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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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war es, als ich ging?« Philip schnitt eine Grimasse bei der Erinnerung an diesen jähen und verzweifelten Abgang, den er mit aufgewühltem Magen und schwindelndem Kopf vollzogen hatte, beide Hände vor die zusammengebissenen Kiefer gepreßt. Taumelnd war er aus der Schenke gestürzt, über die Straße ins Gebüsch getorkelt, wo er sich übergeben hatte, als wollte der Magen selbst aus ihm hervordrängen. Einige Zeit später war er in die ungefähre Richtung der Au durch die Obstgärten weitergewankt und schließlich zitternd und würgend im Gras zusammengebrochen und eingeschlafen. Erst in den frühen Morgenstunden war er wieder zur Besinnung gekommen.
    »Nun, etwa eine Stunde nach der Komplet. Es wird ungefähr neun Uhr gewesen sein.«
    Thomas von Bristol war erst eine Viertelstunde später von seinem Marktstand zum Fluß aufgebrochen. Und eine unbekannte Person hatte ihm aufgelauert, den Dolch in der Hand. Kein Wunder, daß Philip Corviser den Behörden verdächtig erschienen war, denn er hatte alle Ursache gehabt, den Kaufmann zu hassen und Rachegelüste zu hegen. Und er war ungefähr zur gleichen Zeit verschwunden, nachdem er seinen Gefühlen laut genug, so daß alle es hören konnten, Luft gemacht hatte.
    Wat stand auf, um sich der Kundschaft zu widmen, die seine beiden Servierjungen überwältigte, und Philip blieb düster brütend zurück, das Kinn in beide Fäuste gestützt. Auf der Straße vor den Klostermauern mußten die meisten Fackeln mittlerweile erloschen, die meisten Marktstände abgebaut, die Händler zur Abreise bereit sein.
    Eine weitere laue Sommernacht begann, als wollte der Himmel bis zuletzt Handel und Wandel begünstigen und nach einem verlorenen kriegerischen Sommer und einem Winter voller Ungewißheit seinen Segen in die Klosterkasse und die Beutel der Kaufleute lenken. Und die Stadtmauern standen noch immer mit gähnenden Breschen, die Straßen waren noch immer aufgebrochen und zerfahren!
    Die Tür der Schenke stand dem warmen, klaren Zwielicht weit offen, und es herrschte ein reges Kommen und Gehen. Kinder schleppten Krüge und Kannen heran, um Bier für ihre Eltern zu holen, Mägde ließen für ihre Herren Wein abfüllen, Taglöhner des Klosters traten ein, um ihren Feierabenddurst zu löschen. Der St.
    Petersjahrmarkt näherte sich seinem erfolgreichen und allseits befriedigenden Abschluß.
    Ein junger Bursche mit frischem Gesicht und in einem feinen Lederwams kam herein, auf den Fersen gefolgt von einem kräftigen, gebräunten Mann, der wenigstens fünfzehn Jahre älter war und die gleiche gute Kleidung trug. Es bedurfte eines langen, staunenden Blickes, bis Philip in dem Neuankömmling Turstan Fowler erkannte, nüchtern, manierlich, wohlgelitten bei seinem Herrn und aller Welt.
    Noch länger dauerte es, bis der Anblick des Mannes ihm von neuem vergegenwärtigte, wie er selbst in seinem Rausch und danach ausgesehen haben mußte, wenn der Unterschied zur Nüchternheit so gewaltig sein konnte. Der Kleinere der beiden Servierjungen bediente sie. Wat war anderweitig beschäftigt, die Schankstube voll. Das Ende des Jahrmarkts brachte immer viel Arbeit für die Gastwirte mit sich.
    Noch ein Tag, und der Raum würde um die gleiche Stunde leer und dunkel gähnen.
    Philip wußte selbst nicht genau, warum er den Kopf abwandte und die Schulter zwischen sich und Ivo Corbieres Knechte schob. Er hatte nichts gegen die beiden, aber er wollte nicht erkannt und bemitleidet oder zu seiner Freilassung beglückwünscht werden - oder in irgendeiner Weise, mitfühlend oder nicht, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gelenkt sehen. Er zog die Schulter hoch, stützte den Kopf halb abgewandt in die Rechte und war froh, daß die Schankstube voller Menschen war, die zum größten Teil von auswärts kamen.
    »An Tagen wie diesem geht es drunter und drüber, aber ohne Jahrmarkt wären wir Schankwirte Hungerleider«, bemerkte Wat, als er zu seinem Platz zurückkehrte und sich mit einem Seufzer auf die Bank sinken ließ. »Es wäre mir lieber, wir könnten diese Tage auf den Rest des Jahres verteilen. Die Füße werden nicht jünger, und die letzten drei Tage habe ich insgesamt kaum eine Stunde geschlafen.
    Wovon hatten wir gesprochen?«
    »Ich versuchte den Mann zu beschreiben, der bei der Verhandlung meine Rachedrohungen wiedergab«, erklärte Philip. »Nun, eben ist er hereingekommen und sitzt dort drüben. Der Ältere der beiden, die beisammensitzen, mit den Lederwämsen.«
    Wat ließ seinen scharfen Blick

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