Der Auftrag des Aeltesten
konnten und was sie gerne hätten, sich aber niemals würden leisten können, solange das Schicksal ihnen keine Kiste Gold vor die Füße warf. Ab und an nannten Birgit und Loring etwas, das Roran vergessen hatte, zum Beispiel Lampenöl, woraufhin Jeod die beiden kurz ansah und dann seinen bohrenden Blick wieder auf Roran richtete; ihm galt sein Hauptinteresse. Es war, als wüsste oder vermutete der Händler, was Roran vor ihm verbarg.
»Mir scheint«, sagte Jeod, nachdem Roran alle gewünschten Waren aufgezählt hatte, »dass die Dinge, die ihr benötigt, ausreichen würden, um mehrere hundert Menschen von Feinster nach Aroughs zu bringen... oder noch weiter. Zugegeben, ich war in den letzten Wochen sehr beschäftigt, aber von einer so großen Reisegruppe hätte ich gehört, und ich kann mir auch nicht vorstellen, wo diese Leute hergekommen sein sollten.«
Mit ausdrucksloser Miene traf Roran Jeods starrenden Blick. Innerlich schalt er sich dafür, dem Händler so viele Informationen gegeben zu haben, dass er diese Schlussfolgerungen hatte ziehen können.
Jeod zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, das ist eure Sache. Ich schlage vor, dass ihr wegen der Lebensmittel zu Galton in der Marktstraße geht und wegen der anderen Sachen zu Hamill unten am Hafen. Sie sind beide ehrliche Männer und werden euch gute Preise machen.« Er beugte sich vor, nahm ein Gebäckstück vom Tablett und biss hinein. Als er den Happen hinuntergeschluckt hatte, fragte er Nolfavrell: »Und, mein junger Kell, gefällt es dir in Teirm?«
»Ja, Herr«, sagte Nolfavrell und grinste. »Ich habe noch nie so eine große Stadt gesehen.«
»Tatsächlich?«
»Ja, Herr. Ich -«
Roran spürte, dass sie sich auf gefährliches Terrain zu begeben drohten und wechselte rasch das Thema. »Herr, was hat es eigentlich mit dem Laden neben Eurem Haus auf sich? Es scheint seltsam, zwischen all den prächtigen Häusern so ein einfaches Geschäft zu finden.«
Zum ersten Mal erhellte ein - wenn auch vages - Lächeln Jeods Züge und ließ ihn um Jahre jünger erscheinen. »Es hat einer Frau gehört, die selbst ein bisschen seltsam ist: Angela, die Kräuterheilerin, eine der besten, die ich kenne.« Er seufzte. »Schade, dass sie fortgezogen ist. Sie war eine interessante Nachbarin.«
»Das ist doch die Frau, nach der Gertrude sucht, oder?«, fragte Nolfavrell und schaute zu seiner Mutter auf.
Roran verkniff sich einen Fluch und warf Nolfavrell einen warnenden Blick zu, der so intensiv war, dass der Junge in seinem Ledersessel zusammensank. Der Name würde Jeod nichts sagen, aber wenn Nolfavrell nicht seine Zunge hütete, würde er bestimmt noch etwas ausplappern und großen Schaden anrichten.
Es ist Zeit zu gehen,
dachte Roran. Er stellte seinen Kelch ab.
Da sah er, dass der Name Jeod
doch
etwas sagte. Die Augen des Händlers weiteten sich vor Überraschung, und er packte die Armlehnen seines Stuhls, bis seine Fingerspitzen knochenbleich wurden. »Das kann doch nicht sein!« Jeod starrte Roran an, studierte sein Gesicht, als versuchte er, es sich ohne Bart vorzustellen, und dann hauchte er entgeistert: »Roran... Roran Garrowsson.«
EIN UNERWARTETER VERBÜNDETRE
R oran hatte schon den Hammer aus dem Gürtel gezogen und war halb aufgesprungen, als er den Namen seines Vaters hörte. Nur das verhinderte, dass er durchs Zimmer hechtete und Jeod bewusstlos schlug.
Woher kennt er Garrow?
Neben ihm sprangen Loring und Birgit auf und zückten ihre Messer und selbst Nolfavrell hielt seinen Dolch in der Hand.
»Du bist es, Roran, nicht wahr?«, fragte Jeod leise. Die Waffen schienen ihn nicht im Geringsten zu erschrecken.
»Woher wisst Ihr das?«
»Weil Brom und Eragon hier waren. Du siehst aus wie dein Cousin. Als ich deinen und Eragons Steckbrief sah, wusste ich, dass du geflohen bist. Aber«, Jeods Blick wanderte zu den drei anderen, »ich hätte nie gedacht, dass du gleich ganz Carvahall mitbringen würdest.«
Verblüfft sank Roran in den Sessel zurück und legte den Hammer auf die Knie, wo er jederzeit griffbereit war. »Eragon ist hier gewesen?«
»Ja. Und Saphira auch.«
»Saphira?«
Wieder schaute Jeod überrascht. »Dann weißt du es also nicht?«
»
Was
weiß ich nicht?«
Jeod ließ ihn eine lange Minute warten. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir die Karten auf den Tisch legen, Roran Garrowsson, und offen über alles reden. Ich kann viele der Fragen, die dir auf der Seele brennen, beantworten - zum Beispiel
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