Der Auftrag des Aeltesten
nichts Ungewöhnliches heutzutage. Einer unserer Händler, Jeod - Jeod Langhachse, wie viele ihn nennen -, hatte eine wirklich unglaubliche Pechsträhne. In weniger als einem Jahr hat er vier seiner Schiffe verloren, und als er versuchte, seine Waren über Land zu transportieren, wurden die Karawanen von Räubern überfallen. Seine Investoren zwangen ihn, den Bankrott zu erklären, und nun verkaufen sie seinen Besitz, um ihre Verluste wettzumachen. Ich weiß nicht, wie es mit Lebensmitteln aussieht, aber das meiste, wonach ihr sucht, werdet ihr bei der Versteigerung finden.«
Ein zarter Hoffnungsschimmer keimte in Rorans Brust. »Wann findet denn diese Versteigerung statt?«
»Das steht doch auf jedem Nachrichtenbrett in der Stadt! Sie ist übermorgen.«
Das erklärte Roran, warum sie nichts von der Versteigerung wussten: Sie hatten sich von den Nachrichtenbrettern fern gehalten, da sie befürchteten, dass ihn jemand anhand der Steckbriefzeichnung erkennen würde, die man sicher auch in Teirm aufgehängt hatte.
»Vielen Dank für den Hinweis«, sagte er zu dem Mann. »Das könnte uns viel Zeit sparen.«
»Keine Ursache.«
Draußen auf der Straße steckten Roran und seine Gefährten die Köpfe zusammen und berieten sich. »Meint ihr, das wäre etwas für uns?«, fragte er die anderen.
»Es ist unsere einzige Möglichkeit«, brummte Loring.
»Birgit?«
»Mich brauchst du nicht zu fragen, die Sachlage ist eindeutig. Aber wir können nicht bis übermorgen warten.«
»Stimmt. Ich schlage vor, wir gehen zu diesem Jeod und versuchen, mit ihm einen Handel abzuschließen, bevor die Versteigerung beginnt. Abgemacht?«
Alle stimmten dem Vorschlag zu und so ließen sie sich von einem Passanten den Weg beschreiben und machten sich auf zu Jeods Haus. Es befand sich auf der Westseite der Stadt, nahe der Zitadelle, inmitten von prachtvollen Herrenhäusern mit schmiedeeisernen Toren und plätschernden Springbrunnen. Roran hatte solche Reichtümer noch nie gesehen. Es verblüffte ihn, wie sehr sich das Leben der hier ansässigen Menschen von seinem eigenen unterschied.
Er klopfte an die Tür von Jeods Haus, das sich neben einem kleinen, verriegelten Laden befand. Einen Moment später öffnete ihnen ein untersetzter Diener. Er musterte die vier Fremden missbilligend, dann setzte er ein falsches Lächeln auf und fragte: »Wie kann ich den Herrschaften behilflich sein?«
»Wir würden gerne mit Jeod reden, falls er Zeit hat.«
»Habt ihr einen Termin?«
Roran war klar, dass der Diener ganz genau wusste, dass sie keinen Termin hatten. »Wir sind noch nicht lange genug in Teirm, als dass wir einen Termin hätten vereinbaren können.«
»Ach, dann muss ich euch leider mitteilen, dass ihr vergebens gekommen seid. Mein Herr ist sehr beschäftigt. Er kann sich nicht um jeden dahergelaufenen Vagabunden kümmern, der an seine Tür klopft und um Almosen bettelt«, sagte der Diener. Sein falsches Lächeln wurde noch eine Spur breiter, dann wollte er wieder die Tür schließen.
»Wartet!«, rief Roran. »Wir wollen keine Almosen. Wir möchten Jeod ein Geschäft vorschlagen.«
Der Diener gab sich erstaunt. »Tatsächlich?«
»Ja. Fragt ihn bitte, ob er Zeit für uns hat. Wir haben eine lange Reise hinter uns, und es ist wichtig, dass wir Jeod noch heute sprechen.«
»Darf ich fragen, welche Art von Geschäft ihr ihm vorzuschlagen gedenkt?«
»Das ist vertraulich.«
»Nun gut«, sagte der Diener. »Ich werde euer Anliegen übermitteln, aber ich fürchte, er wird keine Zeit für euch haben. Wenn Ihr, mein Herr, mir bitte Euren Namen verraten würdet?«
»Ihr könnt mich Hammerfaust nennen.« Die Mundwinkel des Dieners zuckten, als würde er sich über den Namen lustig machen, dann trat er hinter die Tür und schloss sie.
»Wenn sein Kopf nur eine Spur größer wäre, würde er nicht mehr auf die Kloschüssel passen«, murmelte Loring hinter Roran. Nolfavrell kicherte. »Hoffentlich ist der Herr von anderem Kaliber als sein Knecht«, flüsterte Birgit düster.
Eine Minute später ging die Tür wieder auf und der Diener erklärte mit mürrischer Miene: »Jeod wird euch im Arbeitszimmer empfangen.« Er trat zur Seite und winkte sie mit einer ausholenden Geste herein. »Dort entlang.« Nachdem sie in den weitläufigen Vorraum marschiert waren, ging der Diener an ihnen vorbei und führte sie durch einen eleganten Flur zu einer von vielen Türen. Er öffnete sie und bedeutete den Besuchern hineinzugehen.
JEOD LANGHACHSE
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