Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
nicht an das kastanienbraune Haar und das sommersprossige Gesicht. Er wartete auf eine Gelegenheit, um mit Wat selbst zu sprechen, wenn es ruhiger würde.
»Ich hörte schon, daß sie dich freigelassen haben«, sagte Wat, die dicken Arme ihm gegenüber auf den Tisch gestützt. »Freut mich, mein Junge. Ich habe dich nie für einen Übeltäter gehalten, und das sagte ich ihnen auch, als sie mich fragten. Wann bist du freigekommen?«
»Gegen Mittag.« Hugh Beringar hatte gesagt, er sollte zu Hause zu Mittag essen, und das hatte er getan, wenn auch zu einer späteren Stunde als gewöhnlich.
»Also kann dir niemand in die Schuhe schieben, was zuletzt geschehen ist. Was für ein Jahrmarkt! Gutes Wetter und gute Geschäfte, und guter Besuch von überallher, sogar gutes Benehmen«, sagte Wat, unter dem Eindruck seiner langjährigen Jahrmarkterfahrungen. »Und doch wurden zwei Händler ermordet, der zweite ein Mann aus dem Norden, der erst heute früh mit gebrochenem Genick in seinem Marktstand gefunden wurde. Du wirst davon gehört haben. Wann hat es je so etwas gegeben! Das sind nicht die Jungen aus Shrewsbury, sagte ich, als sie mich fragten.
Solcher Untaten sind die nicht fähig. Da muß man unter den Besuchern aus anderen Gegenden nachforschen. Wir sind anständige Leute hierzulande!«
»Ja, ich weiß davon«, entgegnete Philip. »Aber sie wollten mir nicht diesen Mord in die Schuhe schieben, sondern den ersten, an dem Kaufmann aus Bristol...« Norden und Süden sind hier zusammengekommen, überlegte er, und für beide ist es fatal ausgegangen. Warum? Beide Opfer waren Fremde aus weitentfernten Gegenden, wo es ebenso lohnend gewesen wäre, Einheimische auszuplündern.
»Diese letztere Sache können sie dir kaum auf die Rechnung setzen«, meinte Wat mit breitem Lächeln, »selbst wenn du früher auf freien Fuß gesetzt worden wärst. Das ist alles vorbei und vergessen.
Hast du nicht gehört, was für einen Aufruhr es vor ein paar Stunden drüben auf der Landstraße gegeben hat? Der Mörder war überführt und sollte gerade festgenommen werden, als er auf dem Pferd seines Herrn die Flucht ergriff. Dabei soll er seinen Herrn niedergeritten haben. Aber er kam nicht weit. Mitten auf der Straße traf ihn ein Armbrustbolzen in den Rücken, und er schlug auf den Boden wie ein vom Sturm entwurzelter Baum. Ein Meisterschuß, heißt es. Der Handschuhmacher ist schon gerächt. Und du hast nicht davon gehört?«
»Kein Wort! Das letzte, was ich hörte, war, daß nach einem Mann gesucht wurde, der einen aufgeschnittenen Ärmel und eine Wunde im Arm hat. Wann war dies alles?« Anscheinend hatte Bruder Cadfael den Täter doch noch ohne fremde Hilfe gefunden.
»Kaum eine Stunde vor der Vesper muß es gewesen sein. Ich hörte die Rufe und das Geschrei vor den Klostermauern. Aber es heißt, der Grafschaftsbeamte selbst sei dort gewesen.«
Ungefähr um fünf Uhr nachmittags, vielleicht weniger als eine Stunde, nachdem Philip den Mönch verlassen hatte und in die Stadt gegangen war, um John Norrey zu suchen... Eine kurze Jagd war das gewesen, und er brauchte nicht länger auf die Ärmel fremder Männer zu achten, die ihm begegneten. »Und es ist sicher, daß sie den richtigen Mann erwischt haben?«
»Absolut! Der Handschuhmacher hatte ihn verletzt, und man sagt, in seinem Gepäck seien Geld und Waren aus dem Marktstand des Handschuhmachers gefunden worden. Ein Pferdeknecht namens Ewald, hörte ich...«
Also bloß ein Gelegenheitsdieb, der zu weit gegangen war. Nichts, was für Philips eigene Suche von Bedeutung wäre. Er konnte sich wieder und noch eifriger als zuvor auf seine eigenen Nachforschungen konzentrieren. Als eine Bußübung hatte es begonnen, verlor diesen Aspekt aber allmählich. Es stand außer Zweifel, daß er sich lächerlich gemacht hatte, aber der ursprüngliche Impuls, der ihn und andere zum Handeln getrieben hatte, war nicht töricht gewesen, und er brauchte sich seiner nicht zu schämen. Erst als das Vorhaben in Tumult und Aufruhr zusammengebrochen war, hatte er jede Vernunft in den Wind geschlagen und sich wie ein Kind seiner Enttäuschung und hilflosen Wut überlassen.
»Wenn ich nur mit der gleichen Gewißheit in Erfahrung bringen könnte, wer Meister Thomas umgebracht hat! Ich war vorher mit dem Kaufmann aneinandergeraten, und die Art und Weise, wie ich mich dann am Abend benahm, lenkte den Verdacht auf mich. Es ist sehr schön, gegen eine Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden, aber noch hat niemand
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