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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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habe sie vor der Sklaverei bewahrt und davor, aufgefressen zu werden.«
    Clovis’ Augenbrauen hoben sich fast bis zum Haaransatz. »Ach wirklich? Diese Geschichte würde ich allzu gerne hören!«
    »Nein, würdest du nicht, glaub’s mir.«
    Clovis zögerte einen Moment lang, dann sagte er: »Na ja, vielleicht hast du Recht.« Er schaute aufs Wasser. »Beim Henker, ich glaube, wir können in See stechen. Ah, und da kommt meine kleine Galina, pünktlich wie immer!«
    Der untersetzte Mann sprang auf die Laufplanke und von dort auf den Pier, wo er ein dunkelhaariges Mädchen von etwa dreizehn Jahren und eine Frau umarmte, die offenbar die Mutter des Mädchens war. Clovis strich dem Kind über das Haar. »Du wirst schön brav sein, während ich auf See bin, nicht wahr, Galina?«
    »Ja, Vater.«
    Während Roran beobachtete, wie sich Clovis von seiner Familie verabschiedete, dachte er an die beiden toten Soldaten am Stadttor. 
Sie hatten bestimmt auch Familien. Frauen und Kinder, die sie liebten, und ein Heim, zu dem sie jeden Tag zurückkehrten...
 Er schmeckte Galle im Mund und lenkte seine Gedanken wieder auf die Hafenmole, um sich nicht zu übergeben.
    Seine Gefährten auf den Barken wirkten unruhig. Da Roran befürchtete, dass sie die Nerven verlieren könnten, schlenderte er betont gelassen auf dem Deck herum, reckte und streckte sich und tat alles, um entspannt zu wirken. Schließlich kam Clovis wieder an Bord und rief: »Ablegen, Männer! Die See erwartet uns!«
    Kurz nacheinander wurden auf den drei Barken die Laufplanken eingeholt, die Leinen losgemacht und die Segel gesetzt. Befehle hallten durch die Luft, und die Matrosen sangen rhythmisch, während sie die Leinen einholten.
    Galina und ihre Mutter standen schweigend und ernst auf dem Pier, während die Barken in See stachen.
    »Wir haben Glück, Hammerfaust.« Clovis klopfte ihm auf die Schulter. »Wir haben heute einen kräftigen Wind im Rücken. Wir müssen nicht einmal rudern, um vor dem Gezeitenwechsel die Bucht zu erreichen!«
    Die 
Rote Bache
 befand sich noch in der Bucht von Narda und knapp zehn Minuten von der Freiheit des offenen Meeres entfernt, als das passierte, was Roran die ganze Zeit befürchtet hatte. Aus der Stadt hallten das Läuten von Glocken und das Schmettern von Trompeten über das Wasser zu ihnen heran.
    »Was ist das denn?«, gab er sich erstaunt.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Clovis. Er starrte stirnrunzelnd nach Narda zurück, die Hände in die Hüften gestemmt. »Es könnte ein Feuer sein, aber ich sehe nirgends Rauch. Vielleicht hat man in der Umgebung Urgals entdeckt...« Auf seinem Gesicht breitete sich Sorge aus. »Ist dir heute Morgen irgendetwas Verdächtiges auf den Straßen aufgefallen?«
    Roran schüttelte nur den Kopf, denn er traute seiner Stimme nicht.
    Flint drehte neben ihnen bei. »Sollen wir umkehren, Käpt’n?«, rief er von der 
Edeline
 herüber. Roran umklammerte das Dollbord so fest, dass er sich Splitter in die Haut trieb; im Notfall würde er das Kommando auf den Barken an sich reißen, doch er wollte nicht vorschnell eingreifen.
    Clovis riss den Blick von Narda los, schaute zur 
Edeline
 hinüber und rief zurück: »Nein, dann verpassen wir den Gezeitenwechsel!«
    »Aye-Aye, Käpt’n! Aber ich würde eine Tagesheuer dafür geben, um herauszufinden, was den Aufruhr verursacht hat!«
    »Ich auch«, murmelte Clovis.
    Während die Häuser und Gebäude hinter ihnen in immer weitere Ferne entrückten, hockte sich Roran am Heck der Barke an die Kajütenwand und schlang die Arme um die Knie. Er schaute erst zum weiten Himmel auf, beeindruckt von dem strahlenden Blau, und danach ins schäumende, Seetang aufwirbelnde Kielwasser der 
Roten Bache
. Das Schwanken des Bootes lullte ihn ein wie das Schaukeln einer Wiege. 
Was für ein schöner Tag
, dachte er, dankbar, ihn erleben zu dürfen.
    Nachdem sie zu Rorans Erleichterung die Bucht verlassen hatten, kletterte er hinter der Kajüte die Leiter zum Achterdeck hinauf, wo Clovis an der Ruderpinne stand und den Kurs hielt. »Der erste Tag auf See hat immer etwas Erhebendes«, sagte der Kapitän, »bevor einem allmählich klar wird, wie schlecht das Essen ist, und man anfängt, sich nach Hause zurückzusehnen.«
    Um so viel wie möglich über die Barke zu lernen, fragte Roran Clovis nach den Namen und Funktionen der verschiedenen Geräte an Bord und erhielt als Antwort einen enthusiastischen Vortrag über die Unterschiede von Barken und anderen Schiffen

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