr Toter ist in den Händen Gottes.
    Seiner Seele wurde keine Gewalt angetan.«
    Bruder Cadfael sagte in herzlicher Dankbarkeit: »Sie wird um so besser ruhen, wenn sie nichts weiß. Sie ist ein gutes Mädchen, ihre Trauer sollte keine Tröstung entbehren.«
    »Kümmere dich darum, Bruder. Es ist Zeit für die Prime.«
    Cadfael eilte vom Quartier des Abtes zum Kreuzgang, als er Emma vor sich erblickte und seine Schritte verlangsamte, um unbemerkt zu bleiben, während er sie beobachtete. An diesem Tag hatte Emma das uneingeschränkte Recht auf ungestörte Gebete und Meditation. Aber sie hatte auch eine sehr persönliche weltliche Sorge, und welcher dieser Notwendigkeiten sie zu so früher Stunde diente, blieb einstweilen ungeklärt.
    Emma ging durch die südliche Tür hinein, und Bruder Cadfael folgte ihr unauffällig. Die Mönche hatten bereits im Chorgestühl Platz genommen und konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf den Altar.
    Das Mädchen betrat leise das Kirchenschiff, als suchte es dort einen stillen Platz zum Gebet. Doch statt sich in eine der Kirchenbänke zu begeben, ging sie rasch und leise weiter zur westlichen Tür, zum Portal für die Laienbesucher der Kirche, das sich zur Straße außerhalb der Klostermauern öffnete. Mit Ausnahme von Kriegszeiten, wie etwa der Belagerung von Shrewsbury im vergangenen Jahr, war sie nie verschlossen.
    Zu einer Tür hinein und zur anderen hinaus, und sie konnte gehen, wohin sie wollte, und auf demselben Weg zurückkehren, eine harmlose Gläubige, die aus der Kirche kam.
    Bruder Cadfaels Sandalen tappten geräuschlos über die Steinplatten hinter ihr, aber er wahrte einen gewissen Abstand, falls sie sich umsehen sollte, obwohl er dies im Kircheninneren nicht befürchtete. Der große Torflügel stand angelehnt, sie brauchte ihn nur ein wenig aufzuziehen, dann schlüpfte ihre schlanke Gestalt hindurch.
    Und da das Portal nach Westen wies, drang keine verräterische Helligkeit herein. Cadfael ließ ihr ein wenig Zeit, damit sie sich vor dem Portal

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