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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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tun? Ihr könnt sie nicht einsperren, und ich glaube, Frewin hat zur Genüge bewiesen, dass er sie aufrichtig -«
    »Ra’zac!«
    Der Ruf kam aus dem Krähennest.
    Ohne nachzudenken, riss Roran den Hammer unterm Gürtel hervor, fuhr herum und stürmte die Leiter zur vorderen Frachtluke hinauf. Er rannte zu der Menschentraube auf dem Achterdeck und blieb neben Horst stehen.
    Der Schmied deutete zum Himmel.
    Eines der Furcht erregenden Flugrösser schwebte wie ein zerrissener Schatten über der Küste; auf seinem Rücken saß ein Ra’zac. Die beiden monströsen Wesen im Tageslicht zu sehen, verringerte nicht im Geringsten das Entsetzen, das sie in Roran heraufbeschworen. Er schauderte, als die geflügelte Kreatur einen markerschütternden Schrei ausstieß und danach die zischende Stimme des Ra’zac leise, aber deutlich vernehmbar, über das Wasser driftete. »Ihr werdet nicht entkommen!«
    Roran schaute auf die Katapulte, aber ihre Reichweite war zu gering, um den Ra’zac oder sein Flugross zu treffen. »Hat jemand einen Langbogen?«
    »Ja, ich«, sagte Baldor. Er hockte sich hin und hakte die Sehne ein. »Er soll mich nicht sehen.« Die Leute auf dem Achterdeck bildeten einen Kreis um Baldor und schirmten ihn so von dem unheilvollen Blick des Ra’zac ab.
    »Warum greift er nicht an?«, brummte Horst.
    Ratlos suchte Roran nach einer Erklärung, aber ihm fiel keine ein. Da sagte Jeod: »Vielleicht ist es ihnen zu hell. Ra’zac jagen in der Nacht und kommen, so weit ich weiß, nur ungern aus ihren Höhlen, wenn die Sonne am Himmel steht.«
    »Nicht nur das«, sagte Gertrude. »Ich glaube, sie fürchten sich vor Wasser.«
    »Vor Wasser?«, fragte Horst ungläubig.
    »Sieh doch: Er kommt nie mehr als ein paar Meter aufs Meer hinausgeflogen.«
    »Sie hat Recht«, sagte Roran. 
Endlich zeigen die Ra’zac eine Schwäche, die ich ausnutzen kann!
    Wenige Sekunden später sagte Baldor: »Ich bin bereit!«
    Auf sein Wort hin traten die vor ihm stehenden Leute zur Seite, damit er freie Schussbahn hatte. Baldor sprang auf, zog die Federn an die Wange und ließ den Schilfrohrschaft los.
    Es war ein heroischer Schuss. Der Ra’zac flog am Rande der Reichweite des Langbogens - Roran hatte noch nie einen Bogenschützen aus dieser Entfernung treffen sehen, doch Baldor gelang das Kunststück. Sein Pfeil bohrte sich in die linke Flanke des Flugrosses, woraufhin das Ungetüm ein so schmerzerfülltes Kreischen ausstieß, dass alles Glas an Deck zersprang und an der Küste die Felsen splitterten. Roran hielt sich die Ohren zu, um sich vor dem infernalischen Lärm zu schützen. Noch immer kreischend, drehte das Flugross landeinwärts ab und verschwand hinter den dunstverhangenen Bergen.
    »Hast du es getötet?«, fragte Jeod. Sein Gesicht war kreidebleich.
    »Leider nicht«, antwortete Baldor. »Es war bloß eine Fleischwunde.«
    Loring, der gerade dazukam, bemerkte zufrieden: »Ja, aber du hast der geflügelten Ratte wehgetan, und ich wette, beim nächsten Mal überlegen sie es sich zweimal, ob sie uns angreifen sollen.«
    Niedergeschlagenheit breitete sich in Roran aus. »Spar dir deinen Jubel, Loring. Das war kein Sieg.«
    »Warum nicht?«, fragte Horst.
    »Weil Galbatorix jetzt weiß, wo wir sind.«
    Auf dem Achterdeck wurde es still, als die Menschen begriffen, was das bedeutete.
     
     

KINDERSPIEL
    U nd das«, sagte Trianna, »ist unser neuestes Muster.« Nasuada nahm den schwarzen Schleier von der Magierin entgegen und ließ ihn durch die Hände gleiten, beeindruckt von der hervorragenden Qualität. Kein Mensch konnte so feine Spitze herstellen. Zufrieden schaute sie hinüber zu den Schachteln auf ihrem Schreibtisch, die Proben der verschiedenen Stoffe enthielten, die die Du Vrangr Gata neuerdings anfertigten. »Das ist sehr gut, besser als ich gehofft habe. Bestelle deinen Leuten, dass ich sehr zufrieden mit ihnen bin. Ihre Arbeit ist ungemein wichtig für die Varden.«
    Trianna nahm das Lob mit einem leichten Nicken zur Kenntnis. »Ich richte es ihnen aus, Herrin.«
    »Haben sie schon -«
    Ein Geräusch an der Tür unterbrach sie. Nasuada hörte, wie die Wachen fluchten und die Stimmen hoben, dann vernahm sie ein schmerzerfülltes Aufstöhnen. Das Geräusch von aufeinander krachendem Metall erfüllte den Korridor. Nasuada sprang erschrocken auf und zog den Dolch aus der Scheide.
    »Flieht, Herrin!«, sagte Trianna. Die Magierin baute sich neben Nasuada auf und krempelte die Ärmel hoch, bereit, einen Schutzzauber zu wirken.

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