Der Aufstand
vor Schmerz auf, als er das Messer aus der blutenden Wunde zog. Der junge Mann versuchte, sich wieder aufzurappeln, aber Joel verhinderte das mit einem Tritt ins Gesicht. Er warf das blutverschmierte Messer weg, sah das Gewehr im Schnee liegen und hob es auf. Um die Ecke drangen die Geräusche von Schritten und Stimmen. Die anderen Wächter hatten die Rufe ihres Kameraden gehört und kamen nun herbeigerannt.
Joel lief, so schnell er konnte, durch den Schnee und rutschte dabei immer wieder aus. Er kämpfte gegen den Schmerz in seiner Seite an und zwang sich weiterzugehen. Er
musste
einfach in den oberen Bereich des Schlosses kommen.
Goldmunds kopfloser Körper wurde auf den von Hassan geworfen, während Lillith mit einem Triumphschrei den Kopf über die Zinnen kickte. Als Nächster war Korentayer an der Reihe, der weniger Haltung als seine Vorgänger zeigte und auf den Knien zur Guillotine gezerrt werden musste. Inzwischen war das Gestell rot von Vampirblut.
Während Alex die schrecklichen Szenen verfolgte, spielte sie innerlich tausend Möglichkeiten durch, wie sie heil aus dieser Sache herauskommen konnte.
Keine einzige war realistisch.
Korentayers Kopf war der nächste im Korb, dann der von Borowczyk. Lillith langweilte es mittlerweile, die Köpfe wegzukicken, und so überließ sie es den Wachen, Borowczyks Kopf zusammen mit seinem Körper auf den Haufen zu legen. Zachary zog derweil das blutige Fallbeil wieder nach oben. Als Letzter der männlichen Vorstandsmitglieder war Mushkavanhu an der Reihe. Er schüttelte die Hände seiner Bewacher ab und schritt würdevoll zur Guillotine. Der letzte Blick, den er Gabriel Stone zuwarf, bevor sie ihn festbanden, hätte jeden Menschen und selbst die meisten Vampire bis ins Mark erschüttert, aber Stone lächelte nur. Zachary betätigte den Hebel.
Zack.
«Und jetzt der da», befahl Stone und zeigte auf Harry Rumble. Die Wachen hatten mittlerweile reichlich Übung und packten Rumble schon fast vor dem Befehl ihres Herrn an den Armen.
Rumble wandte sich an Stone, als sie ihn zu dem blutverschmierten Apparat führten. «Sie glauben vielleicht, Sie hätten schon gewonnen, Stone, aber da irren Sie sich.»
«Sie sollten die Geschichte studieren, mein Freund, dann wüssten Sie, dass die schönsten Ansprachen oft die unsinnigsten sind.»
Zachary zog die Klinge wieder hoch, während die anderen Rumble auf die Planke schnallten. Alex suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Rumbles Hinrichtung zu verhindern, doch die zahlenmäßige Überlegenheit ihrer Gegner war einfach zu groß. Und für den Fall, dass sie es versuchen sollte und dann überwältigt wurde, war klar, dass Stones Drohung, Widerspenstige der Morgensonne auszusetzen, kein Scherz gewesen war. Sie musste an den armen Greg denken, und ihr Herz begann zu pochen.
Anastasia sah aus ein paar Metern Entfernung lächelnd zu, als plötzlich ihre Beine nachgaben und sie heftig zu zittern begann.
Stone warf ihr einen scharfen Blick zu. «Anastasia? Was ist denn los?»
Sie taumelte einen Schritt nach vorn und hielt sich den Kopf. «Ich … habe etwas
gespürt
. Es ist … Gabriel, hier stimmt was nicht. Mir wird schlecht.»
«Mir auch», murmelte Zachary, der auf einmal neben der Guillotine zu wanken begann.
Urplötzlich fingen alle versammelten Vampire an zu stöhnen und zu schreien. Auch Alex spürte es – ein Gefühl, das sie vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gehabt hatte.
Dann krachten ganz in der Nähe Schüsse.
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Kapitel 83
J oel rannte, so schnell er konnte, aber die Stichwunde an seiner Seite machte ihm zu schaffen. Es waren nur noch ein paar Dutzend Meter bis zum oberen Hof. Er war sicher, dort Gestalten zu sehen, die sich vor dem Licht aus den dahinterliegenden Gebäuden abzeichneten, sowie ein seltsames rechteckiges Objekt, das er in der Dunkelheit nicht genau erkennen konnte. Etwas ging hier vor.
Er blickte hinter sich und fluchte, als er sah, dass er auf dem Schnee eine Blutspur hinterließ, der selbst ein Blinder hätte folgen können. Seine Hose war schon ganz glitschig vom Blut, und zu seiner Übelkeit gesellten sich Schwindelgefühle. Und seine Verfolger waren mit Sicherheit auch nicht mehr weit. Er durfte jetzt auf keinen Fall stehen bleiben.
Eine Kugel krachte neben seinem Kopf ins Mauerwerk, und eine Millisekunde später hallte der Knall eines Gewehrschusses auf dem Burggelände wider, bevor die Berge das Echo zurückwarfen. Joel duckte sich und rannte
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