Der Auftrag: Thriller (German Edition)
Mexikaner die Kolumbianer hinausgedrängt.«
Brennan nickte. Stone erkannte am müden Gesichtsausdruck des Präsidenten, über wie vielen Einsatzprotokollen er an diesem Tag gebrütet hatte, um dieses und ein Dutzend andere brisante Themen zu verstehen. Das Präsidentenamt saugte aus jedem, der diesen Job anständig erledigen wollte, jedes Quäntchen körperlicher und geistiger Energie.
»Die Wege sind wichtiger als das Produkt, das haben sie endlich herausgefunden«, sagte Brennan. »Man kann das Scheißzeug überall herstellen, entscheidend ist, es zum Käufer zu schaffen. Und in diesem Teil der Welt sind Amerikaner die Käufer. Die Russen haben unseren südlichen Nachbarn in den Arsch getreten, Stone. Sie haben sich den Weg an die Spitze hinaufgemordet, -gebombt, -gefoltert und -bestochen, mit dem Ergebnis, dass sie jetzt mindestens neunzig Prozent des Geschäfts kontrollieren. Und das ist ein großes Problem.«
»Wie ich hörte, ist Carlos Montoya …«
Der Präsident wischte den Kommentar ungeduldig beiseite. »Das schreiben die Zeitungen. Fox und CNN berichten darüber, die Experten konzentrieren sich darauf, aber Montoya ist erledigt. Er war der Schlimmste von dem ganzen Abschaum in Mexiko. Er hat zwei seiner eigenen Brüder getötet, um die Kontrolle über das Familienunternehmen an sich zu reißen, und doch war er den Russen nicht annähernd ebenbürtig. Unsere Geheimdienstinformationen lassen darauf schließen, dass er liquidiert wurde. In der Drogenwelt kann man sich keine Skrupel leisten.«
»Verstehe«, sagte Stone.
»Solange wir es mit den mexikanischen Kartellen zu tun hatten, sind wir damit klargekommen. Zumindest hat diese Sache nicht die nationale Sicherheit gefährdet. Wir konnten an unseren Grenzen und in den Ballungszentren dagegen ankämpfen. Die Kartelle hatten die Metropolen vor allem durch Bandenkriege infiltriert. Bei den Russen ist es etwas anderes.«
»Sie meinen, es gibt eine Verbindung zwischen den Spionageringen und den Kartellen?«
Brennan musterte Stone; vielleicht war er überrascht, dass er die Zusammenhänge so schnell erkannt hatte. »Wir nehmen jedenfalls an, dass eine solche Verbindung besteht. Wir gehen sogar davon aus, dass die russische Regierung und die russischen Drogenkartelle ein und dasselbe sind.«
»Eine sehr unangenehme Schlussfolgerung.«
»Aber die vermutlich richtige. Illegale Drogen sind einer der Exportschlager Russlands. Die Russen stellen sie in den alten sowjetischen Labors her und verschiffen sie auf unterschiedliche Weise in alle Welt. Sie bezahlen die Leute, die sie bezahlen müssen, und töten diejenigen, die sie nicht bestechen können. Es geht um Hunderte von Milliarden Dollar. Eine gigantische Summe, an der die Regierung gern ihren Anteil hätte. Und das ist nicht der einzige Bestandteil der Gleichung.«
»Sie meinen, je mehr Drogen die Russen bei uns verkaufen, desto schwächer werden die USA? Die Drogen ziehen Geld und Gehirnzellen ab. Sie erhöhen sowohl die Kleinkriminalität als auch das Kapitalverbrechen, beanspruchen unsere Ressourcen und verlagern Aktivposten von produktiven Bereichen zu unproduktiven.«
Erneut musterte Brennan sein Gegenüber aufgrund dessen gekonnter Ausdrucksweise. »Stimmt. Und die Russen wissen einiges über die Macht der Sucht. Drogen- und Alkoholmissbrauch sind in Russland weit verbreitet. Jedenfalls, wir haben absichtliche und verstärkte Bemühungen der Russen festgestellt, die USA mit Drogen zu überschwemmen.« Brennan lehnte sich zurück. »Und es gibt einen weiteren offensichtlichen Faktor, der alles noch viel komplizierter macht.«
»Die Russen sind eine Atommacht«, erklärte Stone. »Sie haben genauso viele Sprengköpfe wie wir.«
Der Präsident nickte. »Sie wollen wieder in der höchsten Liga mitspielen. Vielleicht wollen sie die einzige Supermacht sein und an unsere Stelle treten. Darüber hinaus haben sie großen Einfluss im Nahen und Fernen Osten. Selbst die Chinesen und Israelis fürchten sie, und sei es nur, weil sie unberechenbar sind. Die Balance gerät aus dem Gleichgewicht.«
»Na schön. Warum ich?«
»Die Russen sind zu den Taktiken der alten Schule zurückgekehrt, Stone. Zu denen aus Ihrer Zeit.«
»So alt bin ich nun auch wieder nicht. Gibt es bei der Agency keine Spione aus meiner Zeit mehr?«
»Nein. Vor dem 11. September gab es einen Einstellungsstopp, und jede Menge älteres Personal ist freiwillig oder unfreiwillig in den Ruhestand gegangen. Nachdem die Flugzeuge in die
Weitere Kostenlose Bücher