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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bewundernswürdige Weise, und ein Wegetor öffnete sich genau zwischen ihnen. Der weiße Strich zerteilte die Luft und verdrehte sich. Das Loch befand sich auf Meidanis Seite; Egwene sah nur eine schimmernde Stelle, wie eine die Luft verzerrende Hitzewoge. Sie umrundete das Wegetor und blickte durch das Loch in einen dunklen steinernen Korridor. Die Bodenfliesen waren in einem gedämpften Weiß und Braun gehalten, und es waren keine Fenster in Sicht. Das mussten die Tiefen der Burg sein, nahm Egwene an.
    »Schnell«, sagte sie. »Wenn ich Eure Gemächer nicht nach einer Stunde wieder verlasse, könnten sich meine Roten Aufpasserinnen fragen, was denn so lange dauert. Es ist schon verdächtig, dass ausgerechnet Ihr nach mir schickt. Wir können nur hoffen, dass sich Elaida nicht über diesen Zufall wundert.«
    »Ja, Mutter«, sagte Meidani, eilte zum Tisch und ergriff eine Bronzelampe, deren Docht brannte. Dann zögerte sie.
    »Was?«, fragte Egwene.
    »Ich bin nur überrascht.«
    Um ein Haar hätte Egwene gefragt, was denn so überraschend war, aber dann sah sie es in Meidanis Augen. Meidani war überrascht, wie schnell sie doch gehorchte. Sie war überrascht, wie natürlich es war, Egwene als Amyrlin zu betrachten. Noch war diese Frau nicht völlig gewonnen, aber sie war nahe dran.
    »Schnell«, sagte Egwene.
    Meidani nickte, trat durch das Wegetor, und Egwene folgte ihr. Obwohl auf dem dahinter liegenden Boden kein Staub lag, erfüllte modrige Luft den Korridor. Die Wände wiesen keine der Verzierungen auf, wie man sie gelegentlich in den oberen Gängen sah, und die einzigen Laute wurden in der Ferne von ein paar Ratten verursacht. Ratten! In der Weißen Burg! Einst wäre das unmöglich gewesen. Das Versagen der Schutzgewebe war nur eine weitere Unmöglichkeit auf einer stetig wachsenden Liste.
    Dieser Teil der Burg wurde nicht oft von den Dienern besucht. Vermutlich hatte ihn die Graue deshalb zum Öffnen des Tores ausgesucht. Das war alles schön und gut, aber vermutlich übertrieb sie es mit ihrer Vorsicht. So tief unten in der Burg würde man kostbare Minuten verschwenden, um zu den Hauptkorridoren zurückzukehren und zu finden, was Meidani ihr zeigen wollte. Und das würde seine eigenen Probleme mit sich bringen. Was würde passieren, wenn andere Schwestern bemerkten, dass sie ohne ihre übliche Eskorte aus Roten Ajah unterwegs war?
    Doch bevor sie ihrer Sorge Ausdruck geben konnte, setzte sich Meidani in Bewegung. Aber nicht auf die Treppen zu, sondern nach unten, in die Tiefe. Egwene runzelte die Stirn, folgte ihr aber.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir erlaubt ist, Euch das zu zeigen«, sagte Meidani leise. Ihre Röcke rauschten; der Laut ähnelte dem Trippeln der fernen Ratten. »Aber ich muss Euch warnen, dass Ihr überrascht sein könntet, wo Ihr Euch hineinbegebt. Es könnte gefährlich sein.«
    Sprach Meidani von körperlicher oder politischer Gefahr? Vermutlich war Egwene schon so tief in Letztere verwickelt, wie das überhaupt möglich war. Trotzdem nickte sie und akzeptierte die Warnung. »Ich verstehe. Aber wenn in der Burg etwas Gefährliches vor sich geht, dann muss ich das wissen. Das ist nicht nur mein Recht, sondern meine Pflicht.«
    Meidani sagte nichts mehr. Sie führte Egwene durch die gewundenen Gänge und murmelte etwas davon, dass sie gern ihren Behüter mitgenommen hätte. Anscheinend hatte er einen Botengang in der Stadt zu erledigen. Der Gang beschrieb Biegungen, die dem Leib der Großen Schlange selbst nicht unähnlich waren. Gerade als Egwene ungeduldig wurde, blieb Meidani neben einer geschlossenen Tür stehen. Sie unterschied sich nicht von den Dutzenden anderen fast vergessenen Lagerräumen, die den Hauptkorridor säumten. Zögernd hob Meidani die Hand, dann klopfte sie fest.
    Augenblicklich öffnete sich die Tür und enthüllte einen aufmerksam blickenden Behüter mit rötlichem Haar und kantigem Kinn. Er musterte Meidani, dann wandte er sich Egwene zu, und seine Miene wurde finster. Sein Arm zuckte, als könnte er sich kaum davon abhalten, nach dem Schwert an seiner Seite zu greifen.
    »Das wird Meidani sein«, sagte eine Frauenstimme in dem Raum, »die über ihr Treffen mit dem Mädchen berichten will. Adsalan?«
    Der Behüter trat zur Seite und gab den Blick auf einen kleinen Raum frei, in dem Kisten als Sitzgelegenheiten dienten. Dort hielten sich vier Frauen auf, alle Aes Sedai. Und unglaublicherweise gehörte jede einer anderen Ajah an! Egwene hatte Frauen vier

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