Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
in die angedeutete Richtung wandern und musterte Turstan Fowler mit scheinbarer Gleichgültigkeit. »Das ist der Mann?« Er schaute wieder auf Philip.
»An den erinnere ich mich gut. Ich vergesse selten das Gesicht eines Mannes, aber ich konnte deinen Worten nicht entnehmen, daß du ihn meintest.«
»An dem Abend kann er nicht ganz so schmuck ausgesehen haben, da er stockbetrunken gewesen sein muß. Zwei Stunden später zogen sie ihn unter einem Schrägen hervor.«
»Und den Rausch will er sich hier geholt haben?« Wats Augen verengten sich.
»So sagte er, wenn ich mich recht besinne.«
»Na, dann laß dir etwas Interessantes erzählen, mein Junge...«
Wat beugte sich vertraulich näher. »Ob du mir glaubst oder nicht, er sah an dem Abend nicht viel anders aus als jetzt. Und ich weiß jetzt, in welcher Weise er mit dir und deinen Angelegenheiten zu tun hatte, denn ich erinnere mich an ein paar Kleinigkeiten, über die ich mir vordem nicht den Kopf zerbrochen hätte. Er war an jenem Abend zweimal hier, das heißt, er war einmal auf der Schwelle und ging wieder, bevor er später noch einmal erschien und hereinkam. Er stand in der Tür und blickte umher - eine gute Weile, nachdem du hereingekommen warst. Natürlich dachte ich mir nichts dabei. Ständig schauen irgendwelche Leute herein, um zu sehen, ob sie irgendwelche Bekannten entdecken können. Mir fiel auf, daß er dich nachdenklich beobachtete, was aber nicht verwunderlich war, weil du mächtig randaliertest und lärmtest. Er schaute abschätzend zu dir hin und ging wieder fort. Und als ich ihn wiedersah, das mochte eine halbe Stunde später gewesen sein, kam er herein und kaufte einen Krug Bier und eine gute Flasche starken Genevers. Er setzte sich, trank ruhig sein Bier und sah sich unter den Gästen um - und wird auch dich von Zeit zu Zeit beäugt haben, was wiederum verständlich ist, denn zu der Zeit wurdest du grünlich im Gesicht und verdächtig still. Aber weißt du, wann er austrank und ging, Philip, mein Junge?
Gleich nachdem du zur Tür hinausgestürzt warst. Und die Flasche hatte er unter dem Arm, ungeöffnet. Der und betrunken? Er war stocknüchtern, als er von hier wegging.«
»Aber er nahm den Wacholderschnaps mit«, wandte Philip ein.
»Zwei Stunden später war er sternhagelvoll, es gibt mehrere Zeugen, die das beschwören können. Sie mußten ihn auf einer Planke zur Abtei tragen.«
»Und wieviel vom Wacholderschnaps war noch in der Flasche?
Wurde davon gesprochen? Wurde die Flasche überhaupt gefunden?«
»Ich hörte nichts davon«, sagte Philip zweifelnd. »Aber ich war im Kerker und wurde nur zum Verhör herausgeholt. Ich weiß nicht, was von anderen erörtert wurde. Bruder Cadfael war dabei, ich könnte ihn fragen. Aber warum?«
Wat legte ihm in freundlicher Herablassung die Hand auf die Schulter. »Junge, es ist leicht zu sehen, daß du über Wein oder Bier nie hinausgekommen bist, und wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann laß die Finger von dem starken Zeug, das ist was für ausgepichte Mägen. Ich sagte, eine große Flasche, und das bedeutet, daß ein halbes Maß Wacholdergeist in dieser Flasche war! Wenn er diese in zwei Stunden ausgetrunken hätte, nach dem Krug Bier, den er hier konsumiert hatte, dann wäre er nicht stockbetrunken gewesen, sondern tot. Oder wenn er mit dem Leben davongekommen wäre, hätte er weder am nächsten Tag davon erzählen können noch am übernächsten. Dieser Bursche war nüchtern wie der Grafschaftsbeamte persönlich, als er hier hinausging, und warum er draußen die Flasche an den Hals setzen und sich um den Verstand trinken sollte, übersteigt mein Begriffsvermögen. Aber anscheinend sagte er in dem Punkt nicht die Wahrheit. Nun, warum gesteht jemand eine Ausschweifung, die er nie begangen hat, und läßt sich zur Strafe in den Kerker werfen?« fragte Wat. »Na, warum wohl, eh? Ich will es dir sagen, mein Junge - um sich aus einer schlimmeren Geschichte herauszuwinden.«
Der ältere Bierjunge, ein sommersprossiger Bursche, der in der Nachbarschaft geboren und aufgewachsen war, kam mit zwei Händen voll leerer Bierkrüge vorbei und hielt inne, um Wat mit einem Ellbogen in die Rippen zu stoßen und ihm etwas zuzuflüstern.
»Weißt du, wen du da hast, Meister?« Eine Kopfbewegung zu den beiden Gästen in den ledernen Wämsern. »Der Junge ist Stallknecht und der Arbeitskamerad von dem, der vor einer Weile einen Bolzen durch den Rücken bekam, als er auf dem Pferd seines Herrn fliehen
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