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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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einem hohlen Baum, der nur noch kraft seiner Rinde einen mächtigen Stamm vortäuscht.«
    »He!« Caelian richtete sich auf und legte Jaryn eine Hand auf das Knie. »Sag so etwas nicht. Du wurdest auserwählt, das Böse von Jawendor abzuwenden. Nicht von Anamarna, sondern von den Göttern. Von Achay, Zarad und wer auch immer da oben über unser Geschick walten mag.«
    Die warme Hand tat Jaryn gut, bestätigte aber gleichzeitig seine eigene Kraftlosigkeit. War es schon so weit, dass sich ein Sonnenpriester von einem Mondpriester trösten lassen musste? »Ja, ich wurde auserwählt«, murmelte er, »doch weshalb ich? Mit mir haben die Götter einen schrecklichen Fehlgriff getan. Ich habe nichts erreicht, nichts.«
    »Du hast noch eine Unmenge Zeit.« Caelian klopfte ihm ermunternd auf den Schenkel. »Und jetzt bin ich ja auch dabei. Wir beide werden es schaffen, ganz bestimmt.«
    Jaryn schämte sich, dass er sich so hatte gehen lassen in seiner Mutlosigkeit. Er legte seine Hand auf Caelians. »Danke. Ich glaube, wir beide könnten wirkliche Freunde werden. Du bist ein – ein ganz außergewöhnlicher Mensch. Dich hätten die Götter auserwählen sollen.«
    Caelian lachte fröhlich. »Mich? Ich bin gar nichts. Frage nur meinen Vater.«
    »Pah!« Jaryn lächelte schief. »Du bist viel wertvoller als er. Wertvoller als Rastafan, dieser herzlose Schuft.«
    »Ja, herzlos, das sind sie alle«, seufzte Caelian. »Aber er ist ein äußerst attraktiver Mann, ich würde ihn nicht aus meinem Zelt werfen. Nein, keine Angst, ich nehme ihn dir nicht weg.«
    »Wegnehmen?« Jaryn lachte trocken. »Wenn Rastafan dich will, dann nimmt er dich. Weder du noch ich könnten etwas dagegen tun.«
    Caelian lächelte. »Rastafan würde mich nicht gegen meinen Willen anrühren, du vergisst meinen Vater. Für ihn ist Rastafan ganz offensichtlich ein Mysterium, das Männer vernascht und trotzdem ein richtiger Kerl ist, aber mich verachtet er, weil ich Männer liebe.«
    »Ist das in Achlad ein Verbrechen?«
    »Es wird nicht bestraft, wenn du das meinst, aber es ist geächtet. Ein richtiger Mann macht es nicht mit anderen Männern, das verweichlicht ihn, so denken sie in Achlad darüber.«
    »Ich fürchte, das stimmt auch. Seit ich Rastafan kenne, bin ich manchmal nicht mehr ich selbst.«
    »Du hast dich in ihn verliebt, nicht wahr? Das ist allerdings ein Fehler. Solche Männer suchen nur die eigene Befriedigung.«
    Caelian klang etwas bitter, deshalb fragte Jaryn: »Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?«
    »Hm, was denkst du? Ich habe einen Liebhaber, und der sieht traumhaft aus. Er ist von anderem Schlag als dein Rastafan, aber ein Mannsbild, nach dem sich Frauen und Männer die Hälse verrenken. Leider weiß er das auch, außerdem ist er der Neffe des Königs und dementsprechend aufgeblasen. Deshalb ist es schwierig mit ihm.«
    »Der Neffe des Königs? Du meinst Gaidaron?«
    »Eben der. Als ich in den Mondtempel kam, hat er sich gleich in mich verguckt, und ich fand ihn himmlisch. Aber bald hat er mich als sein Eigentum betrachtet. Deshalb bin ich froh, ihm für eine Weile entronnen zu sein.«
    Jaryn erinnerte sich nur ungern an das flüchtige Zusammentreffen mit ihm. Er hatte damals keine gute Figur gemacht. Ja, Gaidaron war ein gut aussehender Mann, aber was den Dünkel anging, konnte er sich mit jedem Sonnenpriester messen. Dieses Privileg hatte Jaryn den Mondpriestern nie zugestanden. Aber als Neffe des Königs war er eben mehr als nur das.
    Unwillkürlich musste er lächeln. Welche seltsamen Blüten doch die Leidenschaft trieb! Was für seltsame Paare brachte sie zusammen: Caelian, den unbeschwerten Jungen, und den reizbaren, arroganten Gaidaron, daneben einen Sonnenpriester und einen Räuberhauptmann. Im Sonnentempel war alles so fest gefügt gewesen, das Leben draußen aber war wie ein schwankendes Schiff.
    »Weißt du, worum ich euch am meisten beneide?«, versuchte Caelian die Stimmung wieder aufzulockern. »Um eure farbenprächtigen Roben. Du musst hinreißend darin aussehen. Aber mich würden sie auch nicht schlecht kleiden. Was meinst du, passt zu meinen kastanienbraunen Haaren?« Neckisch fuhr er sich durch seinen Lockenkopf.
    Jaryn grinste. »Zu deinem Möhrenkopf wolltest du sagen? Ich fürchte, da versagt jede richtige Farbe, du solltest grau dazu tragen. Die Farbe des Nebelmondes.«
    »Du bist ein Scheusal. Aber haben wir jetzt nicht den Erntemond? Ich hörte, da trägt man braun.« Er wies auf Jaryns Bauernkittel. »Da bist du

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