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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Tagesanbruch gezogen hatte, denn da konnte man den verlorenen Schlaf nicht mehr nachholen und war den ganzen Tag hundemüde.
    Ein leichter Windstoß wehte ihm entgegen und jagte ihm ein schauriges, unheilschwangeres Kribbeln über den Rücken. Seine Reaktion erschreckte Roran und verdrängte jeden Gedanken in ihm. Nur die Überzeugung, dass er und die Dorfbewohner in tödlicher Gefahr waren, blieb. Er zitterte, das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er musste sich zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und fortzurennen.
    Was ist denn nur los mit mir?
 Es kostete ihn schon Mühe, nur einen Pfeil an die Bogensehne zu legen.
    Im Osten löste sich ein Schatten vom Horizont. Er war nur als Leere zwischen den Sternen zu erkennen und trieb wie ein zerrissener Schleier über den Himmel, bis er den Mond verdeckte und dann reglos verharrte. Von hinten angestrahlt, erkannte Roran die durchsichtigen Schwingen eines der Flugrösser der Ra’zac.
    Das schwarze Wesen riss den Schnabel auf und stieß einen lang gezogenen, markerschütternden Schrei aus. Roran verzog das Gesicht vor Schmerz. Der gellend hohe Ton stach ihm ins Trommelfell, gefror sein Blut zu Eis, überdeckte Hoffnung und Freude mit Verzweiflung. Das Kreischen weckte den ganzen Wald auf. Meilenweit stimmten Vögel und andere Tiere einen wehklagenden, panischen Chor an, in den zu Rorans Bestürzung auch die Dorfbewohner mit einstimmten.
    Roran hastete von Baum zu Baum zum Lager zurück. »Die Ra’zac sind da«, zischte er jedem zu, dem er begegnete. »Seid leise und bleibt, wo ihr seid!« Er sah, wie die anderen Wachen umhereilten und überall die gleiche Nachricht verbreiteten.
    Fisk kam mit einem Speer in der Hand aus seinem Zelt gestürmt. »Greift man uns an?«, rief er. »Was hat dieser verdammte -« Roran riss den Tischler zu Boden, um ihn zum Schweigen zu bringen, und stieß einen erstickten Schrei aus, als er auf der rechten Schulter landete und seine alte Verletzung sich mit einem stechenden Schmerz zurückmeldete.
    »Ra’zac«, knurrte er Fisk zu.
    Fisk erstarrte. »Was soll ich tun?«, flüsterte er.
    »Hilf mir, die Tiere ruhig zu halten!«
    Sie schlichen durchs Lager zur angrenzenden Weide, wo die Ziegen, Schafe, Esel und Pferde grasten. Die Bauern, denen sie größtenteils gehörten, schliefen bei ihnen und waren schon dabei, die Tiere zu beruhigen. Roran war froh, darauf bestanden zu haben, die Herde am Rand der Weide zu verteilen, wo die Bäume und Büsche sie halbwegs vor neugierigen Blicken schützten.
    Während er mühsam einige aufgeschreckte Schafe beruhigte, blickte Roran zu dem Furcht erregenden Schatten auf, der noch immer den Mond verdunkelte wie eine riesige Fledermaus. Zu seinem Entsetzen kam er auf sie zu. 
Wenn dieses Ungetüm noch einmal schreit, sind wir verloren!
    Als der Ra’zac direkt über ihnen kreiste, hatten sich die meisten Tiere wieder beruhigt. Plötzlich stieß einer der Esel ein heiseres 
Iah
 aus. Ohne zu zögern, legte Roran einen Pfeil an die Sehne und schoss ihn dem Esel zwischen die Rippen. Er traf sein Ziel und das Tier kippte lautlos um.
    Aber es war trotzdem zu spät. Der Schrei des Esels hatte den Ra’zac alarmiert. Das Monster wandte den spitzen Schädel zur Lichtung und kam mit ausgestreckten Klauen zu ihnen herabgeschwebt. Sein Aasgestank eilte ihm voraus.
    Jetzt werden wir sehen, ob man einen Albtraum umbringen kann
, dachte Roran. Fisk, der neben ihm im Gras kauerte, hielt den Speer im Anschlag, um ihn zu schleudern, sobald die Bestie nahe genug war.
    Als Roran die Sehne zurückzog, um den Kampf mit einem gut platzierten Schuss zu eröffnen und möglichst auch zu beenden, hörte er laute Geräusche im Wald.
    Eine riesige Rotwildherde brach aus dem Unterholz und donnerte über die Weide, ignorierte Dorfbewohner und Vieh in dem panischen Bemühen, dem Ra’zac zu entkommen. Fast eine Minute lang preschten die Tiere an Roran vorbei und wühlten mit ihren scharfen Hufen den Boden auf. Sie kamen ihm so nahe, dass er ihr leises, flüchtiges Keuchen hörte und in ihren weiß umrandeten Augen das Mondlicht sah.
    Das viele Wild schien das Flugross über die Dorfbewohner hinweggetäuscht zu haben, denn nach einer letzten Runde über der Lichtung drehte es nach Süden ab und verschmolz über dem Buckel mit der Nacht.
    Roran und seine Gefährten blieben reglos liegen, vor Angst wie erstarrt. Sie fürchteten, dass der Ra’zac nur fortgeflogen war, um sie ins Freie zu locken, und dass plötzlich ein Komplize

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