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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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steckte den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn langsam herum und achtete auf irgendeinen unnatürlichen Widerstand im Schließmechanismus. Dann öffnete er die Haustür und trat mit schußbereit gehaltener Makarow ein. Als er die Tür hinter sich schloß, flammte im Wohnzimmer Licht auf und zeigte ihm einen schlanken, langhaarigen jungen Mann, der auf der rustikalen Couch saß. Tariq hätte ihn fast erschossen, bevor er sah, daß seine Pistole auf dem Couchtisch vor ihm lag und seine Hände erhoben waren, als ergebe er sich.
    Tariq zielte auf das Gesicht des jungen Mannes. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Ahmed. Kemel schickt mich.«
    »Ich hätte dich beinahe erschossen. Dann hätte ich nie  erfahren, wozu Kemel dich hergeschickt hat.«
    »Du solltest schon heute morgen kommen. Ich konnte sonst nirgends warten.«
    »Die Fähre hat Verspätung gehabt. Das wüßtest du, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, den Telefonhörer abzuheben und ein einziges Gespräch zu führen. Was will er?«
    »Er will sich mit dir treffen. Er hat etwas mit dir zu besprechen, das zu wichtig ist, als daß er die üblichen  Kommunikationsmethoden benutzen könnte.«
    »Kemel weiß, daß ich keine persönlichen Treffs mag.«
    »Er hat besondere Vorkehrungen getroffen.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Macht's dir was aus, mit deiner Pistole auf was anderes zu zielen?«
    »Weshalb sollte ich? Woher weiß ich, daß du wirklich von Kemel kommst? Vielleicht heißt du in Wirklichkeit Jitzhak oder Jonathan. Vielleicht bist du ein Israeli. Vielleicht arbeitest du für die CIA. Vielleicht ist Kemel geschnappt worden, und du bist gekommen, um mich zu ermorden.«
    Der junge Mann seufzte schwer, dann begann er zu sprechen. »Kemel will sich heute in drei Tagen im Schnellzug Zürich-Prag in einem Abteil der ersten Klasse mit dir treffen. Du kannst dich irgendwann unterwegs zu ihm gesellen, wenn du's für sicher  hältst.«
    »Hast du meinen Fahrschein?«
    »Ja.«
    »Gib her!«
    Ahmed griff in die Innentasche seines Blazers.
    Tariq hob die Makarow. »Langsam.«
    Ahmed zog den Fahrschein aus der Tasche, hielt ihn hoch, damit Tariq ihn sehen konnte, und ließ ihn auf den Couchtisch fallen. Nach einem kurzen Blick darauf konzentrierte Tariq sich wieder auf den jungen Mann. »Wie lange wartest du schon hier in der Villa?«
    »Fast den ganzen Tag.«
    »Fast den ganzen Tag?«
    »Nachmittags war ich im Dorf.«
    »Wozu denn?«
    »Ich hatte Hunger und wollte mich mal umsehen.«
    »Sprichst du Griechisch?«
    »Ein bißchen.«
    Klasse! dachte Tariq verächtlich. Ein junger Mann, der ein paar Worte Griechisch mit arabischem Akzent spricht, hat sich den ganzen Nachmittag im Dorf herumgetrieben. Tariq konnte sich ein Szenario ausmalen: ein wichtigtuerischer griechischer Ladenbesitzer findet diesen durchs Dorf streunenden Araber verdächtig und ruft die Polizei an. Ein Dorfpolizist zieht los, um den Fremden persönlich in Augenschein zu nehmen. Er hat vielleicht einen Freund oder Vetter, der beim griechischen  Geheimdienst arbeitet. Verdammt! Ein wahres Wunder, daß er nicht sofort nach Verlassen der Fähre verhaftet worden war. Er fragte Ahmed: »Wo willst du übernachten?«
    »Hier, dachte ich.«
    »Kommt nicht in Frage. Geh zur Taverna Petrino. Die ist unten am Hafen. Dort kriegst du ein billiges Zimmer. Morgen  früh nimmst du die erste Fähre in die Türkei.«
    »Okay.«
    Ahmed beugte sich nach vorn, um nach seiner Pistole zu greifen. Tariq traf ihn mit zwei Schüssen in die Schädeldecke.
    Auf den Bodenfliesen breitete sich langsam eine Blutlache aus. Tariq blickte auf den Erschossenen hinunter und empfand nichts als ein vages Gefühl der Enttäuschung. Er hatte sich auf ein paar Tage Erholungsurlaub auf Samos gefreut, bevor das nächste Unternehmen anlief. Er war müde, sein Nervenkostüm war zerschlissen, und die Kopfschmerzen wurden täglich schlimmer. Jetzt würde er von hier verschwinden müssen - nur weil die gottverdammte Fähre sich bei der Überfahrt verspätet und Kemel einen Vollidioten damit beauftragt hatte, ihm eine wichtige Nachricht zu überbringen.
    Tariq steckte die Makarow in den Hosenbund, nahm die Fahrkarte und ging.
     
 
5 Tel Avi v
    Am nächsten Vormittag traf Uzi Navot in Tel Aviv ein. Er kam ›schwarz‹ in Schamrons Büro, was bedeutete, daß weder Lev noch sonst jemand aus der Führungsetage von seiner Ankunft erfuhr. In einer Pranke trug er einen schmalen Aktenkoffer aus Metall, wie ihn Geschäftsleute in aller Welt trugen, die ihre

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