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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gesagt, ich sei von der Anklage freigesprochen. Für alles andere werde ich büßen, aber ich will beweisen, daß ich dem Kaufmann nie ein Haar gekrümmt habe. Ich weiß, ich war an dem Abend hier - am Vorabend des Jahrmarkts, erinnert Ihr Euch? Aber um welche Stunde? Ich erinnere mich nicht an den Zeitpunkt. Nach den Aussagen seiner Leute war Meister Thomas von Bristol um Viertel nach neun noch am Leben.«
    »Ja, du warst hier, keine Frage!« Wat konnte nicht umhin, in Gelächter auszubrechen. »Es war genug Lärm, und wir hatten alle Hände voll zu tun, aber du verschafftest dir Gehör! Mach dir nichts daraus, mein Junge, wer hat nicht schon mal einen über den Durst getrunken und sich ein bißchen aufgeführt? Es kann nicht später als Viertel nach acht gewesen sein, als du hereinkamst, und da war dir noch nicht viel anzumerken. Ich bezweifle, daß du schon vorher viel getrunken hattest.«
    Nur eine Viertelstunde nach der Komplet - dann mußte er geradewegs hierhergegangen sein, nachdem er seine Freunde abgeschüttelt hatte. Nicht geradewegs, vielleicht war das ein ungeeignetes Wort, aber schwankend und vielleicht auch auf Umwegen, obwohl er unterwegs nirgends eingekehrt sein konnte.
    Vermutlich war er durch das dichteste Jahrmarktstreiben geeilt und hatte eine möglichst weite Entfernung zwischen sich und seine fürsorglichen Freunde gelegt, ehe er eingekehrt war.
    »Ich will dir was sagen, Junge«, fuhr der Wirt freundlich fort, »wenn du es langsam hättest angehen lassen, wärst du mit einem leichten Rausch davongekommen. Aber du konntest es nicht erwarten. Ich habe selten einen gesehen, der in so kurzer Zeit soviel in sich hineingeschüttet hat. Kein Wunder, daß dein Magen rebellierte.«
    Es war nicht erfreulich, was Philip da zu hören bekam, aber er schluckte es stumm hinunter. Offenbar war er genauso tölpelhaft und einfältig gewesen, wie er befürchtet hatte, und die Zeugenaussage des Bogenschützen über sein Benehmen war keineswegs übertrieben gewesen.
    »Und ich schwor blutige Rache an dem Mann, der mich niedergeschlagen hatte? So sagte man mir.«
    »Nun, so drastisch würde ich es nicht ausdrücken, aber es ist auch nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt. Sagen wir, du bedachtest ihn nicht eben mit liebevollen Worten. Kein Wunder - wir alle konnten die Beule und die Platzwunde sehen, die er dir beigebracht hatte.
    Arrogant und geldgierig nanntest du ihn und fügtest noch ein paar Beleidigungen hinzu, an die ich mich nicht erinnere. Und immer wieder erzähltest du uns, Hochmut wie der seinige komme vor dem Fall, und für ihn werde es ein unheilvoller Fall sein und er werde ihn bald ereilen. Das muß es gewesen sein, woran die Zeugen dachten, die gegen dich aussagten. Aber ich hörte erst später, daß man Gäste aus meiner Taverne als Zeugen vernommen hatte. Wer waren diese Zeugen?«
    »Es war vor allem ein Mann«, antwortete Philip, »und er sagte zuerst aus. Die anderen bestätigten nur seine Aussage. Nicht, daß ich ihm einen Vorwurf daraus machen wollte. Anscheinend sagte er die Wahrheit – tatsächlich ist mir nie in den Sinn gekommen, daß er falsch ausgesagt haben sollte. Ich weiß, daß ich an dem Abend der größte Dummkopf und Tor war.«
    »Gott mit dir, mein Lieber, wer einen über den Kopf bekommt, der benimmt sich auch danach, er hat das Recht dazu. Aber wer war dieser eine Zeuge? Wegen der vielen Jahrmarktsbesucher hatte ich die letzten Abende mehr fremde als bekannte Gäste.«
    »Es war ein Mann, der in den Diensten eines der Klostergäste steht«, sagte Philip. »Turstan Fowler wurde er genannt. Er sagte, er wäre hier gewesen und hätte getrunken, zuerst Bier, dann Wein und schließlich Schnaps. Offenbar war er am Ende so betrunken wie ich.
    Sie lasen ihn auf, als er hilflos dalag, und warfen ihn über Nacht in einen Karzer des Klosters. Ein gutaussehender Bursche, aber von schlaffer Haltung und vernachlässigt, als ich ihn in der Verhandlung sah. Ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, denke ich, sonnengebräunt, dichtes braunes Haar...«
    Wat lauschte der Beschreibung, dann schüttelte er den Kopf.
    »Kenne ich nicht, nicht nach deinen Angaben, obwohl ich ein gutes Gedächtnis für Gesichter habe. Als Wirt muß man das haben. Na gut, wenn er ein Fremder war, hatte er keinen Anlaß, falsches Zeugnis zu geben. Ich nehme an, er wiederholte nur, was du sagtest, doch da er dich nicht kannte, nahm er deine Drohungen und dein betrunkenes Schwadronieren für bare Münze.«
    »Wie spät

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