Der Aufstand
kleiner Junge war ich ganz verrückt nach alten Dracula-Filmen und Vampirgeschichten. Vor etwa sieben Jahren kam ich dann auf die Idee, eine moderne Vampirgeschichte zu schreiben, die ein paar von den klassischen Elementen aus Bram Stokers bahnbrechendem
Dracula-
Roman aufgreift: das unheimliche Schiff aus Rumänien; der halb verrückte, von seinem Herrn versklavte Ghul; die bösartigen Vampir-Bräute, und schließlich die Entscheidungsschlacht in dem von Zigeunern bewachten Schloss – all das geht direkt auf Stoker zurück. Gleichzeitig aber wollte ich das alles mit den Kennzeichen eines modernen Thrillers verknüpfen – hohes Tempo, schnelle Dialoge und jede Menge Action.
Sind Sie immer noch so vampirverrückt wie als Kind?
Ich fürchte, ja. Anscheinend halte ich es nicht allzu lange ohne einen guten Vampirfilm aus, sei es nun ein alter wie
Nosferatu
oder etwas Moderneres wie
Blade
. In meiner DVD -Sammlung finden Sie alles von
30
Days of Night
bis hin zu Eddie Murphys
Vampire in Brooklyn
.
Was fasziniert uns eigentlich so an Vampiren?
Vampire flößen uns Furcht ein – und ist das nicht etwas, was wir alle lieben? Aber abgesehen davon glaube ich, dass Vampire für Eigenschaften stehen, nach denen sich viele von uns insgeheim sehnen. Sie verfügen über ein unglaubliches Maß an Freiheit – zumindest wenn sie nicht den Gesetzen eines Weltverbandes unterworfen sind. Sie sind unwahrscheinlich stark, haben oft ein hohes Maß an Sex-Appeal, und auch der Faktor Unsterblichkeit spielt natürlich eine Rolle. Das ist es, was Jeremy Lonsdale so anziehend findet, der Politiker in
Der Aufstand
, der dem Erzschurken Gabriel Stone ins Netz geht. Lonsdale hat zwar alles, was ein Sterblicher sich erträumen kann, sehnt sich aber dennoch nach der Art von Macht, die er nur als Vampir erlangen kann. Allerdings kommt am Ende alles etwas anders, als er denkt …
Haben Ihre Charaktere Sie je überrascht?
Manchmal entwickelt sich eine Figur im Lauf des Schreibprozesses oder wird sogar vollständig anders als ursprünglich geplant. In
Der Aufstand
beispielsweise sollte Dec Maddon eigentlich nur eine Nebenfigur sein – ein primitiver, ungebildeter junger Mann, dessen einzige Funktion darin bestehen sollte, Zeuge der blutigen Zeremonie in Crowmoor Hall zu werden und dann seine Geschichte dem Helden Joel Solomon zu erzählen. Danach hätte er eigentlich in einen Vampir verwandelt und schließlich von Gabriel Stone auf bösartige Weise vernichtet werden sollen. Mit anderen Worten: Er war entbehrlich. Als ich dann aber begann, über ihn zu schreiben, bekam ich Mitleid mit ihm und habe deshalb seine Rolle geändert. Mir wurde klar, dass Dec in der Geschichte eine ausführlichere, eigene Story bekommen musste, und er wird im nächsten Buch sogar eine wirklich wichtige Rolle spielen, was ich mir anfangs nie hätte träumen lassen.
Einige der Vampire in Der Aufstand – etwa Gabriel Stone – sind weitaus düsterer und bedrohlicher als viele der Vampire in den neueren Büchern und Filmen …
Meine Vampire sollten von Anfang an Reißzähne haben! Ich habe es ganz bewusst darauf angelegt, meine Figur Gabriel Stone in der Tradition von Bram Stoker zu entwerfen, bei dem der Vampir ja auch ein todbringendes Raubtier ohne die geringsten moralischen Skrupel ist, also quasi ein weißer Hai in Menschengestalt. Selbst freundlichere Charaktere wie Alex Bishop, die ich so gezeichnet habe, dass der Leser ihnen gegenüber auch Sympathie empfindet, sind uns manchmal nicht ganz geheuer, wenn uns klar wird, dass wir Menschen für sie letztlich nur eine Nahrungsquelle darstellen. Deshalb fiebern wir zwar mit der Heldin mit, haben aber zugleich auch ein wenig Angst vor ihr …
Würden Sie die Federation unterstützen, wenn Sie ein Vampir wären?
Gute Frage! Ich denke, die Federation wurde aus reinem Selbsterhaltungstrieb geboren, weil viele Vampire ganz einfach verhindern wollten, als solche entlarvt zu werden. Sie wollten schlicht und einfach ihr Überleben sichern. Aber was möglicherweise mit einem gewissen Grad an Idealismus begann, versank dann anscheinend immer mehr in einem Sumpf von Korruption und Machtmissbrauch. Deshalb kann ich manchen Vampiren keinen Vorwurf daraus machen, dass sie den Verband als unterdrückerisch und diktatorisch empfinden. Andererseits – wer möchte schon, dass Raubtiere wie Gabriel Stone und seine Schwester Lillith die Welt beherrschen?
Ein witziger Schauplatz im Buch ist das
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