Der Auftrag des Aeltesten
ganzes Netzwerk von feindlichen Magiern, deren Ziel unser Untergang ist? Erkläre dich, Trianna!«
Die Augen der Zauberin blitzten wütend. »Weil wir nicht jeden Einwohner ständig überwachen können. Es gibt einfach zu viele Menschen in Aberon. Deshalb haben wir erst jetzt von der Schwarzen Hand erfahren, Herrin.«
Nasuada wartete einen Moment lang, dann nickte sie. »Ich verstehe. Habt ihr herausgefunden, wer noch zu dieser Agentengruppe gehört?«
»Wir kennen die Identität einiger Mitglieder.«
»Gut. Nutzt dieses Wissen, um auch die Namen der übrigen Agenten herauszufinden. Ich möchte, dass ihr diese Organisation zerstört, Trianna! Löscht sie aus, so wie ihr eine Rattenplage auslöschen würdet. Ich gebe dir so viele Krieger, wie du brauchst.«
Die Magierin verneigte sich. »Wie Ihr wünscht, Herrin.«
Als draußen jemand anklopfte, zückten die Wachen ihre Schwerter und postierten sich links und rechts vom Eingang, dann riss der Hauptmann unvermittelt die Tür auf. Draußen stand ein junger Knappe, die Faust zum nochmaligen Anklopfen erhoben. Er starrte auf den Leichnam am Boden, dann nahm er rasch Haltung an, als der Hauptmann ihn fragte: »Was gibt’s, Junge?«
»Ich habe eine Nachricht von König Orrin für Herrin Nasuada.«
»Dann spute dich und sprich«, sagte die Herrscherin.
Der Knappe brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »König Orrin wünscht, Euch umgehend in seinen Ratskammern zu sprechen, denn er hat aus dem Imperium Berichte erhalten, die Eure sofortige Aufmerksamkeit erfordern.«
»Ist das alles?«
»Ja, Herrin.«
»Dann muss ich wohl zu Orrin. Trianna, du kennst deine Befehle. Hauptmann, einer Eurer Männer soll den Toten fortschaffen.«
»Ja, Herrin.«
»Und findet Farica, meine Magd! Sie soll sich darum kümmern, dass jemand das Zimmer sauber macht.«
»Und was ist mit mir?«, fragte Elva und neigte den Kopf.
»Du begleitest mich«, sagte Nasuada. »Das heißt, falls du dich dazu imstande fühlst.«
Das Mädchen warf den Kopf zurück und aus ihrem kleinen, runden Mund kam ein kaltes Lachen. »Ich bin stark genug. Und wie sieht es mit dir aus, Nasuada?«
Nasuada überging die Frage und eilte mit ihren Wachen in den Korridor hinaus. Die Steinquader in den Burgmauern verströmten in der drückenden Hitze einen modrigen Geruch. Hinter ihr hörte sie das hastige Trippeln von Elvas kleinen Füßen, und es erfüllte sie mit einer abseitigen Genugtuung, dass das unheimliche Kind sich anstrengen musste, um mit den Erwachsenen Schritt zu halten.
Die Wachen blieben vor den Ratskammern stehen, während Nasuada und Elva hineingingen. Die Zimmer waren kahl, hatten keinerlei Dekoration und spiegelten damit das militärische Wesen von Surdas Existenz wider. Die Landeskönige hatten ihre Mittel in den Schutz des Volkes und in den Kampf gegen Galbatorix gesteckt, nicht in aufwändige Ornamente, wie es die Zwerge in Tronjheim getan hatten.
Im Versammlungssaal stand ein langer, grob gezimmerter Tisch, auf dem eine große Landkarte ausgerollt und an den vier Eckpunkten mit Dolchen festgesteckt war. Traditionsgemäß saß Orrin am Kopfende des Tischs und seine Berater - von denen viele, wie Nasuada wusste, ihr nicht gewogen waren - an den Längsseiten. Der Ältestenrat der Varden war ebenfalls anwesend. Als die Mitglieder des Rats zu ihr herübersahen, bemerkte Nasuada Jörmundurs sorgenvolle Miene und schloss daraus, dass Trianna ihm bereits von Drail und dem vereitelten Anschlag berichtet hatte.
»Majestät, Ihr habt nach mir geschickt?«
Orrin erhob sich. »Ja. Wir haben inzwischen -« Er stoppte mitten im Satz, als er Elva sah. »Ah, die Kleine mit der schimmernden Stirn! Ich hatte noch keine Zeit, dir eine Audienz zu gewähren, aber ich weiß von deinen Heldentaten und möchte dich unbedingt kennen lernen. Sind die Räumlichkeiten, die ich dir zur Verfügung gestellt habe, zu deiner Zufriedenheit?«
»Sie sind sehr hübsch, Majestät. Vielen Dank.« Beim Klang ihrer unheimlichen Stimme zuckte jeder am Tisch zusammen. Irwin, der Premierminister, sprang auf und zeigte mit einem zitternden Finger auf Elva. »Warum habt Ihr diese...
Missgeburt
hergebracht?«
»Ihr vergesst Eure Manieren, Sir«, sagte Nasuada, obwohl sie seinen Widerwillen verstand.
»Ja, haltet Euch zurück, Irwin. Aber er hat nicht Unrecht, Nasuada. Eigentlich sollten bei dieser Konferenz keine Kinder zugegen sein«, sagte Orrin.
»Das Imperium«, sagte sie, »hat soeben einen Anschlag auf mich
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