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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nächsten Schlag Luft. »Man hat Euch nicht zu sprechen erlaubt!«
    »Die Amyrlin braucht keine Erlaubnis zum Sprechen«, sagte Egwene und starrte die Frauen nieder. »Was habt Ihr hier nur getan, Yukiri? Ihr verratet alles, das wir sind! Die Eide sollen nicht als Werkzeug der Spaltung dienen. Ist denn die ganze Burg so verrückt wie Elaida geworden?«
    »Das ist kein Wahnsinn«, sagte Saerin plötzlich. Die Braune schüttelte den Kopf, energischer, als Egwene von jemandem von ihrer Ajah erwartet hätte. »Das geschah aus reiner Notwendigkeit. Man konnte ihr nicht trauen, nicht nachdem sie sich auf die Seite der Rebellen geschlagen hatte.«
    »Glaubt nur nicht, wir wüssten nicht über Eure Verstrickung mit dieser Gruppe Bescheid, Egwene al'Vere«, sagte Yukiri. Die hochmütige Graue konnte kaum ihre Wut zügeln. »Wenn wir dafür sorgen könnten, würde man Euch nicht so verhätscheln, wie das Elaida tut.«
    Egwene machte eine gleichgültige Geste. »Dämpft mich, richtet mich hin oder schlagt mich, Yukiri, und die Burg wird trotzdem in Trümmern liegen. Dafür sind aber nicht die verantwortlich, die Ihr so leichthin als Rebellen bezeichnet. Geheime Zusammenkünfte im Keller, ungerechtfertigt erzwungene Eide - das sind Verbrechen, die Elaidas Spaltung mindestens gleichkommen.«
    »Ihr solltet nicht vorschnell über uns urteilen«, sagte Seaine mit ruhigerer Stimme. Sie erschien zaghafter als die anderen. »Manchmal muss man schwere Entscheidungen treffen. Wir können unter den Aes Sedai keine Schattenfreunde dulden, und man hat Maßnahmen ergriffen, um sie aufzuspüren. Jede von uns hier hat Meidani bewiesen, dass wir keine Freunde des Schattens sind, also kann kein Schaden darin liegen, sie zu zwingen, sich durch einen Eid an uns zu binden. Es war eine vernünftige Maßnahme, um sicherzugehen, dass wir alle dieselben Ziele verfolgen.«
    Egwene hielt ihre Miene reglos. Seaine hatte die Existenz der Schwarzen Ajah so gut wie zugegeben! Egwene hätte nie gedacht, das aus dem Mund einer Sitzenden zu hören, vor allem nicht vor so vielen Zeugen. Also benutzten diese Frauen den Eidstab, um Schwarze Schwestern aufzuspüren. Wenn man eine Schwester nahm, sie von ihren Eiden entband und sie sie erneut schwören ließ, konnte man sie fragen, ob sie eine Schwarze war. Eine verzweifelte Methode, aber - wie Egwene fand - durchaus legitim, wenn man die Zeiten bedachte.
    »Ich will zugestehen, dass es ein vernünftiger Plan ist«, sagte sie. »Aber diese Frau einen neuen Eid schwören zu lassen ist unnötig!«
    »Und wenn die Frau dafür bekannt ist, noch andere Loyalitäten zu haben?«, verlangte Saerin zu wissen. »Nur weil eine Frau keine Schattenfreundin ist, heißt das noch lange nicht, dass sie uns nicht auf andere Weise verrät.«
    Und dieser Gehorsamseid war vermutlich der Grund, warum Meidani nicht aus der Burg fliehen konnte. Egwene verspürte einen Stich des Mitleids für die arme Frau. Von den Aes Sedai in Salidar als Spionin zur Burg zurückgeschickt zu werden, von diesen Frauen vermutlich während deren Suche nach den Schwarzen entdeckt, dann hatte man Elaida ihre wahren Absichten verraten. Drei verschiedene Fraktionen, die sie alle herumstießen.
    »Es ist trotzdem unangebracht«, beharrte Egwene. »Aber das können wir jetzt zurückstellen. Was ist mit Elaida? Habt Ihr herausbekommen, ob sie zu den Schwarzen gehört? Wer hat Euch diesen Auftrag gegeben, und wie hat sich Eure geheime Verbindung gegründet?«
    »Pah! Warum sprechen wir überhaupt mit ihr?«, wollte Yukuri wissen, stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir sollten entscheiden, was wir mit ihr machen, und nicht ihre Fragen beantworten!«
    »Wenn ich Euch bei Eurem Werk helfen soll«, sagte Egwene, »dann muss ich die Fakten kennen.«
    »Ihr seid nicht hier, um zu helfen, Kind«, sagte Doesine. Die Stimme der schlanken Cairhienerin klang entschieden. »Offensichtlich hat Euch Meidani hergebracht, um zu beweisen, dass wir sie nicht völlig unter unserem Daumen haben. Wie ein Kind, das einen Wutanfall hat.«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Seaine. »Wir müssen sie zusammenholen und uns davon überzeugen, dass ihre Befehle besser formuliert sind. Wir können nicht wollen, dass eine von ihnen zur Amyrlin geht, bevor wir wissen, wem ihre Loyalität gehört.«
    Andere?, dachte Egwene. Haben sie sämtliche Spione auf sich verschworen? Es machte Sinn. Hatte man eine entdeckt, würde es einfach sein, die Namen der anderen herauszufinden.

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