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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Saric recht behält, wird Jaryn in zwei Tagen wieder zurück sein. Uns bleibt also noch genug Zeit.«

31
    Rastafan hatte Jaryn bis zum Waldrand begleitet. Dort, wo der Weg in die Felder begann, blieb er zurück. »Lass mich nicht ewig warten«, sagte er zum Abschied. Sie umarmten sich flüchtig, um den Abschied kurz zu machen. Jaryn lief den leicht abschüssigen Weg hinunter und drehte sich nicht mehr um, weil er vor lauter Tränen ohnehin nichts gesehen hätte. Im Schatten der Bäume stand Rastafan und sah ihm nach, bis Jaryn hinter der nächsten Bodenwelle verschwunden war. Dann ging auch er zurück.
    Jaryn war das Herz schwer. Unermüdlich wälzte er Möglichkeiten und Folgen in seinem Kopf. Er kam zu keinem Ergebnis, das ihn hätte aufatmen lassen. Egal, wie er sich entschied, das Unheil in dieser oder jener Gestalt wartete bereits. Wie stolz hätte er zurückkehren können mit der Nachricht, er habe seinen Auftrag erfüllt und den Prinzen gefunden. Doch nun war diese Nachricht vergiftet. Er betete zu Achay und zu anderen Göttern, auch zu Zarad, aber er erhielt keine Antwort. Jaryn glaubte zu wissen, weshalb. Es konnte nur eine Antwort geben, und sie war ihm bereits bekannt. Die Götter ließen sich nicht betrügen oder von rührseligen Liebesschwüren beeindrucken. Rastafan war der gesuchte Prinz, und sein Name musste genannt werden.
    Als Jaryn das Stadttor von Margan erreichte, bemerkte er, dass die Zinnen wie zu einem Fest mit Fahnen geschmückt waren. Und noch etwas fiel ihm auf: Die Käfige und Pfähle waren verschwunden, die sonst zur Abschreckung die Mauern zierten. Er überlegte, ob er einen der vielen Feiertage übersehen hatte, aber ihm wollte keiner einfallen. Am Tor zeigte er seine Plakette vor, die ihm erlaubte, Margan zu betreten, und fragte die Torwächter, was denn der Grund für die Fahnen sei?
    In seiner Kleidung hielt man ihn für einen Bauern und gab nur einsilbige Antworten. »Der König und die Priester haben für heute einen ›großen Tag‹ ausgetrommelt, aber was geht es dich an, du Furchenfurzer?«
    Jaryn ließ dieses Schimpfwort durch sich hindurchgleiten. So ein Tag wurde zu besonderen Ereignissen ausgerufen, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, wann das zuletzt der Fall gewesen war. »Ein großer Tag zu welchem Anlass?«, fragte er, doch er erhielt nur einen Stoß in den Rücken. »Weitergehen und nicht so neugierig sein.«
    Ganz Margan schien auf der Straße zu sein. Die Prachtstraße war ebenso mit Fahnen und bunten Bändern geschmückt, und an ihren Rändern standen die Menschen Spalier, als erwarteten sie jemanden. Jaryn vermutete, dass es sich um einen hohen Gast des Königs handeln müsse, und der war ihm momentan völlig gleichgültig. Er drängelte sich durch das Gewühl, um die stille Zuflucht seiner Räumlichkeiten im Sonnentempel zu erreichen. Wen er dabei berührte, war ihm gleichgültig. Weshalb hatte er diese Regel nicht schon früher als lächerlich empfunden?
    »Wer wird denn erwartet?«, fragte er einen Passanten auf dem Königsplatz.
    Der zuckte die Achseln. »Ist noch ein Geheimnis.«
    Jaryn legte rasch die letzten Schritte bis zum Sonnentempel zurück. Dort würde er schon Auskunft erhalten. Der Türsklave am Tor war nicht da. Das wunderte Jaryn. Aber kaum hatte er die große Halle betreten, fand er zu seiner Überraschung sämtliche Priester dort versammelt. Sie hatten sich in einem Halbkreis aufgestellt, alle in den schillernden Braun- und Rottönen des Erntemonats gewandet. Bei seinem Anblick hoben alle ihre Arme und riefen: »Groß ist Achay und groß ist sein Diener Jaryn der Retter Jawendors.«
    Bevor Jaryn begriff, was vor sich ging, löste sich Sagischvar aus der Menge und kam auf ihn zu. Vor sich her trug er ein schillerndes Gewand, das aus Gold- und Silberfäden gewoben war; der Gürtel und Halsausschnitt waren mit Edelsteinen besetzt. »Wir bitten dich, Jaryn, Prinz von Fenraond, dieses Gewand anzulegen.«
    Jaryns Blicke huschten entsetzt hin und her. Was hatte das zu bedeuten? Er selbst war es, der erwartet wurde? Ihm galt der große Tag? Sagischvar hatte ihn Prinz von Fenraond genannt. Das musste alles ein schrecklicher Irrtum sein. Was war in seiner Abwesenheit geschehen? Wer hatte hinterhältig am Rad des Schicksals gedreht, um Razoreth zu betrügen? Ein Schwindelgefühl drohte ihn zu erfassen.
    Offensichtlich bemerkte Sagischvar Jaryns Erschütterung, er winkte einem jungen Mann, der sofort herbeigeeilt kam. Jaryn war erleichtert, als er

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