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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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überquerte sie und suchte das Gebüsch auf, das er an jenem Abend unter viel unerfreulicheren Umständen aufgesucht hatte, und fand noch getrocknete Reste seines Erbrochenen im niedergetrampelten Gras. Dann zurück zum Fluß, abseits der Straße, und dort war die geschützte Mulde, wo er das Schlimmste seiner Ausschweifungen verschlafen hatte, bevor er sich mit steifen Gliedern aufgerappelt hatte und zur Stadt zurückgewankt war. Mond und Sterne verbreiteten Licht genug, so daß er seinen Weg und das niedergedrückte Gras sehen konnte.
    Aber nein, dies war nicht die Stelle! Hier gab es eine Wegspur, einen Pfad, und Philip war sicherlich viel tiefer in den Büschen und Bäumen flußabwärts gewesen, um sich vor aller Welt zu verbergen.
    Dieser Teil der Au glich mit seinen Wiesenstücken, den Baumgruppen, Büschen und Obstbaumpflanzungen sehr dem anderen, aber es war nicht dieselbe Stelle. Immerhin hatte jemand hier gelegen, und nicht gerade ruhig. Allem Anschein nach hatten mehr als ein Paar Füße das Gras zerstampft und den weichen Boden aufgerissen. Ein Liebespaar, das sich einer der traditionellen Vergnügungen des Jahrmarkts hingegeben hatte? Oder ein Zweikampf? Nein, ein Kampf schwerlich, obwohl offenbar irgend etwas hangabwärts zum Fluß gezogen worden war, der silbrig zwischen den Bäumen schimmerte. Philip sah zwischen den ausgebreiteten Wurzeln der Birke, an der er lehnte, einen Flecken bloßer Erde, trocken und hell wie Lehm, und dieser Flecken war bestreut mit Rindenstücken. Das größte dieser Stücke zeigte sich eigentümlich dunkel statt silbrigweiß wie die anderen. Er bückte sich und hob es auf, und als seine Fingerspitzen die schwärzlich verkrustete Oberfläche berührten, schauderte ihn. Wenn er bei Tageslicht suchte, mochte er leicht auf andere derartige Spuren stoßen.
    Auf der Suche nach dem Ort seiner eigenen Erniedrigung hatte er etwas ganz anderes gefunden, die Stelle, wo Meister Thomas von Bristol überfallen und getötet worden war. Und hinterher war sein Körper von der steilen Uferböschung in den Fluß geworfen worden.

Nach dem Jahrmarkt
1. Kapitel
    Am nächsten Morgen kam Bruder Cadfael nach der Prime aus der Kirche und bemerkte Philip Corviser auf dem Hof, wo er mit allen Zeichen innerer Unruhe von einem Bein aufs andere trat, als würde der Boden unter seinen Füßen brennen. Und sein Gesichtsausdruck war so grimmig und verkniffen, daß an der Dringlichkeit dessen, was er mitzuteilen hatte, kaum ein Zweifel bestehen konnte. Sowie er Cadfael erblickte, kam er herbeigeeilt und legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Könnt Ihr mit mir zu Hugh Beringar gehen, Bruder Cadfael? Ihr kennt ihn gut, er wird auf Euch hören, wenn Ihr für mich sprecht. Ich wußte nicht, ob er so früh schon aufsteht, also wartete ich auf Euch.
    Ich glaube, ich habe die Stelle gefunden, wo Meister Thomas ermordet wurde.«
    Bruder Cadfael, der stehenblieb und überrascht zwinkerte, fand diese Eröffnung im ersten Augenblick ganz unerheblich, so jählings drängte sie sich in seine auf friedfertige Dinge gerichteten Gedanken.
    »Was hast du getan?«
    »Es ist wahr, ich schwöre es! Gestern abend war es so spät, daß ich niemanden damit behelligen konnte, und bei Tageslicht bin ich noch nicht dort gewesen... Aber jemand blutete dort, und jemand wurde zum Wasser hinuntergeschleift.«
    Cadfael erholte sich von seiner Verblüffung. »Komm mit. Wir gehen zusammen.« Und gefolgt von Philip, dessen lange Beine mühelos mit ihm Schritt hielten, marschierte er eilig über den Hof zum Gästehaus.
    »Wenn du recht hast... Er wird wollen, daß du ihm die Stelle zeigst.
    Kannst du sie mit Sicherheit wiederfinden?«
    »Das kann ich, Ihr werdet es sehen.«
    Auf sein Klopfen kam Beringar gähnend heraus, noch nicht vollständig angekleidet, aber wach und schon rasiert. »Sprich leise«, sagte er, den Finger an die Lippen gelegt, und schloß behutsam die Tür zu seinen Räumen hinter sich. »Die Frauen schlafen noch. Nun, was gibt es? Der junge Mann kommt zu früher Stunde, aber ich weise keinen ab, der mich mit Bruder Cadfaels Billigung aufsucht.«
    Philip berichtete nun, was notwendig war. Seine persönlichen Probleme zu erklären, schob er für später auf. Jetzt war ihm nur die Wiese am Waldrand wichtig, jenseits der Obstgärten.
    »Gestern abend folgte ich meiner eigenen Fährte, verfehlte aber den Weg, den ich zum Fluß genommen hatte. Ein Pfad führte mich zum Rand einer Wiesenlichtung zwischen den Obstgärten und

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