Der aufziehende Sturm
Soldaten - Soldaten, von denen die seanchanischen Raken -Späher behauptet hatten, sie seien vier Tagesritte weit entfernt.
Ituralde hob das Fernglas. Die Schlacht begann.
Die Finger des Propheten gruben Furchen in den Boden, als er sich auf den Kamm des bewaldeten Hügels hinaufzog. Seine Anhänger kämpften sich hinter ihm in die Höhe. So wenige. So wenige! Aber er würde seine Armee wieder aufbauen. Die Herrlichkeit des Wiedergeborenen Drachen folgte ihm, und ganz egal, wo er hinkam, er fand immer willige Seelen. Jene, deren Herzen rein waren, jene, deren Hände es nicht erwarten konnten, den Schatten zu vernichten.
Ja! Er musste nicht an die Vergangenheit denken, sondern an die Zukunft, wenn der Lord Drache die ganze Welt beherrschte! Wenn die Menschen allein seine Untertanen sein würden, und die des Propheten unter ihm. Glorreiche Tage würden das werden, Tage, an denen es niemand mehr wagte, den Propheten zu verschmähen oder sich seinem Willen zu verweigern. Tage, an denen der Prophet nicht solche Demütigungen hinzunehmen hatte, wie in der Nähe des Lagers von Schattengezücht wie dieser Kreatur Aybara leben zu müssen. Glorreiche Tage. Glorreiche Tage kamen.
Es fiel schwer, die Gedanken auf diese zukünftigen Erfolge zu richten. Die Welt um ihn herum war dreckig. Männer verleugneten den Drachen und suchten den Schatten. Selbst seine eigenen Anhänger. Ja! Das musste der Grund dafür sein, warum sie gestorben waren. Das musste der Grund dafür sein, warum so viele bei dem Angriff auf Malden mit seinen Schattenfreunden, den Aiel, getötet worden waren.
Der Prophet war sich so sicher gewesen. Er war davon ausgegangen, dass der Drache sein Volk beschützen und zu einem großen Sieg führen würde. Dann wäre der Wunsch des Propheten endlich in Erfüllung gegangen. Er hätte Perrin Aybara mit eigenen Händen töten können! Die Finger um diesen viel zu dicken Hals legen und ihn würgen können, zuzudrücken und zu spüren, wie die Knochen brachen, wie das Fleisch gequetscht wurde, wie der Atem versiegte.
Der Prophet erreichte den Hügelkamm und strich den Dreck von seinen Fingern. Er atmete ein und aus, sah sich um, während seine wenigen übrig gebliebenen Anhänger raschelnd aus dem Unterholz kletterten. Die Baumwipfel über ihren Köpfen waren sehr dicht, und nur wenig Sonnenlicht drang in die Tiefe. Licht. Das strahlende Licht.
In der Nacht vor dem Angriff war ihm der Drache erschienen. Erschienen in glorreicher Pracht! Eine Lichtgestalt, deren schimmernde Gewänder in der Luft leuchteten. Töte Perrin Aybara!, hatte der Drache befohlen. Töte ihn! Also hatte der Prophet sein bestes Werkzeug ausgeschickt, Aybaras lieben Freund.
Dieser Junge, dieses Werkzeug, hatte versagt. Aram war tot. Die Männer des Propheten hatten das bestätigt. Eine Tragödie! Waren sie darum nicht gediehen? War das der Grund, warum ihm von seinen Tausenden von Anhängern nur noch eine bloße Handvoll geblieben waren? Nein. Nein! Sie mussten sich gegen ihn gestellt, mussten im Geheimen den Schatten angebetet haben. Aram! Ein Schattenfreund! Darum hatte er versagt.
Die ersten seiner Anhänger - schmutzig, blutig, erschöpft - erreichten den Hügelkamm. Ihre Kleidung war nicht besser als Lumpen. Kleidung, die sie nicht von anderen hervorhob. Die Kleidung von schlichten und guten Menschen.
Der Prophet zählte sie. Weniger als hundert. So wenige. Trotz des Tageslichts war dieser verfluchte Wald so finster. Dicke Baumstämme standen dicht beieinander, und Wolken hatten den Himmel verdunkelt. Das Unterholz aus Knochenbüschen mit ihren dünnen Ästen war verfilzt und bildete eine beinahe unnatürliche Barriere, außerdem kratzten die Büsche wie Krallen über seine Haut.
Das Unterholz und die steilen Erdkämme verhinderten, dass ihm das Heer folgen konnte. Obwohl der Prophet vor nicht einmal einer Stunde aus Aybaras Lager entkommen war, fühlte er sich bereits sicher. Sie würden nach Norden gehen, wo sie Aybara und seine Schattenfreunde nicht finden würden. Dort konnte der Prophet einen Neuanfang machen. Er war nur bei Aybara geblieben, weil seine Anhänger stark genug gewesen waren, Aybaras Schattenfreunde fernzuhalten.
Seine geliebten Anhänger. Tapfere Männer, und treu, jeder Einzelne von ihnen. Von Schattenfreunden ermordet. Er trauerte um sie, beugte den Kopf und murmelte ein Gebet. Seine Leute folgten seinem Beispiel. Sie waren müde, aber in ihren Augen brannte das Licht der Leidenschaft. Die Schwachen unter ihnen
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