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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Durchgang mit Türen zu beiden Seiten. Er konnte nicht verhindern, dass er Fußspuren im Schnee hinterließ, als er auf den Durchgang zuschlich; ihm blieb nur die Hoffnung, dass sie zugeschneit sein würden, bevor jemand sie entdeckte.
    Eine Hand auf dem Schaft des Kreuzes und jederzeit bereit, es wie einen Dolch aus seinem Gürtel zu ziehen, bewegte er sich so unauffällig wie möglich durch das Schloss. Schon von außen hatte es ausgesprochen imposant und weitläufig gewirkt, aber wie er jetzt bemerkte, war es fast eine befestigte Stadt mit einem Gewirr von Straßen, gewundenen Gassen und Plätzen. Vielen Gebäuden war noch ihre ursprüngliche Bestimmung anzusehen: In einer alten Schmiede fand Joel noch Esse und Amboss vor, auch wenn diese offenbar seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden waren, und auf dem gepflasterten Boden der früheren Stallungen lag noch uraltes Stroh. Steinerne Wendeltreppen schraubten sich hoch zu den Wachtürmen zwischen den Wehrgängen, und Joel kam an einer Truppenunterkunft vorbei, die gut und gern zweihundert Soldaten Platz geboten haben dürfte. Vor ein paar Hundert Jahren musste in der autarken Gemeinschaft dieser Burg ein reges Leben geherrscht haben.
    Bevor die Vampire das alles für sich beansprucht hatten.
    Als Joel nach oben blickte, sah er, wie die höheren Festungsbereiche die Stadt überragten. Ähnlich wie die Brücke eines alten Segelschiffs, auf der sich nur der Kapitän und seine höchsten Offiziere aufhalten durften, waren die großen Türme und Säle wohl den Herren des Schlosses vorbehalten gewesen. Hier würde er auch Gabriel Stone finden.
    Joel hörte Stimmen und drückte sich gegen eine Wand, als unter einem Torbogen eine Gruppe finsterer Gestalten auf ihn zukam. Er zog sich in ein Gebäude zurück und beobachtete sie durch ein Fenster. Sie waren vielleicht dreißig Meter entfernt, aber näherten sich schnell. Joel nahm das Kreuz und versuchte zu schätzen, wie nahe Alex ihm in Venedig gekommen war, bevor die Wirkung eingesetzt hatte. Aber nichts geschah. Das Kreuz lag weiter kalt und leblos in seiner Hand.
    Die Gestalten durchschritten den Lichtkegel eines der Scheinwerfer. Sie trugen schwere Wintermäntel und Pelzhüte, waren mit Gewehren bewaffnet und unterhielten sich in einer seltsam klingenden Sprache, die Joel nicht verstand. Fast alle trugen dicke Schnauzbärte. Womöglich Zigeuner, dachte Joel. Das Kreuz zeigte keinerlei Wirkung auf sie, was Joel ebenso beunruhigte wie die Gewehre, die sie trugen. Gegen diese Kerle war er völlig wehrlos.
    Während die Männer an ihm vorbeigingen, fragte Joel sich, ob sie auch nur ahnten, wer ihr Arbeitgeber wirklich war. War ihnen klar, dass sie einen Vampir beschützten? Bezahlte Gabriel Stone solche Leute mit Geld, oder verfügte er über andere Möglichkeiten, sich ihre Dienste zu sichern?
    Joel wartete, bis die Patrouille vorbeigezogen war, bevor er wieder sein Versteck verließ und sich vorsichtig vorantastete. Er schlich durch den Torbogen, durch den die Männer gekommen waren, und schaute zurück, um sicherzugehen, dass ihn niemand gesehen hatte.
    Dann hörte er plötzlich das Klicken eines Gewehrbolzens.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 81
    S tone und seine Gruppe führten die Gefangenen hinaus in die Nacht. Der Wind heulte, und der Schnee peitschte ihnen ins Gesicht, als Alex, Harry Rumble und die verbliebenen sechs Vorstandsmitglieder eine Treppe hinabgestoßen wurden, die vom großen Saal und einigen Nebengebäuden zum oberen Innenhof führte, von dem man einen guten Blick über die Burganlage hatte. Durch den Vorhang herumwirbelnder Schneeflocken konnte Alex das Labyrinth von Gassen unter ihr sehen und in der Ferne die winzigen Lastwagen, die innerhalb des Burgtors abgestellt waren.
    Auf eine Geste von Stone hin ließen die Wächter die Gefangenen anhalten. Wenige Meter von ihnen entfernt stand mitten im weiten gepflasterten Hof ein etwa zweieinhalb Meter hohes Gestell, verhüllt mit Segeltuch, das im Wind knatterte und an den Ecken mit Ziegelsteinen an Ort und Stelle gehalten wurde. Zachary trat vor, kickte die Ziegel weg und zog die Hülle ab.
    Es war eine Guillotine. Einfach, aber tödlich – ein rechteckiger, senkrecht stehender Holzrahmen mit einer schweren Klinge, die von einem primitiven, flaschenzugartigen Mechanismus oben gehalten wurde. Zwei Stufen führten auf die waagrechte Plattform, auf der das Opfer auf eine Planke geschnallt wurde, bevor man seinen Hals zwischen hölzernen Brettern mit

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