Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Premierminister, als Schamron ihm gegenüber Platz nahm. »Wer hat ihm das angetan?«
    Er fixierte Schamron mit friedfertigen braunen Augen, während er ihm Kaffee eingoß und die Tasse über den Schreibtisch schob. Der Geheimdienstchef hatte wie jedesmal das Gefühl, von einem Schaf betrachtet zu werden.
    »Das läßt sich noch nicht bestimmt sagen, aber ich denke, daß Tariq dafür in Frage kommt.«
    Einfach nur Tariq. Kein Familienname. Der war überflüssig. Sein Lebenslauf war in Schamrons Gedächtnis eingegraben. Tariq al-Hourani, Sohn eines Dorfältesten aus Obergaliläa, geboren und aufgewachsen in einem Flüchtlingslager bei Sidon im Südlibanon, Studium in Beirut und Europa. Sein älterer Bruder war als Angehöriger der Terrororganisation Schwarzer September von einer Spezialeinheit liquidiert worden, die Schamron selbst geführt hatte. Tariq hatte sein Leben der Rache für den Tod seines Bruders gewidmet. Er hatte sich im Libanon der PLO angeschlossen, im Bürgerkrieg gekämpft und anschließend einen der begehrten Posten im Trupp 17, Jassir Arafats Leibgarde und Geheimdienstorganisation, erhalten. In den achtziger Jahren war er häufig zu militärischen Lehrgängen hinter dem Eisernen Vorhang gewesen - in der DDR, Rumänien und der Sowjetunion - und aus Trupp 17 zum Dschihas el-Rasd, dem Geheim- und Sicherheitsdienst der PLO, versetzt worden. Später hatte er eine Sondereinheit mit dem Auftrag geleitet, Attentate auf israelische Diplomaten und Geheimagenten zu verüben. Anfang der neunziger Jahre hatte er sich wegen Arafats Entschluß, Verhandlungen mit Israel aufzunehmen, von ihm losgesagt und eine kleine, straff geführte Terrororganisation aufgebaut, deren einziges Ziel die Torpedierung von Arafats Friedensprozeß war.
    Als der Name Tariq fiel, blitzten die Augen des Premierministers kurz auf, dann musterten sie Schamron wieder so gelassen wie zuvor. »Wie kommen Sie darauf, daß Tariq hinter diesem Attentat stehen könnte?«
    »Den ersten Berichten nach trägt das Pariser Attentat in jeder Beziehung seine Handschrift. Es wurde generalstabsmäßig geplant und ausgeführt.«
    Schamron zündete sich eine Zigarette an und wedelte die Qualmwolke mit einer Hand weg. »Der Killer hat absolut gelassen und äußerst brutal zugeschlagen. Und er hat sich mit einer jungen Frau getarnt. Das alles riecht nach Tariq.«
    »Soll das heißen, daß Sie das Gefühl haben, der Attentäter könnte Tariq gewesen sein?«
    »Das ist mehr als nur ein Gefühl«, stellte Schamron nachdrücklich fest, um die Skepsis des Premierministers zu zerstreuen. »Uns ist vor kurzem gemeldet worden, Tariqs Organisation wolle wieder aktiv werden. Sie erinnern sich sicher daran, daß ich Sie persönlich darüber informiert habe, Premierminister.«
    Der Premierminister nickte. »Ich entsinne mich auch, daß Sie mir davon abgeraten haben, diese Informationen in Regierungskreisen weiterzugeben. Zev Elijahu könnte heute vielleicht noch leben, wenn wir das Außenministerium gewarnt hätten.«
    Schamron drückte seine Zigarette aus. »Ich verwahre mich gegen die Unterstellung, der Dienst sei irgendwie am Tod des Botschafters schuld. Zev Elijahu war auch mein Freund. Und ein Kollege. Er hat fünfzehn Jahre lang im Dienst gearbeitet, was meiner Ansicht nach der Grund dafür war, daß Tariq ihn als Zielperson gewählt hat. Und ich habe Ihnen davon abgeraten, den Bericht weiterzugeben, weil ich unseren Informanten schützen wollte. Bei sehr wichtigen Erkenntnissen ist das manchmal notwendig, Premierminister.«
    »Belehren Sie mich nicht, Ari. Können Sie beweisen, daß Tariq der Attentäter war?«
    »Schon möglich.«
    »Und wenn Sie's können? Was dann?«
    »Wenn ich beweisen kann, daß Tariq das Attentat in Paris verübt hat, möchte ich Ihre Erlaubnis, ihn zu liquidieren.«
    Der Premierminister lächelte. »Tariq liquidieren? Dazu müssen Sie ihn erst einmal finden. Glauben Sie wirklich, daß der Dienst sich so etwas schon wieder zutrauen kann? Wir können uns keine weitere Pleite wie in Amman leisten - vor allem nicht jetzt, wo der Friedensprozeß an einem seidenen Faden hängt.«
    »Das Unternehmen in Amman war ungenügend geplant und miserabel durchgeführt - nicht zuletzt, weil der Mann, der zu diesem Zeitpunkt an Ihrem Schreibtisch gesessen hat, sich immer wieder eingemischt und die Beteiligten unter Druck gesetzt hat. Geben Sie mir die Erlaubnis, Tariq zu liquidieren, dann versichere ich Ihnen, daß dies ein ganz anderes Unternehmen mit ganz

Weitere Kostenlose Bücher