Der Auftrag des Aeltesten
erscheinen könnte. Sie warteten stundenlang, wachsam und bange, und bewegten sich nur, um ihre Bogen zu bespannen.
Kurz bevor der Mond unterging, ertönte in weiter Ferne der gellende Schrei eines Ra’zac... dann herrschte Ruhe.
Wir haben Glück gehabt
, dachte Roran, als er am nächsten Morgen erwachte.
Aber wir können nicht darauf zählen, dass es beim nächsten Mal wieder so glimpflich ausgeht.
Nach dem Besuch des Ra’zac hatte keiner mehr etwas dagegen, die Reise in einer Barke fortzusetzen. Im Gegenteil, plötzlich hatten die Dorfbewohner es mächtig eilig, und viele fragten Roran, ob sie nicht sofort in See stechen könnten statt erst am nächsten Tag.
»Ich wünschte, das ginge«, sagte er. »Aber wir müssen vorher noch ein paar Dinge erledigen.«
Ohne zu frühstücken, marschierten er, Horst und ein paar andere Männer nach Narda. Roran war klar, dass er Kopf und Kragen riskierte, aber die Sicherheit seiner Gefährten war ihm wichtiger als seine eigene. Außerdem war er davon überzeugt, dass sich sein derzeitiges Aussehen so deutlich von der Steckbriefzeichnung unterschied, dass ihn niemand erkennen würde.
Sie hatten keine Schwierigkeiten, in die Stadt zu gelangen, denn heute standen andere Soldaten am Tor. Sie gingen sofort zum Hafen und gaben Clovis die zweihundert Kronen. Der Kapitän beaufsichtigte gerade einen Arbeitstrupp, der die Barken seetüchtig machte.
»Danke sehr, Hammerfaust«, sagte er und band sich den Münzbeutel fest an den Gürtel. »Nichts schimmert heller als Gold.« Er führte sie zu einer Werkbank und rollte eine Seekarte von den Gewässern um Narda aus, auf der alle Strömungen, Felsen, Sandbänke und andere Gefahrenstellen verzeichnet waren, dazu über Jahrzehnte hinweg gesammelte eingetragene Tiefenmessungen. Clovis fuhr mit dem Finger von Narda zu einer kleinen Bucht südlich der Stadt. »Dort nehmen wir euer Vieh an Bord. Die Gezeiten sind um diese Jahreszeit recht friedlich, aber ich will trotzdem kein Risiko eingehen. Wir stechen sofort nach Einsetzen der Flut in See, und das ist mein letztes Wort.«
»Wenn die Flut einsetzt?«, fragte Roran. »Wäre es nicht besser, uns bei Ebbe von der Strömung hinaustragen zu lassen?«
Clovis tippte sich an die Nase und seine Augen funkelten. »Ja, das stimmt, aber es geht darum, den Gezeitenwechsel abzupassen. Ich will nicht am Ufer liegen und eure Tiere verladen, wenn die Flut kommt und uns landeinwärts treibt. Das wäre zwar nicht weiter gefährlich, aber wenn wir es richtig bemessen, haben wir alles eingeladen, wenn die Ebbe beginnt, und dann arbeitet das Meer für uns.«
Roran nickte. Er vertraute Clovis’ Erfahrung. »Wie viele Männer brauchst du, um die Mannschaft zu komplettieren?«
»Ich habe sieben Burschen zusammengetrommelt, starke, gute Matrosen, die dieses Abenteuer unternehmen wollen, so seltsam es auch sein mag. Sie hatten schon mächtig einen gehoben, als ich sie gestern Abend in der Hafenschänke angesprochen habe. Morgen früh sind sie aber wieder nüchtern wie alte Jungfern, das verspreche ich dir. Da ich auf die Schnelle nur sieben Mann auftreiben konnte, hätte ich gern noch vier von deinen Leuten.«
»Kein Problem«, sagte Roran. »Meine Männer verstehen zwar nicht viel vom Segeln, aber sie sind tüchtig und willig.«
Clovis knurrte. »Ich habe sowieso bei jedem Törn ein paar Anfänger dabei. Wenn sie meinen Anweisungen folgen, werden sie keine Probleme haben. Andernfalls ziehe ich ihnen ein Belegholz über die Rübe, merk dir meine Worte! Und was die Wachen angeht: Ich hätte gerne neun Mann, drei pro Barke. Sie sollten aber nicht so unerfahren sein wie die Aushilfsmatrosen, sonst lege ich gar nicht erst ab, nicht für allen Whiskey der Welt.«
Roran erlaubte sich ein grimmiges Grinsen. »Jeder Mann, der mit mir reist, hat sich mehr als einmal im Kampf bewährt.«
»Und sie hören alle auf dich, was, junger Hammerfaust?« Clovis kratzte sich am Kinn und betrachtete Gedric, Delwin und die anderen, die das erste Mal in Narda waren. »Wie viele Männer hast du dabei?«
»Genug.«
»Genug, sagst du. Na, da bin ich ja gespannt.« Er winkte ab. »Achte nicht auf meine Worte! Meine Zunge ist oft schneller als mein Hirn, jedenfalls hat mein Vater das immer behauptet. Mein Erster Maat Torson ist Handelsbeauftragter und überwacht den Ankauf und das Verladen von Waren und Ausrüstung. Ich nehme an, dass ihr Futter für eure Tiere habt?«
»Unter anderem.«
»Dann schafft es herbei. Wir
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