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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Laune an ihnen ausgelassen und sie angeknurrt, daß er sehr wohl in der Lage wäre, auf sich selbst achtzugeben, und daß sie lieber gehen und die anderen standhaften Verfechter warnen sollten, bevor sie von der Stadtwache überrumpelt würden. Denn die Gefährten waren unter den Klostermauern entlanggezogen und hatten Marktstände umgeworfen. Was sie nebst seinen Beschimpfungen hingenommen hatten, in der Erkenntnis, daß sein Kopf mittlerweile mörderisch schmerzen mußte. Sie waren ihm noch eine Weile in vorsichtiger Entfernung gefolgt, als er durch das Jahrmarktsgelände davongetappt war, bis er sie abermals getroffen und weggeschickt hatte. Darauf hatten sie ihn noch eine kleine Weile beobachtet, bevor sie sich achselzuckend abgewandt hatten.
    »Du warst wieder auf den Beinen«, sagte John, »und da du nicht wolltest, daß wir etwas für dich täten, hielten wir es für besser, dich deiner Wege gehen zu lassen. Wir wußten, daß du nicht weit kommen würdest, aber wenn wir dir gefolgt wären, hättest du vielleicht aus reiner Widerborstigkeit wer weiß was angerichtet.«
    »Da war noch einer, der dir ein bißchen besorgt nachschaute«, erzählte der Metzgerknecht. »Als wir mit dir diesen Stand verließen.
    Er ging dann in dieselbe Richtung wie du. Könnte sein, daß er dachte, du wärst schon hilflos betrunken und könntest auf dem Heimweg Hilfe brauchen.«
    »Das war nett von ihm«, erwiderte Philip und versteifte indigniert seine Haltung, denn er fand ein solches Verhalten übertrieben dienstfertig. »Wann wird das gewesen sein? Noch vor acht?«
    »Ich denke schon. Kurz darauf hörte ich vom Kloster her die Glocke zur Komplet läuten. Merkwürdig, wie der Klang durch allen Lärm und Jahrmarktstrubel dringt.«
    Die Klosterglocke trug weit. Im Umkreis von einer Wegstunde teilten die Menschen ihre Tagesarbeit nach diesem Läuten ein.
    »Wer war es, der mir nachging? Kanntet ihr ihn?«
    Sie schauten einander an und hoben gleichzeitig die Schultern.
    Unter mehreren Tausend Besuchern eines großen Jahrmarkts waren die Einheimischen in der Minderzahl. »Hatte ihn noch nie gesehen«, antwortete der Metzgerknecht. »Keiner aus Shrewsbury. Es kann sein, daß er dir gar nicht gefolgt ist, sondern nur in dieselbe Richtung ging.«
    Sie erklärten ihm genau, wo er sie verlassen hatte und wohin er gegangen war. Zielbewußt suchte Philip die bezeichnete Stelle auf, doch in diesem geschäftigen Gewimmel, das sich die Landstraße vor den Klostermauern hinzog und jenseits davon jede freie Fläche erfüllte, konnte er sich nicht orientieren. Er wußte nur, daß er nach den Zeugenaussagen vor neun Uhr stark betrunken und immer noch kräftig zechend in Wat's Taverne gewesen war, wo er seinem Haß und seiner Rachsucht gegen Meister Thomas von Bristol Luft gemacht hatte. Die Zeit dazwischen war schwierig auszufüllen.
    Vielleicht war er gleich dorthin gegangen und, wie die Aussagen zu bestätigen schienen, bereits betrunken gewesen, bevor die anderen seine Drohungen zur Kenntnis genommen hatten.
    Er biß die Zähne zusammen und ging die Landstraße vor den Marktständen entlang, so intensiv mit seiner Suche und der Rückbesinnung beschäftigt, daß er keine Augen und Ohren für etwas anderes hatte und die Neuigkeit überhörte, die auf dem Jahrmarkt überall die Runde machte. Fantasievolle Variationen und beträchtliche Ausschmückungen begleiteten sie, bevor sie den entferntesten Winkel des Pferdemarkts erreichte. Bis dahin war die Neuigkeit mehr als zwei Stunden alt, aber Philip hatte kein Wort davon gehört, so sehr war er auf sein eigenes Problem fixiert. Allenthalben wurden Marktstände abgebaut und gemietete Buden zugesperrt und die Schlüssel den Klosterverwaltern ausgehändigt. Der Handel hatte nahezu aufgehört, doch war der Abend noch nicht vorbei, und nach dem Abschluß der Geschäfte lockten Vergnügungen.
    Walter Renolds Schenke befand sich im hintersten Winkel des Pferdemarktes, nicht an der Landstraße nach London, sondern an der ruhigeren Straße, die nach Nordosten führte. Sie lag günstig für die Landbevölkerung, die Waren zum Markt brachte, und zu dieser Stunde war sie gedrängt voll. Es widerstrebte Philip, auch nur einen Krug Bier zu bestellen, solange er seine Nachforschungen betrieb.
    Aber die Bierschenken lebten vom Ausschank, und wenigstens war er jetzt so nüchtern, daß er sich den Genuß leisten konnte. Der Schankjunge, der ihm seinen Krug brachte, war kaum älter als ein Kind, und Philip erinnerte sich

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