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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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ausgetragen wurde, Monate, vermutlich sogar Jahre dauern würde. Er sah das Ganze als ein Spiel, vergleichbar dem Schach, und wollte, dass sich das Imperium bis zum letzten Augenblick alle Optionen offen hielt. Der Imperator hatte Singhs Rat dazu benutzt, eine endgültige Entscheidung vor sich herzuschieben. Nicht weil er notwendigerwiese die Meinung des Akademikers teilte, sondern weil es ihm immer schwer fiel, eine Entscheidung zu treffen, und weil er die so köstliche Marianne Mosby nicht verärgern wollte.
    Sie trug eine prunkvolle Generalsuniform und vertraute darauf, dass er sich ihrer Betrachtungsweise anschließen würde. Sie kamen jetzt seit etwa drei Wochen zusammen, und ihre Versuche, ihn zu beeinflussen, waren ungefähr ebenso heftig wie ihr Liebesspiel gewesen, allerdings wesentlich leichter vorherzusagen. Ein wenig langweilig, genau genommen, und das bedeutete, dass er da bald etwas würde unternehmen müssen, aber noch nicht gleich. Nein, er würde noch etwa eine Woche seinen Spaß an dem General haben, und anschließend würde er notgedrungen eine Entscheidung hinsichtlich der Hudathaner treffen müssen, eine Entscheidung, mit der Mosby einverstanden sein würde oder nicht. Er lächelte.
    »Bitte nehmen Sie Platz.«
    Teure Stoffe raschelten, als seine Berater ihre Plätze einnahmen.
    »Bach war ein großer Komponist, aber Uranthu ist ein großer Komponist, und wir haben bis jetzt das ganze Ausmaß seines Genies noch gar nicht begriffen.«
    Derartige Bemerkungen, zu denen es nichts zu sagen gab, hatten sie alle schon gehört und deshalb gelernt, keine Reaktion zu zeigen. Scolari furchte bloß die Stirn, und Madam Dasser verlagerte ihr Gewicht von einer Seite des Sessels auf die andere.
    Gouverneur Zahn bemühte sich, die Diskussion in Gang zu bringen. Der Gouverneur war ein drahtiger, kleiner Mann mit rundem Schädel und großen Händen. Die Schulterpartien seines Capes waren mit Stardust bedeckt, ein Medaillon, das wie das Wappen seines Planeten geformt war, hing um seine Schultern, und dazu trug er modische Pluderhosen.
    »Eine interessante Feststellung, Euer Hoheit. Ich bin sicher, dass wir alle uns darauf freuen, mehr von Bürger Uranthus Musik zu hören. Aber bis dahin gibt es einige wichtige Dinge, die unsere Aufmerksamkeit erfordern, und deshalb schlage ich in Anbetracht Ihres vollen Terminkalenders vor, dass wir sie jetzt diskutieren.«
    Ein wenig war der Imperator darüber verstimmt, dass man seine Bemerkung so oberflächlich abtat, aber andererseits war er froh, dass Zahn ihm auf die Weise Peinlichkeiten ersparte, und machte deshalb gute Miene zum bösen Spiel.
    »Sie haben völlig Recht, Gouverneur Zahn. Wir müssen hart arbeiten. Also, wie steht’s? Was für Teufeleien haben die Hudathaner jetzt wieder ausgeheckt? Admiral Scolari? General Worthington? General Mosby? Bericht, bitte.«
    Scolari hatte Worthington und Mosby klar gemacht, dass sie die Ranghöchste war und deshalb immer dann, wenn das passend war, für alle drei sprechen würde. Sie blätterte unübersehbar in ihren Notizen.
    »Die Hudathaner sind seit dem Angriff auf Worber’s World weiter vorgerückt. Sie haben wenigstens sieben unserer am Rand liegenden Systeme erobert, hunderte von Schiffen zerstört und eine lange Liste weiterer wichtiger
    Anlagen entweder erobert oder neutralisiert.«
    Chien-Chu verzog bei der Wortwahl des Admirals das Gesicht. Sein Sohn und die anderen, die das Pech hatten, auf Spindle stationiert zu sein, kämpften um ihr Leben. Er unterdrückte seine Verstimmung und merkte, wie sein Blick unwillkürlich zu Madam Dasser hinüberwanderte. Sie lächelte grimmig und zuckte leicht die Achseln, als wolle sie sagen, es täte ihr Leid.
    Der Imperator legte die Fingerspitzen aneinander. Das erinnerte ihn an die Pyramide, die er über dem Grab seiner Mutter hatte errichten lassen. Sie war gewaltig und völlig transparent, sodass die Sonne über die Oberfläche ihrer Grabstätte tanzen konnte. Seine nächsten Worte kamen, als hätten sie sich verselbstständigt.
    »Mommy hatte die Sonne gern. Deshalb hat der Palast so viele Fenster.«
    »Ja«, pflichtete Admiral Scolari ihm sofort bei, »Ihre Mutter war eine großartige Frau. Sie fehlt uns allen. Ich frage mich, was sie in der gegenwärtigen Krise unternommen hätte.«
    »Krise?« Der Imperator schien bemüht, die Führung des Gesprächs wieder an sich zu ziehen. Die letzte Bemerkung war von ihm gekommen, er konnte also den Kopien dafür keine Schuld geben.

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