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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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würde uns Zeit geben, uns irgendwo an Beirlands Küste zu verstecken.«
    »Würde, würde, würde... Untergehen würden wir!«
    »Komm schon, Uthar, jetzt übertreibst du aber! Mein Vorschlag ist gefährlich, zugegeben, aber nicht gefährlicher, als aus Teirm zu fliehen. Oder zweifelst du etwa an deinen Qualitäten als Seefahrer?«
    Uthar verschränkte die nackten Arme. »Du hast das Auge nie gesehen, Jeod, stimmt’s?«
    »Das habe ich auch nicht behauptet.«
    »Meine Zweifel haben nichts mit meinen Qualitäten als Seefahrer zu tun. Das Auge übertrifft die Kräfte der Menschen bei weitem; unsere größten Schiffe und Gebäude - oder was immer man nimmt - sind dagegen nur Spielzeug. Es herauszufordern, wäre so, als würde man versuchen, vor einer Lawine davonzulaufen. Vielleicht gelingt das Wagnis, aber genauso gut kann man zu Staub zermahlen werden.«
    »Was ist denn dieses Bullenauge eigentlich?«, fragte Roran.
    »Der alles verschlingende Rachen des Meeres«, erklärte Uthar.
    Etwas weniger dramatisch sagte Jeod: »Es ist ein riesiger Wasserstrudel, Roran. Er entsteht durch die Gezeitenströmungen, die zwischen Beirland und Nía aufeinander treffen. Wenn die Flut steigt, rotiert er von Norden nach Westen, und wenn der Wasserpegel fällt, nach Osten.«
    »Hört sich nicht besonders gefährlich an.«
    Uthar schüttelte lachend den Kopf. »Nicht besonders gefährlich! Ha!«
    »Du vergisst, dass der Mahlstrom nicht immer gleich groß ist«, sagte Jeod zu Uthar. »Der Durchmesser beträgt durchschnittlich drei Meilen, aber er kann auf bis zu fünfzehn Meilen anwachsen. Und wer davon erfasst wird, den reißt es auf den Meeresgrund hinab, wo er an schroffen Felsen zerschellt. Die Überreste solcher Schiffe werden oft an den Stränden der beiden Inseln angespült. Aber wenn man Acht gibt und den richtigen Zeitpunkt abpasst, kann man sicher daran vorbeisegeln.«
    »Würde man denn erwarten, dass wir diese Route wählen?«, fragte Roran.
    »Nein, und das aus gutem Grund«, brummte Uthar. Jeod unterstrich Uthars Behauptung, indem er den Kopf schüttelte.
    »Wäre es denkbar, dass wir heil daran vorbeikommen?«
    »Es wäre das Dümmste, was wir tun könnten.«
    »Ich weiß, Uthar«, sagte Roran, »du willst lieber nichts riskieren, aber es gibt kaum eine andere Möglichkeit! Ich bin kein Seemann, deshalb verlasse ich mich auf dein Urteil: Können wir die Durchfahrt schaffen?«
    Der Kapitän zögerte. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Man muss schon absolut wahnsinnig sein, um sich diesem Ungetüm auf mehr als zehn Meilen zu nähern.«
    Roran zog seinen Hammer heraus und schlug damit auf den Tisch, wo eine fingerdicke Delle zurückblieb. »Dann bin ich eben absolut wahnsinnig!« Er hielt Uthars starrem Blick stand, bis der Seemann unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. »Muss ich dich daran erinnern, dass wir nur deshalb so weit gekommen sind, weil wir Dinge getan haben, die zaudernde Angsthasen für unmöglich hielten? Wir aus Carvahall haben es gewagt, unsere Heimat zu verlassen und den Buckel zu überqueren. Jeod hatte die waghalsige Idee, die 
Drachenschwinge
 zu stehlen. Was wirst du wagen, Uthar? Wenn es uns gelingt, den Strudel zu umschiffen, und wir hinterher davon erzählen können, wirst du fortan als einer der größten Seefahrer aller Zeiten gelten. Und nun antworte mir ehrlich und in aller Offenheit: Kann man es schaffen?«
    Uthar fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann sagte er, so leise, als hätte ihn Rorans Ausbruch eingeschüchtert: »Ich weiß es nicht, Hammerfaust... Wenn wir warten, bis der Strudel halbwegs passierbar ist, werden die Schaluppen inzwischen so nah sein, dass auch sie daran vorbeikommen. Und falls der Wind nachlässt, sind wir in der Strömung gefangen und kommen nicht mehr heraus.«
    »Bist du als Kapitän gewillt, es zu versuchen? Weder Jeod noch ich können statt deiner das Kommando über die 
Drachenschwinge
 übernehmen.«
    Uthar starrte lange auf die Seekarten, eine Hand über die andere gelegt. Er zog eine Linie von ihrer gegenwärtigen Position und stellte eine Zahlentabelle auf, mit der Roran nichts anfangen konnte. Am Ende sagte er: »Ich fürchte, wir segeln in unseren Untergang, aber meinetwegen, ich versuche, uns da heil hindurchzubringen.«
    Zufrieden steckte Roran den Hammer wieder ein. »Dann soll es so sein.«
     
     

DER MAHLSTROM
    I m Laufe des Tages kamen ihnen die drei Schaluppen immer näher. Roran behielt sie nach Möglichkeit im Auge, denn er

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