Der Auftrag des Aeltesten
weiß gewandeten Elfenfürsten, die sie begleiteten. Nach der formellen Begrüßung sagte sie: »Oromis hat mich darüber informiert, dass du uns zu verlassen gedenkst. Das betrübt mich, aber man muss sich dem Willen des Schicksals beugen.«
»Euer Majestät, wir sind gekommen, um Euch vor unserer Abreise unseren Respekt zu bekunden. Ihr seid sehr großzügig zu uns gewesen, und wir danken Euch und Eurem Haus für alles, was Ihr für uns getan habt. Wir stehen in Eurer Schuld.«
»Ein Reiter steht nie in unserer Schuld. Wir haben nur ein klein wenig von dem zurückgezahlt, was wir euch und den Drachen für unser Versagen während des Untergangs der Drachenreiter schulden. Es freut mich jedoch, dass du unsere Gastfreundschaft zu schätzen weißt.« Sie hielt inne. »Wenn du in Surda eintriffst, bestelle Nasuada und König Orrin meine Grüße und informiere sie, dass unsere Krieger in Kürze die Nordhälfte des Imperiums angreifen werden. Sollte uns das Glück hold sein, werden wir Galbatorix überraschen und seine Streitmacht spalten.«
»Ich werde ihnen Eure Botschaft ausrichten.«
»Ebenso sollst du wissen, dass ich zwölf unserer besten Magier nach Surda entsandt habe. Falls du noch am Leben bist, wenn sie eintreffen, werden sie sich unter deinen Befehl stellen und dich Tag und Nacht vor Gefahr schützen.«
»Vielen Dank, Euer Majestät.«
Islanzadi streckte den Arm aus und einer der Elfenfürsten reichte ihr einen schlichten, flachen Holzkasten. »Oromis hat dir zum Abschied etwas geschenkt und auch ich möchte dir etwas mitgeben. Es soll dich an die Zeit erinnern, die du mit uns in Ellesméra verbracht hast.« Sie öffnete den Kasten, in dem auf einem weichen Samttuch ein langer, kunstvoll verzierter Bogen zum Vorschein kam. Daneben lag ein Köcher mit einem Satz brandneuer Pfeile, deren Enden mit weißen Schwanenfedern besetzt waren. »Da du nun über dieselbe Kraft verfügst wie wir, ist es nur angemessen, dass du auch einen unserer Bogen besitzt. Ich habe ihn eigens für dich aus einer Eibe gesungen. Die Sehne wird niemals zerreißen. Und solange du diese Pfeile gebrauchst, wirst du selbst bei starkem Wind dein Ziel so gut wie nie verfehlen.«
Wieder war Eragon überwältigt von der Großzügigkeit der Elfen. Er verneigte sich. »Was kann ich sagen, Majestät? Es ist eine große Ehre für mich, ein von Euch persönlich erschaffenes Geschenk zu erhalten.«
Islanzadi nickte würdevoll, als stimmte sie ihm zu, dann ging sie an ihm vorbei und sagte: »Saphira, für dich habe ich kein Geschenk, denn mir fiel nichts ein, das du wollen oder gebrauchen könntest, aber falls es doch etwas geben sollte, sag es mir, und du wirst es auf der Stelle bekommen.«
Drachen,
sagte Saphira,
brauchen keinen Besitz, um glücklich zu sein. Was sollen wir mit Reichtümern, wo doch unsere Schuppen schöner schimmern als alle Schätze der Welt zusammengenommen? Nein, ich bin zutiefst dankbar für die Großzügigkeit, die Ihr Eragon entgegengebracht habt.
Dann wünschte Islanzadi ihnen eine sichere Reise. Sie wandte sich um und wollte die Gärten verlassen, blieb aber nach wenigen Schritten wieder stehen und sagte: »Eragon?«
»Ja, Majestät?«
»Wenn du Arya triffst, bestelle ihr meine besten Wünsche und sage ihr, dass man sie in Ellesméra schmerzlich vermisst.« Die Worte klangen steif und formell. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie weiter und verschwand mit den Elfenfürsten zwischen den dunklen Baumstämmen am Eingang zur Tialdarí-Halle.
Saphira benötigte nur wenige Augenblicke, um das Übungsfeld zu erreichen, wo Orik auf seinen Taschen saß, seine Streitaxt von einer Hand in die andere warf und ihnen missmutig entgegenblickte. »Wird ja auch Zeit«, brummte er. Er stand auf und schob die Axt unter den Gürtel. Eragon entschuldigte sich für die Verzögerung und band Oriks Taschen am Sattel fest. Der Zwerg schaute mit schiefem Blick zu Saphiras Schulter auf. »Und wie soll ich, bei Morgothals schwarzem Barte, da raufkommen? Da kann man sich ja leichter an einer Felsklippe hinaufhangeln!«
Hier,
sagte Saphira. Sie legte sich flach hin und streckte das rechte Hinterbein aus, sodass es eine gebogene Rampe bildete. Mit einem lauten Grunzen hievte Orik sich hinauf und krabbelte auf allen vieren weiter. Eine kleine Flamme schoss aus ihren Nüstern, als sie prustete:
Beeil dich! Das kitzelt!
Orik kletterte über ihre wulstige Hüfte, stieg auf Saphiras Rücken und balancierte vorsichtig zum Sattel vor.
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