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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Welt einzutreten, wahrhaft ihre eigene Herrin.
    Aline küßte sie zärtlich und wünschte ihnen beiden eine glückliche Reise. Emma warf bis zum letzten Moment immer wieder Blicke zum Torhaus, falls Hugh Beringar doch noch erscheinen sollte, aber er kam nicht. Sie mußte Aline ihre Abschiedsbotschaft hinterlassen. Ivo saß zuerst auf, da der Fuchs, wie er sagte, in bockiger Stimmung und geneigt wäre, Streiche zu spielen. Dann wandte er sich um und reichte ihr eine ruhige, fest zugreifende Hand, während Turstan Fowler sie mühelos auf das Sattelkissen hob.
    »Selbst mit uns beiden im Sattel«, sagte Ivo lächelnd über die Schulter, »kann dieser Schwerenöter temperamentvoll sein, wenn er ausgeruht ist. Haltet Euch zur Sicherheit an mir fest und umfaßt meinen Gürtel - so, das ist gut!« Er grüßte Aline sehr anmutig und höflich vom Pferd herab. »Ich werde sorgen, daß sie Bristol sicher erreicht, das verspreche ich!«
    Er ritt in Hemdsärmeln zum Torhaus hinaus, genauso, wie er hereingeritten war, seine Männer, jetzt nur noch zwei, im Gefolge, und das Tragtier zufrieden unter seiner leichten Last. Emmas Arme reichten mit Leichtigkeit um seine schmale Taille, und sein schlanker, kräftiger Körper fühlte sich durch den feinen Leinenstoff warm und muskulös an. Als sie auf die Landstraße hinauskamen, die sich rasch zu leeren begann, legte er die linke Hand über ihre ineinander verschränkten Hände und drückte sie fest gegen seinen flachen Leib.
    Und obwohl sie wußte, daß er sich bloß ihres festen Haltes vergewisserte, konnte sie nicht umhin, die Berührung auch als eine Liebkosung zu empfinden.
    Sie hatte über Alines romantische Fantasien gelacht, den Kopf geschüttelt und sich geweigert, an eine Verbindung zwischen begütertem Adel und bürgerlichem Handel zu glauben, soweit sie über Geschäfte zum beiderseitigen Gewinn hinausging. Nun war sie nicht so sicher, daß alle Weisheit bei den Skeptikern lag.
    Die Mulde, wo der große, schwere Leichnam gelegen hatte, zeigte noch immer die ungefähren Abmessungen von Meister Thomas'
    Körper, und ringsherum war das Ganze zertrampelt, als wäre jemand, oder vielleicht mehr als einer, mehrere Male um den Toten herumgegangen. Und so mußte es gewesen sein, denn hier hatten sie ihn anläßlich der ersten fruchtlosen Durchsuchung entkleidet und gefilzt. Aus der Mulde heraus und hinab zur steilen Uferböschung führte die Fährte, die der geschleifte Leichnam zurückgelassen hatte, und das Gras, außerhalb des Schattens länger als in der Mulde, lag durchweg in einer Richtung.
    Auch gab es keinen Zweifel im Hinblick auf die Blutspuren, so spärlich sie waren. Das Stück Birkenrinde unter dem Baum zeigte eine dünne, schwärzlich getrocknete Kruste. Eine sorgfältige Suche erbrachte zwei oder drei weitere Stellen und eine dünne, verschmierte Spur, die sich hangabwärts durch das Gras zog, wo man den Toten anscheinend auf den Rücken gewälzt hatte, um ihn leichter zum Wasser hinabzuschleifen.
    »Hier ist es tief«, sagte Hugh, als sie zusammen auf der Uferböschung standen. »Der Fluß hat das Ufer unterspült, und die Strömung muß ihn aus der Flußschleife hinaus und weiter getragen haben. Ich stelle mir vor, daß die Kleider gleich hinterhergeworfen wurden, die restlichen Sachen werden noch irgendwo im Flußbett sein, wo sie sich verfangen haben. Ein Mann könnte alles getan haben. Wären es zwei gewesen, so hätten sie ihn getragen.«
    »Würdest du sagen«, fragte Cadfael, »daß dies ein Pfad ist, den er vernünftigerweise genommen haben konnte, um zu seiner Barke zu kommen? Er wußte, daß sein Boot ein Stück flußabwärts von der Brücke lag, also mag er auf gut Glück eine Abkürzung gesucht haben und dabei ein wenig zu weit abgekommen sein. Du siehst das Ende des Anlegesteges, wo die Barke festgemacht war. Es ist nur ein kleines Stück stromauf von dieser Stelle. Glaubst du, daß er allein und ahnungslos war, als er überfallen wurde?«
    Hugh hatte die Mulde eingehend in Augenschein genommen. Sie war nicht der Schauplatz eines Kampfes gewesen. Nun betrachtete er wieder die Stelle, wo der Körper gefallen und liegengeblieben war, und die Trampelspuren der Füße ringsherum. Wäre es zu einem Kampf gekommen, so hätten sich im Gras Gleitspuren der Füße und kleine Stellen aufgerissenen Erdreichs gefunden.
    »Ja. Es gab keinen Widerstand. Jemand kam von rückwärts und stach ihn ohne ein Wort bedenkenlos nieder. Er stürzte vornüber und blieb liegen. Er

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