Der Auftrag
Scolari war geschickt.
»Sieben Systeme sind von den hudathanischen Angreifern erobert worden. Wir müssen uns auf irgendwelche Gegenmaßnahmen einigen. Ich schlage vor, dass wir unsere sämtlichen Streitkräfte aus den Außensektoren zurückziehen, sie dazu benutzen, die Verteidigung der inneren Planeten zu verstärken, und dort den Aliens mit
aller Macht entgegentreten.«
»Da bin ich bei allem Respekt entschieden anderer Ansicht«, erklärte Mosby ruhig. »Ich schlage vor, unsere Heimatflotten dafür einzusetzen, die Randwelten zu verstärken, um jeden Kubikkilometer Vakuum zu kämpfen und den Mistkerlen die Hölle heiß zu machen. Wenn wir das nicht tun, führt das zu unnötig hohen Verlusten und ist zusätzlich eine Ermutigung unserer anderen Feinde.«
»Wohl gesprochen«, pflichtete Madam Dasser ihr bei. »Sind Sie nicht auch der Ansicht, Sergi?«
Chien-Chu lächelte und nickte pflichtschuldig. »Ja, das bin ich. Ich finde die Argumentation des Generals sehr beeindruckend.«
»Beeindruckend vielleicht, aber nicht notwendigerweise überzeugend«, wandte Gouverneur Zahn ein. »Ich glaube, Admiral Scolaris Ansicht hat viel für sich.«
Der Imperator ließ die Hand seitlich an seinem Thron herunterwandern. Sie zitterte leicht. Er drückte auf einen Knopf, der wie ein Polsternagel aussah, worauf wie durch Zauberei sein Herold erschien, an seine Seite eilte und so tat, als würde er ihm etwas ins Ohr flüstern.
Der Imperator nickte weise, entließ den Mann mit einer leichten Handbewegung und stand auf. Seine Berater beeilten sich, sich ebenfalls zu erheben.
»Ich bitte um Entschuldigung. So dringend das Thema auch ist, das wir gerade diskutieren, das Imperium ist ein höchst komplizierter Organismus, und es gibt andere Angelegenheiten, mit denen ich mich dringend befassen muss. Ich werde Ihre Argumente alle in Erwägung ziehen und bald eine Entscheidung treffen. Ich danke Ihnen.«
Als der Vorhang sich geschlossen hatte, blieben die Berater einen Augenblick lang stumm. Stumm und möglicherweise mit Ausnahme von Professor Singh auch enttäuscht, weil keine Entscheidung getroffen worden war.
Da allen bewusst war, dass es im Thronsaal möglicherweise Abhörmikrofone gab, sparten sie sich ihre Kommentare auf, bis sie draußen waren. Im Flur blieben sie stehen, verabschiedeten sich voneinander und gingen dann ihrer Wege.
Chien-Chu verließ den Palast gemeinsam mit Madam Dasser. Sie war wenigstens siebzig Jahre alt, sah aber wesentlich jünger aus und hatte den elastischen Schritt eines Teenagers. Sie hatte kurzes, sorgfältig gepflegtes graues Haar, ein hübsches Gesicht und beinahe makellose Haut. Ihre Kleidung war teuer, aber schlicht. Sie ergriff als Erste das Wort.
»Dafür gibt es einen Präzedenzfall, wissen Sie.«
»Tatsächlich? Und das wäre?«
»Nero. Es heißt, er habe gefiedelt, während Rom brannte.«
»Es heißt auch, dass er das Feuer selbst gelegt haben soll, um Platz für seinen neuen Palast zu schaffen.«
»Und Sie glauben, dass der Imperator zu solchen Manipulationen fähig ist?«
Chien-Chu lächelte und zuckte die Achseln. »Wer kann das schon sagen?«
Madam Dasser musterte ihn kritisch. In ihren strahlend blauen Augen leuchtete Intelligenz. »Sie sind ein interessanter Mann, Sergi. Ihre Worte führen in interessante Richtungen, kommen aber nie irgendwo an.«
»Was wollen Sie denn, dass ich tue?«
»Irgendetwas, um Himmels willen. Wir müssen reagieren, ehe die Hudathaner alles zerstören, was wir aufgebaut haben.«
»Sie meinen, dass es so ernst ist?«
Madam Dasser blieb stehen und bedeutete Chien-Chu mit einer Handbewegung, es ihr gleichzutun. Sie befanden sich auf einer Plaza, an einer Stelle, wo das Geräusch des Springbrunnens in der Mitte es sehr schwierig machen würde, sie zu belauschen. Sie waren etwa gleich groß, und sie sah ihm jetzt voll in die Augen.
»Natürlich glaube ich, dass es so ernst ist. Und Sie glauben das auch. Der Unterschied ist nur, dass ich bereit bin zu handeln und Sie darauf warten, dass ein Wunder geschieht. Also, ich kann Ihnen garantieren, es wird keines geschehen. Der Imperator ist bestenfalls zur Hälfte rational und wird selbst in seinen besseren Augenblicken von seinen persönlichen Wünschen stark beeinflusst. Sie wissen es, ich weiß es, und die anderen wissen es auch.«
Chien-Chu sah sich um. Wasser spritzte auf die Umfriedung des Brunnens, Vögel zwitscherten und flogen in der transparenten Kuppel herum, und überall standen kleine
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