Der Aufstand
halbkreisförmigen Öffnungen fixierte. Mit einem seitlich angebrachten Hebel wurde das Fallbeil ausgelöst, und unter der Planke stand ein Weidenkorb für den abgetrennten Kopf des Opfers bereit.
«Letztmals eingesetzt auf dem Place de la Révolution, Paris, 1793 », erklärte Stone stolz und strich mit der Hand fast schon zärtlich über die Seite der grausigen Vorrichtung. «Es hat mich einige Mühe gekostet, sie in meinen Besitz zu bringen, nachdem der Pöbel mit dem französischen Adel fertig war. Ich wusste immer schon, dass sie mir eines Tages noch von Nutzen sein würde.»
Lillith zeigte auf Alex. «Fangen wir mit der an. Ich will, dass sie als Erste drankommt.»
Stone aber schüttelte den Kopf. «Nein, Lillith. Das muss ordnungsgemäß ablaufen. Die Männer zuerst, und zwar streng nach Rangordnung.» Er überflog die fünf männlichen Vorstände. «Sie», sagte er und deutete auf Hassan.
«Ihr Tiere!», rief Olympia. «Das könnt ihr doch nicht machen!»
Stone zog eine Braue hoch. «Wirklich? Wäre Ihnen eine Hinrichtung mit Nosferol lieber gewesen?»
Die Wachen packten Hassan bei den Armen und führten ihn zur Guillotine. Er zitterte sichtlich und protestierte, als sie ihm die Handgelenke hinter dem Rücken zusammenbanden und ihn fest auf die Planke schnallten. Dann wurde diese an Ort und Stelle geschoben, bevor man ihm die Bretter mit den halbrunden Aussparungen um den Hals legte, um zu verhindern, dass er den Kopf bewegen konnte.
«Etwas fehlt noch», meinte Anastasia. «Wir hätten einen Trommler besorgen sollen.»
Die Klinge war in Position. Zachary zog den Sicherungsbolzen aus dem Hebel und schaute Stone an.
Stone nickte.
Und Zachary riss am Hebel. Die Klinge zischte in ihrem Rahmen herab. Als ihre schräge Schneidkante auf Hassans Hals traf, klang es, als würde ein Messer einen Kohlkopf durchdringen. Seine Beine zuckten gegen die Riemen, mit denen sie festgeschnallt waren, und dann blieb sein Körper reglos liegen, während sein Kopf in den Weidenkorb kullerte.
«Saubere Angelegenheit, was?», sagte Stone. «Und viel schneller als beispielsweise Verbrennen bei Tagesanbruch – was jedem von Ihnen blüht, der sich widersetzt.»
Lillith trat an den Korb und hob Hassans Kopf an den Haaren hoch. Sein Gesicht war zu einer Fratze des Entsetzens erstarrt. Sie spuckte ihm in die Augen. «Noch so ein Tyrann, der uns nie wieder Probleme bereitet.»
Die Wachen schnallten den kopflosen Körper los und schafften ihn beiseite. Stone zeigte auf Goldmund, der in seiner Panik zu schreien begann.
«Der Nächste, bitte.»
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Kapitel 82
D er vierte Wachmann war offenbar hinter seinen Kameraden zurückgeblieben, um die Zigarette anzuzünden, die nun in der Dunkelheit rot glühte. Joel wäre fast in ihn gerannt. Das Mondlicht glitzerte auf dem Lauf des Gewehrs, als der Wachmann aus dem Dunkel kam. Joel trat zurück, hob die Hände und sah, dass es sich um einen jungen Mann von höchstens achtzehn oder neunzehn Jahren handelte, mit glattem Gesicht und ohne den dicken Schnurrbart, den die Älteren trugen. Aus seinen Augen sprach ebenso viel Angst wie Angriffslust.
«Warte mal», sagte Joel. «Hier gibt es Schlimmere als mich. Lass uns darüber reden.»
Der junge Mann kniff die Augen zusammen. Er schien eine Sekunde zu zögern, bevor er den Mund öffnete, um die anderen zu rufen.
Joel bewegte sich schneller als je zuvor in seinem Leben. Er drehte sich aus der Schussbahn, packte das Ende des Gewehrlaufs, riss es an sich und rammte dem Wächter den Kolben ins Gesicht. Er traf ihn exakt am Nasenbein. Blut tropfte in den Schnee.
Der junge Mann krümmte sich mit gebrochener Nase zusammen und wimmerte vor Schmerzen, doch schon im nächsten Augenblick schoss seine Hand zu seinem Stiefel hinab, und bevor Joel es sich versah, kam das Messer im Dunkeln auf ihn zu. Er konnte nicht verhindern, dass die Klinge tief in seinen Bauch drang.
Doch das Kreuz in seinem Gürtel bewahrte ihn vor einer tödlichen Verwundung. Die Spitze des Messers glitt vom harten Stein ab, und im nächsten Augenblick spürte Joel, wie der kalte Stahl oberhalb der linken Hüfte ins weiche Fleisch seiner Seite drang.
Der junge Mann begann, laut nach den anderen zu rufen. Joel verpasste ihm einen derart harten Schlag ins Gesicht, dass der Junge in den Schnee kippte.
Mit dem Messer noch immer in seiner Seite, taumelte Joel einen Schritt zurück. Er biss sich auf die Zähne, packte den schmalen hölzernen Griff und schrie
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